Bauwerk

Q19 - Einkaufsquartier Döbling
LORENZATELIERS - Wien (A) - 2005
Q19 - Einkaufsquartier Döbling, Foto: Franz Ebner
Q19 - Einkaufsquartier Döbling, Foto: Pia Odorizzi
6. März 2006 - Az W
Die Belebung des Viertels rund um den mächtigen Karl-Marx-Hof durch das neue Einkaufszentrum Q19 kommt dem in den letzten Jahren ein wenig vernachlässigten Quartier in mehrfacher Hinsicht zugute. Einerseits konnte für eine leer stehende Fabrikshalle (die 1909 errichtete „Samum“-Zigarettenpapierfabrik steht aufgrund ihrer signifikanten Stahlbeton-Skelettkonstruktion unter Denkmalschutz) in einen neuen baulichen und funktionellen Kontext gerückt werden, andererseits reagiert die neue Shoppingmall in ihrer überschaubaren Größe und bewegten Gestik überzeugend auf die schwierige städtebauliche Situation zwischen unterschiedlichen Verkehrsströmen (U-Bahn, Straßenbahn, Individualverkehr) und dem zuvor wenig gepflegten Grünraum des Kreilplatzes.

Dem revitalisierten (in seiner ungeschönten Industrialität auch innenräumlich reizvollen) Bestandsbau stellte der Architekt parallel zur Trassenführung der Schnellbahn ein merkmalhaftes Flaggschiff zur Seite, dessen Corten-Stahlfassade von Kunststoffkuppeln unterschiedlicher Größe durchsetzt ist, die ein wenig an Architektur der 1970er Jahre (etwa an das Donauzentrum an der Wagramer Straße) erinnern. Die Rundungen der Wendelrampen für die Auf- und Abfahrt zu den Parkdecks treten als Baukörper plastisch in Erscheinung, platzseitig ist an der Fassade (verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Beschattungslamellen) für großstädtischen Einblick bzw. nächtliches LED-Werbeflimmern gesorgt.

Die mehrgeschossige Mall im bzw. zwischen Altbau und Neubau ist mit Zwischenbrücken locker durchwegt und mit einem Pultdach überspannt, das zur einen Hälfte aus Beton, zur anderen als Glasdecke ausgeführt ist. Neubauseitig wird auf diese Weise das Bild eines Perrons evoziert, eine reizvolle Irritation zwischen Innen- und Außenraum. Zusätzlich gliedern organische Öffnungen in der Zwischendecke die vertikalen Sichtverbindungen. Der übliche Branchenmix, der viele Einkaufszentrum so austauschbar erscheinen lässt, erhält in dieser speziellen baulichen Konstellation die gewünschte prägende Fassung. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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