Bauwerk

Albertina
Erich G. Steinmayr, Friedrich H. Mascher, Hans Hollein, Arkan Zeytinoglu - Wien (A) - 2002
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini

Hier sind Sie sicher

Maximale Sicherheit für die Kunstwerke und maximale Besucherzufriedenheit sind die Parameter der Renovierung der Albertina.

2. April 2002
Aufgerissene Böden, Scharen von Handwerkern, Gerüste und Staubwolken in den Räumen: So sieht es derzeit noch im Inneren der Wiener Albertina, einer der weltweit bedeutendsten Kunst-Sammlungen, aus. Es wird fieberhaft an der Restaurierung - der ersten seit über 100 Jahren - gearbeitet. Denn im März 2003 soll die Albertina wiedereröffnet werden.

„Die öffentlich zugänglichen Bereiche werden sicher in einem Jahr fertig sein. Die Verzögerungen, die wir in Kauf nehmen mussten - ich stehe voll hinter der Burghauptmannschaft, die diese Entscheidungen getroffen hat - sind auf archäologische Funde zurückzuführen gewesen. Sie wurden dort gemacht, wo sich heute die unterirdische Wechsel-Ausstellungshalle befindet“, erklärt Direktor Schröder im Gespräch mit kultur.ORF.at zur aktuellen Bausituation der Albertina.


Baustopp nötig

„Es war klar, dass nur ein völliger Baustopp eine umsichtige und wissenschaftlich seriöse archäologische Ausgrabung dieser 130 Gräber mit Goldfunden aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert ermöglichen konnte“, so Schröder.


Prunkräume für Rahmen-Programm

In den historischen Prunkräume der Albertina werden künftig keine Ausstellungen mehr stattfinden. Sie sollen in Zukunft für verschiedene Veranstaltungen wie z.B. für Lesungen, Vorträge oder Konzerte genutzt werden. Nach Fertigstellung werden sie erstmals auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.


Goldkabinett

Einer der prunkvollsten, wenn auch nicht größten Räume des Palais, das etwa acht Quadratmeter große Goldkabinett - mit Gold und Spiegeln ausgelegt - ist bereits fertig restauriert. Auch dieser Raum wird künftig für Veranstaltungen - wie die anderen Prunkräume - gemietet werden können.

Für die Vergolderarbeiten im Palais wird übrigens bis heute eine eigens gemischte Legierung verwendet: das so genannte Albertina-Gold. Diese 24-karätige „Spezial-Mischung“ besteht aus 23 Karat reinem Gold sowie einem Karat Silber und Kupfer.


Aufwändige Restaurierung

Wie aufwendig manche Arbeiten sind, beleuchtet ein Beispiel: so benötigt mitunter die völlige Restaurierung nur einer Fenster-Verschallung - von der Abnahme der Ornamente bis zur Neuvergoldung - etwa zwei Monate. Kostenpunkt: etwas mehr als 10.000 Euro.


Notwendige Adaptierung

Die Albertina ist aber nicht nur eine Sammlung, sondern auch ein Museum: "Die Besucher-orientierte Ausstellungs-Politik bedarf eben auch einer Adaptierung im Gebäude. Es gibt zwei, drei große flexible und unterschiedlich zugeschnittene Ausstellungshallen.


Rekonstruierte Fassaden von 1865

Nun werden auch die Fassaden des Albertina-Palais' aus dem Jahr 1865 rekonstruiert. Damit wird die stark vereinfachte Beton-Architektur der 50er Jahre mit ihren massiven Balkonen entfernt und die ursprüngliche Geschoss-Einteilung des historischen Baus wieder sichtbar gemacht.

Der Eingang in das Palais wird wieder auf die Bastei - in das eigentliche Erdgeschoss - verlegt. Im Rahmen der Arbeiten werden u.a. auch die Balkone ihre ursprüngliche Dimension und Lage zurück erhalten.


Holleins modernes Entree

Zum anfänglich umstrittenen neuen Albertina-Eingang, den Schröder als „Landmark“ sieht, meint er: „Ich bin guter Dinge, da dieses Bauwerk jetzt schon von vielen heftig akklamiert und als eines seiner wichtigsten Projekte angesehen wird. Übrigens wird es ja zur Gänze privat finanziert. Es fließen also keine öffentlichen Mittel in den modernen Albertina-Zugang Holleins.“


Unterirdische Erweiterungsbauten

Die Besiedlung des bereits fertig gestellten neuen Studiengebäudes der Architekten Erich Steinmayr und Friedrich Mascher, einem „unsichtbaren“ viergeschoßigen Bau, der in die einstige Bastei hineinversetzt wurde, beginnt hingegen bereits Ende April.

Denn die Albertina thront als größtes ehemaliges habsburgisches Wohnpalais Wiens auf einer Bastei der mittelalterlichen Stadtmauer.


Depot und Halle

In diese Reste der Stadtmauer wurden anschließend an das Studiengebäude auch ein Hochsicherheitsdepot sowie eine ebenfalls unterirdisch liegende Ausstellungs-Halle gebaut.

Das 3.500 Quadratmeter große Studiengebäude ist - obwohl in die Erde „eingegraben“ - bis ins vierte Untergeschoss mit Tageslicht durchflutet. Es hat einen großzügigen Innenhof sowie eine raffinierte Glas-Überdachung, die das Tageslicht blendungsfrei bis zum eigentlichen Bodenniveau leitet.


Moderne & Mittelalter

Im neuen Studiengebäude werden die Restaurierwerkstätten, die Bibliothek, die Buchbinderei, die Repro- und die Fotografie-Abteilung sowie der externe und der interne Studiensaal untergebracht sein.

Und auch ein Stück mittelalterliches Wien ist hier - allerdings nicht öffentlich zugänglich - zu entdecken: der erhaltene Augustinerturm wurde in den Bau integriert.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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