Bauwerk

Albertina
Erich G. Steinmayr, Friedrich H. Mascher, Hans Hollein, Arkan Zeytinoglu - Wien (A) - 2002
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini

Bravouröses Architekturpuzzle

Wie man uneitel, funktional und sehr spannend neue Architektur in würdigen Altbestand einfügt

8. März 2003 - Ute Woltron
Architektonisch betrachtet können Umbau sowie Revitalisierung der Albertina als ausgesprochen gelungen bezeichnet werden. Die Architekten Erich Steinmayr und Friedrich Mascher haben nicht nur vorzügliche - und stille - Arbeit geleistet. Sie haben auch das Durchhaltevermögen bewiesen, das für ein sowohl technisch, administrativ als auch entwerferisch derart schwieriges Bauvorhaben nötig ist. Die Albertina hat im Laufe ihrer über 200-jährigen Geschichte viele Umbauten und Stilwechsel durchgemacht. Heute zeigt sie sich prächtig wie nie, und sie zeigt sich als feudales großstädtisches Museum auf dem Letztstand der Technologie und der Architektur.

Der Bestand wurde bis zur letzten Intarsie sorgfältig restauriert und - was die Bauaufgabe so kompliziert machte - im großen Maßstab mit den Mitteln zeitgenössischer Baukultur erweitert. Diese Erweiterungen, es handelt sich um Studientrakte und Ausstellungshallen, sind von außen kaum sichtbar. Genau das gilt manchen als Kritikpunkt: Würde sich doch das Neue im Alten verstecken. Doch das Endresultat spricht für sich. Den Architekten gelang hier das Unwahrscheinliche - sie bauten in ein altes Stadtpalais feinste neue Architektur ein, banden sie funktional klug an den Bestand an, und dass etwa die hinter Stahl und Glas hochmodern untergebrachten Restaurierwerkstätten von außen nicht einsichtig sind, stört absolut nicht.

Die Albertina steht erhöht über dem eigentlichen Stadtboden, was den Umbau, sprich die Fundierungen, erschwerte. Steinmayr und Mascher machten aus der Not eine Tugend und gruben ihre neuen Gebäudeteile bis zum festen Terrain ein. Ein beachtlicher Tiefspeicher sorgt erstmals in der Geschichte der renommierten Sammlung für ordentliche Aufbewahrung der Kunstwerke, die neuen Ausstellungshallen, also jene Teile, die die Besucher zu Gesicht bekommen werden, sind reduzierte, vernünftige Angelegenheiten, die bestens bespielbar sein sollten. Die bereits erwähnten Werkstätten erstrecken sich über vier Geschoße, sie sind trotzdem dank ausgeklügelt angelegter Lichthöfe hell, freundlich und bis zuunterst lichtdurchflutet.

Ebenfalls restauriert wurden die völlig überalterten Räumlichkeiten des gleichfalls in der Albertina beheimateten Filmmuseums, das nunmehr auch über eine neue Vorführ- und Soundanlage verfügt. Ein Umbau des Kinosaales wird im Sommer erfolgen, eine kleine Bar sowie ein Shop im ganz neu gestalteten Eingangsbereich werden ebenfalls zur Zeit geplant.

Der Albertina-Umbau ist trotz Eröffnung noch nicht ganz vollzogen, was sich vor allem fassadenseits bemerkbar macht: Etwa Hans Holleins „Welle“ unter den neuen runden Fenstern - über die man streiten kann - steht noch aus, ebenso sein Flugdach über dem Eingangsbereich. Museumsshop und Café sind Kapitel für sich, die DER STANDARD gesondert besprechen wird. Zusammenfassend lässt sich jedenfalls sagen, dass das Gesamtkonzept von Steinmayr und Mascher, also die Komposition von Alt und Neu samt der schwierigen Gebäudelogistik (Wegeführung etc.) einen erfreulichen Meilenstein der zeitgenössischen Wiener Architektur darstellt.

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