Bauwerk

Hauptbücherei
Ernst Mayr - Wien (A) - 2002
Hauptbücherei, Foto: Manfred Seidl
Hauptbücherei, Foto: Manfred Seidl

Größer, schöner, moderner

Platz für eine Viertelmillion Bücher bietet die neue Hauptbücherei der Stadt Wien, die kommende Woche eröffnet wird.

4. April 2003
Am 8. April ist es so weit. Da öffnet die neue Hauptbibliothek der Büchereien Wien am Urban-Loritz-Platz ihre Pforten. Der Neubau von Architekt Ernst Mayr bietet Platz für 300.000 Bücher und CDs, das ist mehr als das Doppelte von dem, was am alten Standort in der Skodagasse zugänglich war. Durch vermehrte Neuankäufe von rund 35.000 Medien jährlich und das Einbeziehen des Magazinbestandes in die Aufstellung ist die Kapazitätsgrenze bereits fast erreicht. Alfred Pfoser, Direktor der Büchereien Wien, rechnet mit bis zu 5.000 Besuchern täglich. In den alten Räumen waren es im Schnitt 1.500.


Neue Technik

Die Besucher werden sich nicht nur an den neuen Standort, die neue Architektur und neue Aufstellungsstrukturen gewöhnen müssen, sondern auch an ein neues elektronisches System, das die Entlehnung von Medien mittels Transponder-Chips über Selbstbedienungs-Terminals ermöglicht. Rückgabe und Verrechnung werden weiterhin vom - um zwölf Personen aufgestockten - Bibliothekspersonal durchgeführt.


Heterogene Aufgaben

„Eine öffentliche Bücherei ist eine in einer Zwischenzone angesiedelte Institution“, meint Pfoser, „Wir bieten einen Ausstieg aus dem Berufsleben, etwa, wenn man sich über Reisen informieren oder Romane lesen möchte. Zugleich sind wir aber auch ein Einstieg für Schüler, Studenten oder zur beruflichen Weiterbildung.“ Deswegen hat man zuletzt die Bereiche Naturwissenschaft, Technik, EDV oder Wirtschaft stark ausgeweitet.


PISA und die Folgen

„Österreich ist ein Nachzüglerland in Bezug auf Bibliotheksbauten“, sagt Alfred Pfoser. Länder wie Finnland oder Dänemark, die in der viel zitierten PISA-Studie im Bildungsvergleich vorne lägen, hätten auch ein umfangreiches und attraktives öffentliches Bibliothekswesen. „Ich glaube, dass das Wiener Projekt ein Stimulator sein wird, in diesen Bereich zu investieren. Bisher hat man sich in Österreich dabei vorwiegend auf Museen und Theater konzentriert und die Bibliotheken auch in der medialen Aufmerksamkeit vergessen.“

„Bei uns gehen nur 8 bis 10 Prozent der Bevölkerung in öffentliche Büchereien“, meint der Direktor der Büchereien Wien im Gespräch mit der APA, „in der PISA-Studie wurde bei Österreich extra auf unsere schwache Infrastruktur bei den Büchereien hingewiesen. Das ist immer untergegangen.“ Immerhin sieht Pfoser eine Art Trendumkehr, bei der die neue Bibliothek in Gänserndorf Wegbereiter gewesen wäre. Eine neue Mediathek in Graz und neue Projekte in Linz, Salzburg oder Wels seien, so Pfoser, sichtbarer Ausdruck dessen, dass sich die Stadtväter auch der sozialen Bedeutung der Bibliotheken mehr bewusst würden. „In den USA, wo man in Sachen Public Libraries führend ist, hat man dies längst erkannt.“


Alles fließt

Dafür, dass die neue Hauptbücherei ständig Neues bieten wird, sorgt der permanente Prozess des Neu-Aufstellens und Ausmusterns von Medien. Hier geht es schließlich um die Benützung, nicht um die Archivierung. Und alles, was zwei Jahre lang nicht ausgeborgt wurde, wird einer strengen Kontrolle unterzogen. „Bücher altern ja immer rascher. Anhand der Nutzung in Bibliotheken lässt sich das sehr gut feststellen“, sagt Pfoser. Dennoch muss niemand Angst haben, dass Werke der Weltliteratur der Ausmusterung zum Opfer fallen, nur weil sie eine Zeit lang nicht ausgeborgt werden. „Es gibt keinen Automatismus“, beruhigt Pfoser, „hier ist das Wissen der Bibliothekare gefordert.“

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