Zeitschrift

TEC21 2012|10
Der korrigierte Fluss
TEC21 2012|10
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Als das Walliser Kantonsparlament am 27. September 2000 die allgemeinen Ziele und Grundsätze zur dritten Rhonekorrektion genehmigt hatte, dauerte es gerade mal zwei Wochen, bis eines der schlimmsten Hochwasser der jüngeren Zeit das Rhonetal heimsuchte. Damit war offensichtlich, dass nach der ersten und zweiten Rhonekorrektion ein drittes Projekt unausweichlich würde.

Von den rund 13 000 Hektaren überschwemmungsgefährdeten Flächen in den Kantonen Wallis und Waadt liegen rund 30  Prozent im Siedlungsgebiet. Industriegebiete wie das in Visp zeichnen sich durch ein besonders hohes Schadenpotenzial aus. So ist es nachvollziehbar, dass die Arbeiten zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in diesem prioritären Abschnitt bereits vor drei Jahren begonnen haben.

Noch nicht genehmigt ist hingegen das «Generelle Projekt», das die flussbaulichen Massnahmen der dritten Rhonekorrektion auf der Länge des ganzen Flusslaufes beschreibt. Seit 2008 liegt ein Vorschlag des Kantons Wallis auf dem Tisch. Auf der Basis von umfangreichen Studien präsentierten die Verantwortlichen eine ausgewogene ­Lösung, die mehr Sicherheit bringt, aber auch die Gestaltung eines natürlicheren und ökologischeren Gewässers ermöglicht («Die Rhoneebene schützen»). Doch diese ­Lösung erfordert mehr Raum für die Rhone. Der Widerstand, der insbesondere aus der Landwirtschaft und aus betroffenen Gemeinden kam, war so stark, dass die Walliser Regierung eine unabhängige Kommission einsetzte, die zurzeit das vorgeschlagene Konzept überprüft. Viel hängt nun von der Beurteilung dieser Kommission ab.

Bei solch grossen Flussprojekten werden die Chancen für die Aufwertung der Lebensräume noch viel zu wenig beachtet. Mit bescheidenen Aufweitungen an den Stellen, wo Seitengewässer in den Hauptfluss einmünden, lässt sich die ökologische Situation verbessern («Einmündungen ökologisch aufwerten»). Ein eindrückliches Beispiel ist auch das Projekt «Sion-sur-Rhône».

Architekturstudierende der ETH Zürich haben für Sion eine Vision entworfen, die das Rhoneufer viel stärker als bisher in die Stadtentwicklung einbezieht. Über den kühnen Vorschlag einer neuen Flussinsel lohnt es sich nachzudenken («Mit einer Insel ein neues Zentrum schaffen»).

Es wäre eine einmalige Chance, wenn die Walliser ihren Fluss, vor dem sie sich seit Jahrhunderten fürchten, mit neuen Augen sehen könnten. Entscheidet man sich im Wallis für einen neuen Umgang mit der Rhone, so könnte dies – zusammen mit den guten Beispielen beim Linthkanal und an der Thur – zu einem Vorbild werden für das anlaufende Hochwasserschutzprojekt am Alpenrhein zwischen Sargans und dem Bodensee. Und es könnte wegweisend sein für sämtliche Gewässerrenaturierungen, die in der Schweiz in den kommenden Jahrzehnten an die Hand genommen werden.
Lukas Denzler

05 WETTBEWERBE
Verbraucherschutzamt in Steinhausen

8 MAGAZIN
Adäquat weitergebaut

14 DIE RHONEEBENE SCHÜTZEN
Lukas Denzler
Die Bauarbeiten für die dritte Rhonekorrektion werden 30 Jahre dauern und damit eine ganze Generation beschäftigen. In einzelnen Abschnitten wird bereits gebaut, das ganze Projekt ist aber noch nicht genehmigt.

21 «MIT EINER INSEL EIN NEUES ZENTRUM SCHAFFEN»
Lukas Denzler
In Sion werden die Rhoneufer als öffentlicher Raum nur wenig genutzt. Christophe Girot, Professor für Landschaftsarchitektur an der ETH Zürich, berichtet über ein visionäres Projekt für die Walliser Hauptstadt.

26 EINMÜNDUNGEN ÖKOLOGISCH AUFWERTEN
Anton Schleiss, Marcelo Leite Ribeiro
Mit relativ wenig Aufwand lassen sich die Mündungsbereiche von Zuflüssen in die Hauptgewässer ökologisch aufwerten und damit die Vernetzung der Lebensräume verbessern.

29 SIA
Sitzung der ZOK | Unternehmensführung für Planer | Stagnation auf hohem Niveau

32 FIRMEN

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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