Bauwerk

Anton Bruckner Privatuniversität - Neubau
Architekturbuero 1 - Linz (A) - 2015

Ein Unipalast am Rande der Stadt

Prächtig und so gut wie fertig steht er da, der jüngste Kulturbau des Landes Oberösterreich – „und der vorerst letzte“, sagt Landeshauptmann Josef Pühringer, weil die Bautätigkeiten nach Landesbibliothek, Ursulinenhof, Landesmuseum-Südflügel und Musiktheater abgeschlossen seien.

31. Juli 2015 - Peter Grubmüller
Mit Oktober startet in der neuen „Anton Bruckner Privatuniversität“ in der Hagenstraße auf dem Pöstlingberg nach vierjähriger Bauzeit der Lehr- und Forschungsbetrieb. Die offizielle Eröffnung findet am 27. November statt. „Und das trotz der Landtagswahlen im September“, sagt Pühringer. Warum so spät? „Weil wir eröffnen wollen, wenn das Haus in voller Funktionsfähigkeit erlebbar ist.“

42,9 Millionen Euro hat der Neubau exklusive Umsatzsteuer gekostet. Finanzierungsdauer: 30 Jahre. Bisher zahlte das Land für den Bruckneruni-Betrieb 14 Millionen Euro pro Jahr. Ab Herbst 2015 werden die Zuschüsse um fünf Prozent (700.000 Euro) steigen.

Das Linzer „Architekturbüro 1“ zitiert mit diesem Gebäude dessen inhaltliche Bestimmung. Die Lamellenfassade erinnert an ein Akkordeon, von oben betrachtet assoziiert man die Saitenbespannung einer Harfe. Bruckneruni-Rektorin Ursula Brandstätter will den gesamten Innenraum als Resonanzkörper verstanden wissen.

Hell und Lichtdurchflutet ist jeder der knapp 100 Unterrichts- und Vortragsräume. Die Akustik ist jeweils individuell regulierbar. Dass die Außenlamellen beweglich geplant, aber starr gebaut wurden, habe bürokratische Gründe gehabt. „Bei beweglichen Lamellen hätten wir eine behördliche Zulassung für Maschinen gebraucht. Heute sind wir froh darüber, weil der Bau schlichter wirkt“, sagt Matthias Seyfert vom „Architekturbüro 1“. Anstelle einer zweigeschoßigen Tiefgarage gibt es nun aus Kostengründen nur eine Parkebene mit 131 Stellplätzen – bei einer Kapazität von 600 Zuschauerplätzen, 850 Studierenden und 220 Lehrenden. Obendrein existiert nur eine öffentliche Verkehrsmöglichkeit bis zur Uni: Die Pöstlingbergbahn, die im Sommer ihren Betrieb um 22 Uhr, im Winter um 20 Uhr einstellt (Fahrten im 30-Minuten-Intervall).

„Einzig möglicher Standort“

Pühringer spricht nicht vom besten, sondern vom „einzig möglichen Standort, es gab sonst nichts in Zentrallage“.

Universitätsdirektorin und Projektleiterin Brigitte Mössenböck erläutert im OÖN-Gespräch, dass der Weg zu Fuß vom Hauptplatz lediglich 1,7 Kilometer lang sei. Für große Konzerte will die Uni auf eigene Kosten Shuttle-Busse zur Verfügung stellen. Die LinzAG werde die Pöstlingbergbahn-Betriebszeiten im Winter bis zur Haltestelle Hagen auf den Sommerfahrplan erweitern. Zusammen mit drei geplanten Einschubbahnen und der Zusage des Verkehrsverbundes (Post- und Bahnbusse), vor dem Haupteingang eine Haltestelle zu bauen, soll in Zukunft alle 15 Minuten ein öffentliches Verkehrsmittel zur Uni fahren.

Die neue Bruckneruni

Am 4. Mai 2001 fand der Spatenstich für die neue Bruckner-Privatuniversität statt. Damit war der Umzug vom Gebäude in der Wildbergstraße trotz Widerstands der Pöstlingberg-Anrainer besiegelt. Die Bauplatzfläche (mit öffentlich zugänglichem Park) beträgt 16.786 Quadratmeter. Funktionsfläche des Gebäudes: 8600 Quadratmeter.

Wie gesetzlich verankert, wurden 1,5 Prozent der Baukosten für die künstlerische Gestaltung („Kunst am Bau“) verwendet. Den Zuschlag erhielten Iris Andraschek, Hubert Lobnig, Anneliese Schrenk, hainAG, Peter Hauenschild und Georg Ritter. Der von Hellmuth Gsöllpointner entworfene Brunnen aus der Wildbergstraße wurde nach Plänen des Künstlers erweitert und vor der Südfassade neu errichtet.

Zahlen und Fakten

3525 Umzugskartons werden von der Wildbergstraße ins neue Gebäude in die Hagenstraße bis Semesterbeginn Anfang Oktober übersiedelt. Außerdem noch 1093 Möbelstücke und 547 Instrumente (darunter unter anderem 54 Flügel und 35 Pianos).

850 Studierende werden von 220 Lehrenden unterrichtet werden (etwa so viel wie bisher). Knapp 100 Unterrichtsräume und sechs Ensemblezimmer sind dafür vorgesehen, außerdem zehn Säle (drei für den Schauspielunterricht, vier für Tanz und drei weitere für elementare Musikpädagogik).

325 Sitzplätze für Publikum stehen im großen Konzertsaal der neuen Bruckneruni zur Verfügung, in den drei weiteren, kleineren Sälen (Orgel- und Kammermusiksaal, Studio für Schauspiel und Tanz) zwischen 70 und 140 Plätze. Insgesamt: rund 600 Plätze.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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