Bauwerk

Wohnanlage Fussenau Sanierung
Helmut Kuess - Dornbirn (A) - 2008
Wohnanlage Fussenau Sanierung, Pressebild: Lukas Schaller

Wohnanlage Fussenau

Nominierung zum Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010

27. Mai 2010 - newroom
Die 54 Mietwohnungen stammen aus den späten 1970er Jahren, liegen am flachen Nordrand von Dornbirn, aufgeteilt in fünf dreigeschossige Baukörper mit Satteldächern, mit weiß verputzten Fassaden und – ursprünglich - durchgängigen Balkonen in allen Etagen, hauptsächlich auf die Südwestseiten, nur in einem der leicht versetzt konzipierten „Doppelhäuser“ nach Südosten gerichtet: Eine vollkommen durchschnittliche Wohnanlage leicht „voralpinen“ Charakters. Die sofort auffallende Eigenart, dass die Häuser vom „durchfließenden“ Grünraum isoliert und abgehoben erscheinen, erklärte sich aus der Bodenbeschaffenheit des ehemaligen Torfgrundes, der sich immer noch weiter setzt (80cm gegenüber 1980), was auch die Tiefgründung auf Piloten erforderte. Die technisch sehr umsichtig gelöste Sanierung und vor allem die Verwandlung der Blumen-Balkone in eine homogen verglaste, großflächige Veranden-Pufferzone mit raumhohen, öffenbaren Schiebe-Elementen hat die Typologie der Anlage vom vorher Provinziellen in ein fast urbanes, „holländisches“ Image gehoben.

Der Wegfall der Balkonbrüstungen hat den zum Teil tiefen Innenräumen zusätzlich mehr direkte und indirekte Lichteinstrahlung gebracht. Das Einpacken aller übrigen Außenwände mit Vollwärmeschutz, gefärbt in eher knalligen Tönen und manche andere Details erscheinen der Jury suboptimal.


Nachhaltigkeit:
Die Wohnanlage Fussenau in Dornbirn zeigt eindrucksvoll, wie eine Sanierung auf Passivhausniveau organisiert und durchgeführt werden kann. Die Reduktion des Heizwärmebedarfs von ursprünglich 250 Kilowattstunden auf nunmehr 11 Kilowattstunden pro Quadratmeter Bruttogeschoßfläche und Jahr spricht für sich. Alle Wohnungen wurden mit einer energieeffizenten Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, der verbleibende Wärmeenergiebedarf für Warmwasser und Heizung wird mit Solarkollektoren und Erdgas bereit gestellt. Aus energietechnischer Sicht wurde somit ein umfassendes Konzept realisiert. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass durch die offene Informationspolitik des Bauträgers die Zustimmung der Mieterinnen und Mieter zu den Sanierungsarbeiten binnen kürzester Zeit erreicht werden konnte.

Dieses positive Umsetzungsbeispiel zeigt eindrucksvoll, wie im sozialen Wohnbau die energetische Sanierung von problematischen Bestandsbauten der 70er und 80er Jahre erfolgreich abgewickelt werden kann und kann in diesem Bereich beispielgebend für die zahlreichen anderen Bauten dieser Art in Österreich sein. (Jurytext: Otto Kapfinger, Robert Lechner)

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