Bauwerk

Häuser im Wald
WINKLER+RUCK - Turracherhöhe (A) - 2017
Häuser im Wald © Gernot Gleis
Häuser im Wald, Foto: WINKLER+RUCK ARCHITEKTEN ZT GMBH

ZV-Bauherrenpreis 2018

20. Oktober 2018 - newroom
Luki, Toni und Franzi stehen aufrecht zwischen den Zirben- und Lärchenbäumen, ohne nach der Weite des Ausblicks zu streben, die auf dem Plateau der Turracher Höhe zu Füßen liegt. Die drei Blockhäuser, denen der passionierte Bauherr die Namen seiner Kinder gab sowie eine straßenseitig in Holzständerbauweise errichtete Gemeinschaftsscheune samt Garage bilden in 1.700 m Seehöhe ein hotelähnlich geführtes Refugium, das seinen Gästen die Erfahrung gönnt, inmitten eines Waldes zu wohnen.

Dass die typischen Hervorbringungen einer Fremdenverkehrsgemeinde wie Liftanlagen, Hotelburgen und Riesenparkplätze in greifbarer Nähe liegen, spielt spätestens beim Betreten der bekiesten Fußwege, die zu den einzelnen Häusern hangaufwärts führen, keine Rolle mehr. Für die Errichtung der behutsam auf dem Grundstück platzierten Häuser, die nur minimale Grundfläche beanspruchen, mussten lediglich drei Bäume weichen. Die Sockel- und Erschließungsbereiche der vertikal organisierten Einheiten sind aus dunkel eingefärbtem Sichtbeton mit vertikaler Bretterschalung gegossen, deren Archaik dank zweischaliger Konstruktion mit Kerndämmung auch im Inneren unverfälscht bleibt. In der Holzblockbauweise der Wohnräume und in der Eindeckung der Dächer mit Brettern haben Winker + Ruck Architekten bei regionalen Bauernhäusern, wie man sie auf der Fahrt auf die Turrach noch vereinzelt sieht, Anleihen genommen. Die formal unterschiedlich interpretierten Stiegenhäuser muten wie minimalistische Skulpturen an, deren Handwerkskunst sich in ausgereifter Einfachheit zeigt. Überall auf dem Rundgang durch die Häuser greifen das Massive und das ganz Zarte scheinbar mühelos ineinander. Die 20 cm dicken Blockwände mit in die Konstruktion eingefräster Dämmung als fremde Feder kommen – wie der raue Sichtbeton der Sockel – ganz ohne Verkleidung aus. Die abgebundenen Stämme wurden mit einer Zinkung versehen, die Räume nach Baumlänge bemessen.

Ein Geschoss, ein Raum, ein Bad, Schlupfwinkel, hier und da Ausblicke auf Wurzeln, Waldboden, Baumnachbarn. Komfort, der sich nicht aufdrängt, Reminiszenzen an So-war-es-einst. Der pure handwerkliche Umgang mit Material, Raumorganisation und Konstruktion ist in jedem der drei Häuser fühlbar, die mit Stube, Eckbank und Ofen Intimität und Geborgenheit ausstrahlen. Eine unbändige Liebe zum Detail ist vonseiten des Bauherrn in das Projekt eingeflossen, der den Beruf des Gastgebers mit Leib und Seele verkörpert. (Text: Jurytext ZV-Bauherrenpreis 2018, Gabriele Kaiser)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Lago Immobilien GmBH

Tragwerksplanung