Das Sudhaus des ehemaligen Adambräu ist einer der wenigen, substanziell erhaltenen Bauten von Lois Welzenbacher. Der scharfkantige Turm mit dem einprägsamen Spiel zwischen transparenten und geschlossenen Fassadenflächen ist ein markanter stadträumlicher Akzent im Areal rund um den Innsbrucker Hauptbahnhof. Die Transformation des stillgelegten Nutzbaus für die Zwecke des Archivs für Baukunst der Universität Innsbruck und des Vereins „aut. architektur und tirol“ ist zweifellos eine Leistung von überregionalem Rang. Wie die anfangs eher utopische Idee der funktionellen Neunutzung eines so spezifischen Industriegebäudes durch die Zusammenarbeit der Stadtgemeinde Innsbruck mit den beiden architekturbezogenen Institutionen und dem Planungsteam Schritt für Schritt konkretisiert wurde, das ist in einer eben erschienenen Dokumentation sehr gut nachlesbar und kann in diesem Rahmen nicht annähernd vermittelt werden.

Die außerordentliche Qualität dieser Transformation liegt darin, dass es gelungen ist, eine ganz auf maschinelle Abläufe zugeschnittene Architektur in ihren Merkmalen zu erhalten, und zugleich die nötigen Eingriffe so zu gestalten, dass auch nach der Entfernung des technischen Innenlebens die ursprünglichen Funktionsabläufe immer noch spürbar sind, weil sie gleichsam analog in den neuen Funktionen und Wegführungen „aufgehen“. In dieser präzisen, mit kreativer Sorgfalt erarbeiteten Umwandlung des Vergangenen in ein Potenzial einer ganz anders gearteten Zukunft liegt die herausragende Bedeutung und Vorbildwirkung des neuen „Adambräu“. Es ist Denkmal-Pflege oder Denkmal-Nutzung im besten Sinn, weil Geschichte nicht für eine ästhetische Anschauung konserviert bzw. „eingefroren“ ist, sondern weil ihre Gedanklichkeit, ihr formschöpferischer Geist in einer neu und anders interpretierten, konkret nutzbaren Form vital weiterlebt. (Jurytext aus: BTV Bauherrenpreis für Tirol 2005; Otto Kapfinger, Michel Pech, Much Untertrifaller)