Bauwerk

Wohnanlage Fussenau Sanierung
Helmut Kuess - Dornbirn (A) - 2008
Wohnanlage Fussenau Sanierung, Pressebild: Lukas Schaller
Wohnanlage Fussenau Sanierung, Pressebild: Lukas Schaller

Wohnanlage Fussenau

Nominierung zum Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010

In ganz Österreich warten soziale Wohnbauten aus den 1970er- und 80er-Jahren auf Sanierung. Die Wohnanlage in Fussenau zeigt, wie der Weg von der abgewohnten Energieschleuder zum Energiesparhaus gelingen kann.

28. Mai 2010 - newroom
„Der Wintergarten ist das Beste!“, antwortet Hildegard Heinzle auf die Frage, wie es sich so lebe in der renovierten Wohnanlage Fussenau am Stadtrand von Dornbirn. Sie verbringe dort viel Zeit, erzählt sie – zum Plaudern mit Besuchern, zum Handarbeiten oder einfach nur zum Rausschauen. Um diese Freude nachvollziehen zu können, muss man wissen, wie die Wohnanlage Fussenau vor der Sanierung ausgesehen hat: Die Anlage mit fünf Gebäuden und 54 Wohneinheiten, die 1980 von der Vorarlberger gemeinnützigen Wohnungsbau- und Siedlungesellschaft VOGEWOSI errichtet worden war, war im Jahr 2004 schon einigermaßen abgewohnt. Die beige Fassade war fleckig, die rotbraunen Fenster und Balkone ausgebleicht, die grünen Markisen unpassend.

Reduktion um Faktor 10

Im Jahr 2004 wünschten sich die Bewohner:innen des- halb eine optische Sanierung. Der Vorschlag, auch eine thermische Verbesserung durchzuführen, wurde von den Mieter:innen einstimmig angenommen. Zielvorgabe war eine Reduktion des Wärmebedarfs um den Faktor 10, also von 250 auf 25 kWh/m²a. Im Endeffekt konnte der Bedarf sogar auf 15 kWh/m2a (gemäß OIB) gesenkt werden, der verbleibende Wärmeenergiebedarf für Warmwasser und Heizung wird mit Solarkollektoren und Erdgas bereitgestellt. Erreicht wurde die Energieeinsparung durch umfassende Maßnahmen: Dämmung der Außenwände, der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke mit Polystyrol, Einbau von dreifach verglasten Passivhaus-Holzfenstern und Aus- dämmen der ehemaligen Rollladen- Kästen, Einbau einer Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Verglasung der Balkone mit Zwei-Scheiben-Isolierverglasung.

Balkon im Glasmantel

Die auskragenden Balkonplatten waren eine Kältebrücke und es wäre wohl am besten gewesen, sie einfach abzuschneiden und neue, frei stehende Balkone zu errichten. Weil sich der Torfboden in Fussenau senkt, hätte das aber Probleme bereiten können. So wurde entschieden, die Balkone in eine Glashülle zu packen, die als thermischer Puffer wirkt. Damit sich die Häuser nicht zu sehr ver- schließen, ist die Hälfte der Verglasung als Schiebetür gestaltet. Die Sanierung der Wohnanlage Fussenau zeige eindrucksvoll, wie im sozialen Wohnbau die energetische Sanierung von problematischen Bestandsbauten der 70er- und 80er-Jahre erfolgreich abgewickelt werden kann, und könne beispielgebend für andere Bauten dieser Art in Österreich sein, so die Beurteilung der Jury. Erfreulich sei auch die Tatsache, dass durch die offene Informationspolitik des Bauträgers die Zustimmung der Mieterinnen und Mieter zu den Sanierungsarbeiten binnen kürzester Zeit erreicht werden konnte. (Text: Sonja Bettel)

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