Zeitschrift

TEC21 2012|40-41
Mit dem Vergessen leben
TEC21 2012|40-41
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Was bedeutet es, für Menschen zu planen und zu bauen, in deren Situation man sich nicht versetzen kann? Diese Ausgabe unserer Reihe «Hindernisfrei»[1] widmet sich dem Thema Demenz. Was mit scheinbar harmlosem Vergessen beginnt, führt im Verlauf der Krankheit zu Wesensveränderungen und zu einer Pflegebedürftigkeit, die oftmals eine Einweisung in ein Demenzheim unumgänglich macht.

Die Anzahl der Betroffenen steigt ebenso wie die Schwere des Krankheitsverlaufs: Pro Tag erkranken in der Schweiz rund sechzig Frauen und Männer an Demenz. Für das Jahr 2030 sagen Prognosen eine Verdoppelung der heute 107 000 Demenzpa­tienten voraus. Die durchschnittliche Lebensdauer mit Demenz beträgt acht bis zehn Jahre, ohne dass der Verlauf der Krankheit gestoppt werden kann.

Damit besteht ein riesiger Bedarf an adäquaten Pflegeplätzen: 2006 deckten demenzspezifische Tagesstätten nur 12 % der Nachfrage – hier besteht dringender Nachholbedarf, und es stellt sich die Frage, wie das ideale Wohnheim für Menschen mit dieser Diagnose aussieht.

Einen Versuch startete 2009 das niederländische Pflegeheim Hogewey, das sich auf Initiative seiner Mitarbeiter für ein neuartiges Pflegekonzept entschied: Statt eines herkömmlichen Heims baute die Heimleitung «Ein Dorf für Vergessende» – eine Gratwanderung zwischen Normalität und Illusion, die ohne das ausgeprägte Engagement der Beteiligten ins Inszenierte kippen würde. Dass neben dem baulichen Umfeld ebendiese auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Pflege entscheidend ist, zeigen auch die Autoren des Beitrags «Demenzgerechte Architektur?». Sie vermitteln eindrücklich das Krankheitsbild und geben Hinweise für die Gestaltung eines angemessenen Wohnumfelds für Betroffene. In der ersten Phase der Demenz können Pa­tien­ten auch gut zu Hause betreut werden, dennoch gilt es, einige Regeln zu beachten. Der Artikel «Wohnen mit Demenzkranken» widmet sich dieser Thematik.

Da ein Heft alleine die Auseinandersetzung mit Demenz nicht leisten kann, haben wir zudem Literatur ausgewählt – Belletristik, die sich des Zustands der Betroffenen annimmt, das Unbeschreibliche beschreibt und eindrücklich die unterschiedlichen Phasen der Krankheit vermittelt. Zudem stellen wir Fachliteratur vor, die Planungshinweise in unterschiedlicher Form aufbereitet präsentiert (S. 16). Auf unserer Onlineplattform finden Sie zudem Links zu Filmbeiträgen zum Thema.

Tina Cieslik, Andrea Wiegelmann


Anmerkung:
[01] Reihe «Hindernisfrei»: «Special needs», TEC21 38/2011; «Gemeinschaft im Alter», TEC21 13/2012 und «Gepflegt wohnen», TEC21 35/2012

05 WETTBEWERBE
Wohn- und Demenzhaus in Arlesheim | Altersheimerweiterung in Frauenfeld

12 MAGAZIN
Madrid hat wieder einen Fluss | Äthiopiens neue Brücken | Bücher

22 DEMENZGERECHTE ARCHITEKTUR?
Christoph Held, Doris Ermini-Fünfschilling
Die Zahl der Demenzpatienten wächst. Doch wie plant man für Menschen, die ihren Alltag nicht mehr selbst bestimmen können? 

27 EIN DORF FÜR VERGESSENDE
Christine Brand
In der niederländischen Siedlung De Hogeweyk leben ausschliesslich Demenzpatienten. Das Projekt, entstanden auf Initiative der Mitarbeiter, entwickelt sich zum Modellfall. Auch in der Schweiz ist das erste Demenzdorf geplant.

32 WOHNEN MIT DEMENZKRANKEN
Monika Holfeld
In der ersten Phase der Krankheit können Demenzpatienten zu Hause betreut werden. Anpassungen an Lichtführung und Farbgestaltung erhöhen die Lebensqualität der Betroffenen.

38 SIA
«Mehr schweizerischen Gesamtsinn!» | Fort- und Weiterbildung

45 PRODUKTE
Prolux | Burmak | Längle Hagspiel | Bigla | Hochschule Luzern

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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