Bauwerk

Vulcania - Vulkanismus-Museum
Hans Hollein - St.-Ours-les-Roches (F) - 2002

Weltweit einzigartiges Projekt

„Vulcania“ soll jährlich 700.000 Besucher in die Region bringen.

12. Februar 2002
„Das Absteigen, das Eindringen, das Erleben - das ist bei dem Projekt das wichtigste“, meint Hans Hollein. Schon die Anreise zum Areal und die Annäherung an den eigentlichen Museumskomplex, die über eine lange, sanft abfallende Rampe entlang einer Mauer aus vulkanischem Gestein verläuft, bietet Einstimmung und Perspektivenwechsel.

Hollein hat auch bei den Baumaterialien laufend Bezüge hergestellt und nicht nur „vulkanische Bomben“ (ausgestoßenes und im Flug erkaltetes Magma) eingebaut, sondern bis hin zu den Toilettenanlagen möglichst viel Material vulkanischen Ursprungs verwendet.


Museum und Themenpark

Das Projekt ist weltweit ohne Präzedenzfälle. Nur auf der französischen Insel Reunion gibt es ein kleines Vulkanmuseum, 35 Quadratmeter groß. Die gesamte Nutzfläche von „Vulcania“ beträgt über 16.000 Quadratmeter, davon 4.700 Quadratmeter für die Ausstellung. Anhand verschiedener szenografisch aufbereiteter Themenbereiche und benutzbarer Laboratorien soll eine Mischung aus Museum und Themenpark geboten werden.

In zwei Kinosälen - einer davon mit einer 20 Meter hohen Leinwand für IMAX-Formate - werden speziell gedrehte Filme für die Vertiefung des Eindruckes sorgen. „Zweieinhalb, drei Stunden wird ein Rundgang schon dauern“, meint Hollein, „aber wir haben Abkürzungsmöglichkeiten eingebaut. Niemand ist gezwungen, einem vorgeschrieben Parcours zu folgen.“


„Ganz arme Region“

700.000 Besucher soll „Vulcania“ jährlich nach St.-Ours-les-Roches bringen und für die Region als touristisches Zugpferd dienen. „Die Auvergne ist ja eine ganz arme Region“, sagt Hollein, „sie hat zwar den St.-Nectaire-Käse und einige sehr schöne romanische Kirchen, aber sonst ist sie nur sehr spärlich besiedelt und besucht.“

Die besonderen geologischen Verhältnisse der Region, so lautete die Überlegung Valery Giscard d'Estaings, sollten helfen, dies zu ändern. „Ohne Giscard gäbe es dieses Projekt nicht“, meint Hollein, „Es ist sein Baby, und er hat sich auch laufend auf der Baustelle informiert.“


Jury überzeugt

Zur Eröffnung am 20. Februar lässt sich Giscard nun mit einer „Eruption de joie“, einem „Ausbruch der Freude“, von 1.200 Schulkindern feiern - kleiner Trost dafür, dass er als Staatspräsident nie ein eigenes „Grand Projet“ eröffnen durfte. Und im Juni soll dann nochmals eine offizielle Feier folgen.

Mit einer selbst gefertigten Collage aus Stichen von Gustave Doré zu Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ und aus Illustrationen zu Dantes „Inferno“ hatte Hans Hollein 1994 die Wettbewerbs-Jury beeindruckt. „Und ganz ähnlich ist es jetzt tatsächlich geworden“, freut sich der Architekt auf die Eröffnung.


Jubelnde Vorberichte

Und auch die örtliche Bevölkerung, die zeitweise massive Naturschutz-Bedenken geäußert hatte, scheint seine Freude mittlerweile zu teilen. Eine französische Zeitung beendete dieser Tage einen jubelnden Vorbericht mit den Sätzen: „Vive le Massif central, vive l' Auvergne, vive Vulcania.“

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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