Bauwerk

Wohnhaus
Mittermair Architekten - Amstetten (A) - 1995
Wohnhaus, Foto: Johannes Wagner
Wohnhaus, Foto: Johannes Wagner
Wohnhaus, Foto: Johannes Wagner
14. September 2003 - Az W
Ausgangspunkt war der Wunsch der Bauherrin nach einer zweiten Wohneinheit, die auf einem schmalen, jedoch tiefen Grundstück mit einem kleinen alten Siedlungshaus von 1949 entstehen sollte. Mittermair entschloß sich dazu, das eingeschoßige Haus mit schlichter Putzfassade, steilem Satteldach und einem Grundriss von zirka 8 x 9 m - das letzte unveränderte Gebäude dieser Art in der gesamten Siedlung - bis auf einen kleinen Wirtschaftsteil in dem Bad und WC und nach dem Krieg auch Stallungen untergebracht waren, unverändert stehen zu lassen und direkt daneben - nach hinten hin - ein zweites Haus zu bauen; beide Häuser sollten eigene Eingänge haben und wurden daher nur im Obergeschoss miteinander verbunden.
Da das Grundstück einen sehr dichten Baumbestand aufweist, entstand die Idee, den Grundriss des Hauses nach ihm auszurichten. Dadurch ergab sich sowohl das Zurückweichen der Eingangsfront als auch die Schrägstellung des durch die Sperrholzfassade gestreckten Eingangspavillons aus weißen Holzlamellen; schon von der Straße her sichtbar, fungiert er als Signal, dient aber gleichzeitig als leichter Sichtschutz zum Garten hin und bildet einen Kontrapunkt zur rotbraun lasierten Fassade.
Wie eine Membran über den Baukörper gezogen bildet sie „den Rahmen für das jahreszeitliche Farbenspiel der Natur. Die blühenden Obstbäume des Frühlings konstrastieren mit der dunklen Fläche des Hauses, durch die dichte Belaubung im Sommer entsteht ein Licht- und Schattenspiel an der Fassade, welches die Färbung des Laubes im Herbst allmählich und sanft in die Tönung der Fassade übergehen läßt.“
Die schon von außen erkennbare Transparenz, die durch große Glasflächen gewährleistet wird, setzt sich im Inneren der zweigeschoßigen Holzriegelwandkonstruktion fort. Dem Wunsch der Bauherrin nach einem möglichst offenen Raum entsprechend, verschränkte Mittermair das quer zum Garten hin orientierte, mit schwarzem Schieferboden versehene Erdgeschoss mit dem längsgerichteten, mit Holzboden ausgelegtem Obergeschoss durch eine Galerie, wodurch ein großes Raumvolumen mit differenzierten Blickpunkten und unterschiedlichen räumlichen Situationen und Zonen entstand.
Während die Nebenräume im Erdgeschoss durch Schiebewände abgetrennt sind, stehen sie im Obergeschoss als „blauer Block“ ausgebildet im Raum. Beide Geschoße, deren Funktionen nicht fix vorgegeben sind und daher den jewiligen Bedürfnissen angepasst werden können, sind mit einer zweiläufigen Holzstiege verbunden. Die Verbindung von altem und neuem Haus erfolgt lediglich durch einen schmalen Steg im Obergeschoss, der Übergang bleibt durch einen verglasten Schlitz erfahrbar. Ganz bewusst wurde eine Verschmelzung von alt und neu vermieden, der Kontrast der unterschiedlichen Proportionen und Baukonstruktionen wurde zum Thema. (Text: Martina Kandeler-Fritsch)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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