Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Zweimal grünes Licht in Salzburg

Umbau des Festspielhauses grundsätzlich genehmigt

5. Juni 2003 - Derek Weber
Die jüngste Sitzung des Salzburger Festspielkuratoriums endete mit zwei wichtigen Ergebnissen: Grünes Licht gab es für die Bestellung Martin Kušejs zum Nachfolger Jürgen Flimms (NZZ 2. 6. 03). Und grünes Licht gab es auch für den Umbau des Kleinen Festspielhauses, insofern, als dem Direktorium die grundsätzliche Bewilligung für den Bau und die Einholung konkreter Offerten gegeben wurde. Allerdings muss diese Entscheidung bei einer ausserordentlichen Sitzung am 28. Juli nach Sichtung der Angebote der mit dem Bau zu beauftragenden Firmen noch einmal endgültig bestätigt werden.

Die Kosten für das nach langen Diskussionen und Querelen angenommene Projekt der österreichisch-luxemburgischen Architektengemeinschaft Holzbauer/Valentiny waren von der Wirtschaftsprüfungsfirma Diederichs und Partner ursprünglich mit 37 Millionen Euro taxiert worden. Es wurde in der Zwischenzeit entscheidend modifiziert, neuerlich einer Bewertung unterzogen und als im Kostenrahmen bleibend, «aber hart am Limit liegend» (Bürgermeister Schaden) bezeichnet. (So sickerte durch, dass die «Reserve für Unvorhergesehenes», die in der Regel 15 Prozent der Bausumme beträgt, auf 5 Prozent gekürzt wurde und dass die Kürzungen auch zulasten der technischen und der Bühnenausstattung gehen werden.) Das Kuratorium hat eine permanente begleitende Kostenkontrolle vorgeschrieben und sich die letzte Entscheidung für den Juli vorbehalten. Die verbleibende Finanzierungslücke von 4 Millionen Euro, die wegen der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht eintreffenden Gelder Alberto Vilars offen bleiben wird, muss vermutlich durch Kreditaufnahmen gedeckt werden. Sollte es dem Direktorium jedoch gelingen, über diesen Betrag hinaus weitere Sponsoren für den Umbau zu finden, werde man ihm, versicherte Schaden, bei der Realisierung der nun gestrichenen Ausstattungs-Sonderwünsche nicht in den Arm fallen.

Ausdrücklich betonte der Bürgermeister, dass es trotz den Einsparungen keine Abstriche bei der Qualität der verwendeten Materialien geben werde. «Wenn man mit wenig Geld bauen muss», kommentierte Landeshauptmann Franz Schausberger die Entscheidung, «dann sind Kompromisse unvermeidlich.» So seien die VIP-Lounge und viele Extras gestrichen worden. Die Fassade wird nun aus Kostengründen doch ganz abgerissen und neu wieder aufgebaut; statt der geplanten zwei Eingänge wird es nur einen geben, und eine ganze Reihe von architektonischen Eingriffen in die Fassade - wie der grosse Balkon - wurde entschärft. Damit wurde auch den Wünschen der für das Aussehen der Altstadt zuständigen «Sachverständigen-Kommission» der Stadt Salzburg Rechnung getragen, die in solchen Fragen ein Einspruchsrecht besitzt und Änderungen am ursprünglich vorgelegten Plan von Holzbauer/ Valentiny verlangt hatte.

Während sich das Direktorium mit der Entscheidung des Kuratoriums für das Umbauprojekt höchst zufrieden zeigte, hält sich die Begeisterung bei Bürgermeister Schaden und der «Sachverständigen-Kommission» in Grenzen. Kritisiert wird darüber hinaus, dass die technische Ausstattung des Hauses nach dem Umbau nicht besser sein wird als jetzt. Optimistisch geben sich die Verantwortlichen, dass der Umbau fristgerecht zum Mozart-Jahr fertiggestellt sein wird. Ebenso rechnet man mit der Zustimmung des österreichischen Bundesdenkmalamtes zur neuen Fassadenlösung. Die Behörde wäre die einzige Instanz, die das Projekt noch zu Fall bringen könnte, von dem viele meinen, es wäre besser gewesen, es nach all den Pannen und Verzögerungen bei der Vergabe ohne Rücksichtnahme auf das Jahr 2006 neu auszuschreiben.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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