Bauwerk

Wohnpark Donau-City / Bauteil Delugan_Meissl
DMAA - Wien (A) - 1999
Wohnpark Donau-City / Bauteil Delugan_Meissl, Foto: Margherita Spiluttini
Wohnpark Donau-City / Bauteil Delugan_Meissl, Foto: Margherita Spiluttini
Wohnpark Donau-City / Bauteil Delugan_Meissl, Foto: Margherita Spiluttini

Schöner Wohnen an der Neuen Donau

Spannende Raumerlebnisse im öffentlichen und halböffentlichen Raum bietet der aufgestelzte Riegel von Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan im neuen Wiener Stadtteil auf dem ehemaligen EXPO-Gelände.

1. Januar 1998 - Franziska Leeb
Im Wohnbau tätige Architekten klagen oft über Schwierigkeiten, anspruchsvolle Lösungen im geförderten Wohnungsbau zu realisieren. Daß sozialer Mietwohnungsbau und anspruchsvolle Architektur sich nicht zwangsläufig ausschließen müssen beweisen Delugan-Meissl mit ihrem jüngst fertiggestellten Gebäude in der Donau-City, mit dem sie neue Maßstäbe im Wohnbau der Stadt setzen.

Über eine skulpturale, von der Nordfassade losgelösten Treppe wird der Baukörper erschlossen. Hohe Glastüren führen in den ebenfalls verglasten und damit windgeschützten Laubengängen, die zwei Meter Abstand zum Wohnungstrakt halten. Brücken stellen die Verbindungen zu den Eingangstüren her. Dadurch sind sogar große Fenster zum Laubengang hin möglich, weil der Abstand vom allgemein zugänglichen Bereich Privatheit garantiert. Das vorletzte Geschoß springt um 1,80 m zurück, strukturiert damit den Baukörper und trägt zu seiner Leichtigkeit bei.

Die Wohnungen mit gut proportionierten Räumen und klaren, funktionalen Grundrissen werden mit zur Innenstadt orientierten und sehr geräumigen Loggien zusätzlich aufgewertet. Dicht mit einem den Strichcodes ähnlichen kleinteiligen Muster bedruckt ist das Glas der Brüstungen, wodurch die Haut der dem Stadtzentrum zugewandten Fassade nicht nur edel wirkt, sondern auch ausreichenden Blickschutz bietet.

Der anschwellende „Bauch“ des Gebäudes ist mit braunen Sperrholzplatten verkleidet, die besonders nachts angenehme Wärme reflektieren. Darunter entstanden zwischen den mächtigen Stahlbetonstützen, die je nach Standpunkt unterschiedliche Stadtansichten rahmen, ein spannender öffentlicher Raum.

Dieser Freiraum unter den Wohnungen ist als „parasitäre Zone“ dazu vorgesehen, nachträglichen Einbauten, wie der bereits errichteten Bürobox der Donau-City-Dienstleistungszentrale Platz zu bieten. Es handelt sich um sozialen Wohnbau, doch von ohnedies unangebrachter Sozialromantik ist keine Spur. Sein Ausdruck verkündet nicht „familienfreundlich“, „kinderfreundlich“ oder „frauenfreundlich“ und dennoch erfüllt das Gebäude sicher auch all das ebenso gut wie jene Bauten, die dies laut hinausposaunen. Die strenge Form des aufgeständerten Riegels mit etwas abgesetzter Erschließung erlaubt urbane Anonymität in angenehmem Grad.

Es ist ein sehr städtisches Haus, das die Gunst der Lage zu nutzen weiß und für breite Bevölkerungsschichten taugliche Wohnungen bietet. Es allen recht zu machen, muß also nicht zum üblichen durchschnittlichen Einheitsbrei führen. Bleibt zu hoffen, daß dem noch zu gestaltenden öffentliche Raum des angrenzenden Gebietes ebenfalls höchste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ein diesbezüglich abschreckendes Beispiel findet sich nur eine U-Bahnstation von der Donau-City entfernt.
Platzmangel durch hohe Dichte muß attraktive Plätze nicht ausschließen, wie historische Ensembles belegen. Das Team Delugan-Meissl hat für seinen Teil die Bedeutung des öffentlichen Raumes jedenfalls erkannt.

Architekturbüro
Delugan-Meissl
Mittersteig 13/4, 1040 Wien
Tel. 01/585 36 90

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Donau-City Wohnbau AG

Fotografie