Akteur

BEHF Architects
Wien (A)

Die Firma

Der einzige Stil, den BEHF verfolgen, ist der Unternehmensstil ihrer jeweiligen Auftraggeber. Und die fahren sehr gut damit.

26. September 2000 - Ute Woltron
Der Weg zum Architekturbüro BEHF führt durch zwei Mariahilfer Hinterhöfe, dann geht's in ein altes Industriegebäude, hinauf über eine Eisenstiege und hinein durch eine unscheinbare Tür. Der Anblick dahinter verschlägt einem erst einmal kurz den Atem. In einem riesigen Loft, in dem einstens wahrscheinlich ölige Apparaturen Schraubenmuttern oder Ähnliches gestanzt haben, arbeitet und stampft jetzt eine schnieke Architekturmaschinerie, und die vermittelt durchaus den Eindruck, hochtourig zu laufen. Rund vierzig Architekten, Designer, Medienfachleute und sonstwie Kreative wieseln mit Papieren, Plänen, Linealen herum, Computer surren, Plandruckmaschinen plotten, Kaffeemaschinen gurgeln. Ein nettes Großraumbüro haben sie hier, mit maßgeschneiderten Arbeitskojen für jeden und jede, oder besser, für die jeweiligen Projekte, die gerade bearbeitet werden.

Die Architekten von BEHF sind offenbar mit Arbeit gut versorgt. Die Mitarbeiteranzahl der Architektengruppe hat sich seit ihrer Gründung 1996 mehr als verzehnfacht und macht die Firma zu einer der zahlenmäßig größten Architekturmaschinen im ganzen Land. Dass alles so geschmiert läuft, hängt natürlich mit dem Geschick der vier Gründungsarchitekten zusammen - und mit ihrer sehr geschäftstüchtigen Art, Architektur zu machen. BEHF steht für Unternehmensarchitektur, für Geschäftslokale und Bürobauten. Für eher schnell abgewickelte, dennoch gut durchdachte Sachen. Der wichtigste Kunde heißt Libro, und ihm verdanken die vier BEHF-Chefs auch den rasanten Aufstieg, den ihre Gruppe in so kurzer Zeit genommen hat.

Hinter dem coolen Firmentitel - er verfolgt als einfaches, prägnantes und deshalb sehr gut funktionierendes Logo jeden allerorten, der irgendwie mit der Firma zu tun hat - verbergen sich natürlich die Namen der vier Architekten: Erich Bernard, Armin Ebner, Susi Hasenauer und Stephan Ferenczy haben sich schon zu Studienzeiten in der Meisterklasse von Wilhelm Holzbauer kennen gelernt. So ungefähr vor fünf Jahren wurde einer nach dem anderen mit dem Studium fertig, und zur gleichen Zeit suchte auch Libro mittels Wettbewerbs nach einem neuen Image und einem neuen Unternehmensauftritt.

Die vier gewannen quasi von der Schulbank weg und waren gezwungen, rasch einen eigenen Betrieb zu etablieren. „Das Büro war Mittel zum Zweck, um den Auftrag überhaupt abwickeln zu können“, sagt Stephan Ferenczy. Der Schritt in die Unabhängigkeit machte sich bezahlt. Die Planer haben offenbar zur Libroschen Zufriedenheit gearbeitet, weshalb es Nachfolgeaufträge nur so regnete. Insgesamt entstanden bisher rund 70 Filialen mit jeweils 600 bis 1300 Quadratmetern Fläche, weil praktischerweise der Konsum pleite ging, woraufhin jede Menge Filialen zur Verfügung standen. Der Libro-Börsegang tat ein Übriges und scheffelte die entsprechenden Baugelder in die Unternehmenskasse. „Wir haben versucht, sozusagen den Selbstdefinierungsweg des Unternehmens zu begleiten“, meint Armin Ebner, „also eine Corporate Culture zu schaffen.“

