Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Bombe gegen Holzmeister?

Meinung - ein Fachkommentar

24. April 2002 - newroom
Am 13. November 2001 wurden Hermann & Valentiny und Wimmer Zaic Architekten als Erstgereihte des Architekturverfahrens für den Festspielhausumbau in Salzburg präsentiert. Dies wurde von keiner Bombenstimmung begleitet, sondern von Entschuldigungen der politischen Entscheidungsträger an den Zweitgereihten, Herrn Professor Wilhelm Holzbauer: Das Siegerprojekt stamme zumindest von Holzbauer-Schülern, ergo von Holzmeister-Enkerln... Holzbauer blockiert trotz alledem durch Eingaben beim Bundesvergabeamt die Auftragsvergabe für das „Haus für Mozart“.

Bombenfest will Holzbauer das „Erbe von Clemens Holzmeister“ vor dem Siegerprojekt schützen, diesen „Akt der Zerstörung“, die „Bombe gegen den denkmalgeschützten Bau“. Da das Dach des Kleinen Festspielhauses „2,78 Meter“ angehoben werden soll, käme es zu „völlig anderen Proportionen“ von Holzmeisters Fassade von 1926. Der aufragende, stadtbildprägende Bühnenturm (1937/38) „würde in seiner Wirkung völlig abgeschwächt“. Ob das Siegerprojekt zum „Ei des Kolumbus“ bei dem seit 1925 schließlich sechsten (!) Umbau werden kann, werden die anderen vier Teilnehmerteams und der Normalbürger – im Gegensatz zum bestens informierten Holzbauer – erst mit der offiziellen Öffentlichmachung sehen. Falls im Festspielhaus undichte Stellen vorhanden sein sollten, besteht beschleunigter Sanierungsbedarf.

Holzbauer selbst hat beim Umbau-Gutachterverfahren 1986 vor Holzmeisters 1926er-Fassade einen Anbau gesetzt, 1998 bei seiner Machbarkeitsstudie ein Glashaus. In einem solchen sitzt er heute mit diesem Wettbewerbsvorteil und Informationsvorsprung. Holzbauer ist es aber, der mit einer „Angriff ist die beste Verteidigung“-Eingabe „mehrere eindeutige Verstöße gegen die Ausschreibungsbedingungen“ entdeckt haben will. Bei Wettbewerbsverfahren finden Architekten bisweilen die optimale Lösungsstrategie außerhalb von nicht immer ausgegorenen Rahmenbedingungen des Auslobers. Dann liegt es an Jury, Bauherr und Behörde, gegebenenfalls diesem von riskantem Engagement getragenen Mehrwert zur Umsetzung zu verhelfen. Macht hingegen Holzbauers Politik der verbrannten Erde Schule, weicht der Spielraum für gestalterische Kompetenz, in einer bereits angeschlagenen und zunehmend verbürokratisierten Wettbewerbskultur Österreichs.

[ Erschienen auf http://www.salzburg.com/salzburgerfenster/artikel/l1305.html ]

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