Einer der wichtigsten Schritte in diese Richtung war die Gestaltung des Flagstores im Wiener Donauzentrum. Als Libro-Boss André Rettberg die Pläne dafür sah, soll er gesagt haben: „Gut. Ich vertraue Ihnen. Wir machen das. Aber Sie sind dafür verantwortlich.“ Das Konzept sah zuerst einmal eine Eliminierung alles Lieblichen vor. Das Verkaufslokal wurde bis auf sein Stahlbetonskelett und die Versorgungsadern völlig ausgezogen und bekam nur einen grauen Anstrich verpasst. Die „Hardware“ des Geschäfts, wie BEHF sich ausdrücken, besteht jetzt bis zu den gegossenen Kassablöcken aus nackigem Beton. Die „Software“, also alle Elemente, die das Lokal bespielen, setzt sich aus einem klaren Leitsystem zusammen, aus im Raum und nicht an der Wand gesetzten Regalen, damit der Kunde den Überblick nicht verliert, aus Monitoren sowie einer rundum gespannten zweiten textilen Haut im Raum, die als Werbe- und Infofläche nach Belieben beflimmert und bespielt werden kann. Insgesamt ein sehr einfaches, hartes, schnelles, nicht teures Konzept, dass einerseits mit seiner extremen Zurückgenommenheit dem kunterbunten Librosammelsurium die Tribüne gibt, das mit seinen Neue-Medien-Zonen allerdings auch MTV-artig die Werbesau rauslassen kann, wenn es will.

In ihrem schönen, schneeweißen, selbstverständlich mit allen technischen Sitzungsspezifankerln und dem BEHF-Logo ausgestatteten Besprechungsraum fühlt sich der Architekturkunde wie in Abrahams Schoß. Mittels Lamellenjalousien ist er von der lauten Außenwelt abgeschirmt, und die Damen und Herren, die BEHF vertreten, vermitteln ein Gefühl von Kompetenz, Vertrauen, Sicherheit. Diese Architekten haben ihre Unternehmerlektionen gelernt, und dazu gehört auch, ganz genau zu wissen, was man nicht will.

Im Falle von BEHF sind das die persönlicheren, kniffligeren Sachen wie Wohnungen umbauen und überhaupt Einfamilienhäuser austüfteln. „In diese Richtung zu gehen ist nicht unsere Kompetenz und auch nicht unser Wunsch“, sagt Ebner. Auch Ferenczy stimmt dem zu: „Dieses Thema wird nicht sonderlich geliebt von uns, weil es extrem aufwendig ist, wenn die Sache sinnvoll sein soll.“ Die zahlreichen Auszeichnungen, die es bisher gegeben hat, wurden denn auch für andere Bauaufgaben verliehen. Etwa für ein Büro-Geschäftshaus in Klagenfurt, das sich mit seiner ganz einfachen, gut funktionierenden Beton-Glas-Architektur im Vorjahr den Kärntner Landesbaupreis holte. Ein Nachfolgeprojekt entstand in Form eines ebenfalls sehr klaren und ebenfalls aus Beton gemachten Fachmarktzentrums in Feldbach. Drei Mieter teilen sich die Minishoppingmall, die mit ihrer einfachen markanten Hülle die Besucher erwiesenermaßen gut anspricht, die Geschäfte fuhren im vergangenen Jahr laut BEHF Rekordumsätze ein.

Die Architekten haben sich mit ihren Einkaufskettenarchitekturen sehr geschickt in eine Marktlücke manövriert, die von Kollegen bisher viel zu wenig beachtet wurde. Die allerorten wuchernden Stadtrandeinkaufszonen wären ein weites Betätigungsfeld für Gestalter, für Städtebauer und Planer und offenbar auch ein lohnendes, denn laut Ebner ist „das Interesse der Investoren da“.

„Die bauliche Maßnahme ist Teil der Unternehmensentwicklung unserer Kunden“, versucht Ferenczy die eigene Unternehmensphilosophie zusammenzufassen, „und BEHF ist eine Art Architekturagentur dafür. Dabei verfolgen wir grundsätzlich keine Stilistik.“ Bis dato hat der Hauptkunde Libro samt seinen Dutzenden Filialen die Truppe dermaßen beansprucht, dass gelegentlich sogar die Baustoffe ausgingen und etwa gewisse Stelzfüße für bestimmte Regale in ganz Europa nicht mehr aufzutreiben waren, oder bestimmte Lacke per Cessna rasch aus Dänemark eingeflogen werden mussten. Doch wie geht es weiter, wenn dieser Megadeal einmal abgeschlossen ist? „Die Frage lautet: Wie bleibe ich jung?“, sagt Ferenczy. Zu diesem Zweck hat BEHF neben der Controllingmannschaft, der Administrations- und Organisationstruppe auch ein Kommunikationsteam gegründet, das den Umgang nach innen und nach außen pflegt. Wie eine große, kluge Firma eben.

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BEHF Architects , Foto: Markus Kaiser