Bauwerk

Museum Sammlung Essl
Heinz Tesar - Klosterneuburg (A) - 1999
Museum Sammlung Essl, Foto: Alexander Eugen Koller
Museum Sammlung Essl, Foto: Alexander Eugen Koller

Kunst im Bau

Zur Zeit lagert die Sammlung Essl noch in verschiedenen Depots, ab Herbst kann sie in einem eigens im Auftrag des Sammlerpaares von Architekt Heinz Tesar errichteten Museum in Klosterneuburg besichtigt werden.

19. Februar 1999 - Ute Woltron
Karlheinz Essl freut sich. Der BauMax der Nation ist zur Zeit zur Abwechslung selbst Bauherr. Im kommenden Herbst will der Unternehmer in Klosterneuburg sein neues Ausstellungshaus für die Sammlung Essl eröffnen. Seit 1996 bilden die rund 4.000 Exponate - Skulpturen, Malereien, Fotografien, im Laufe von 30 Jahren Sammlertätigkeit zusammengetragen - den Schatz der Essl Privatstiftung, sie lagern zur Zeit verstreut in diversen Depots und sollen nun endlich unter einem gemeinsamen Dach zueinander finden. Der Architekt der privaten Kunst- und Ausstellungshalle ist Heinz Tesar. Seit April des Vorjahres wird gebaut, der Rohbau steht bereits, Zeit also, für einen ersten Lokalaugenschein.

Essls Kunsthaus befindet sich auf prominentem Bauplatz direkt an der Stadteinfahrt zu Klosterneuburg, kurz vor dem Stift auf der rechten Seite und am Rand der Donauauen. Das Gebäude an der Wienerstraße fällt mit seinen hohen Galerie-Lichtlaternen jedem Vorbeifahrenden sofort auf und liegt nur wenige Autominuten vom großen Einzugsgebiet Wien entfernt. Die Kunstherberge ist riesig - fast hundert Meter lang, sie enthält an die 8.000 Kubikmeter umbauten Raum und verfügt über 3.200 Quadratmeter Ausstellungs-und enorme 2.275 Quadratmeter Depotfläche samt Werkstätten und Nutzräumen für Restaurierungsarbeiten.

In anfänglicher Bescheidenheit wollte der Sammler vor ein paar Jahren eigentlich nur ein Depot für seine Kunstwerke errichten lassen, was unter Essl-Kennern und Freunden zu allgemeiner Heiterkeit und quasi Wettabschlüssen darüber führte, wie groß die, sich unweigerlich aus dieser Depotidee entwickelnde Ausstellungshalle denn ausfallen würde. Die Höchstbieter gewannen.

Statt einer schlichten Bildergarage steht nun ein 22 Meter hoher, imposanter Baukörper mit annähernd dreieckigem Grundriß zwischen Auwald und Weingarten in der Landschaft. Das Raumprogramm sieht neben den Depot- und Ausstellungszonen auch eine Bibliothek, ein Café, einen Shop, diverse Verwaltungs- und Büroräumlichkeiten, ein Musikstudio und einen Konferenzbereich vor.

Die beiden Haupttrakte sind dem Ausstellungsbetrieb vorbehalten, im einen Flügel ist eine Galerie mit sieben Sälen untergebracht, im anderen zwei großzügige Ausstellungshallen. In der Galerie werden künftig die wichtigsten Essl-Exponate permanent zu sehen sein, die Hallen sind für Wechselausstellungen vorgesehen.

Architekt Heinz Tesar hat einen nicht immer ganz klaren, nicht immer leicht zu lesenden Baukörper entworfen, die Sprache des Hauses bleibt uneinheitlich, ein wenig rätselhaft und schwerfällig. Die Ausbauphase und die von seiten der Stadt versprochene Gestaltung des direkten Umlandes mag diese Sprachverwirrung noch ein wenig vereinheitlichen. Bereits jetzt ist aber klar, daß in den Räumen schöne Lichtverhältnisse herrschen, und daß es dem Architekten gelungen ist, die Schwere des Gebäudes zumindest von innen mit Fensterschlitzen und kleinen Ausblicken aufzulockern.

Tesar wurde vom Sammlerehepaar Essl direkt beauftragt, er ist ein langjähriger Freund des Hauses und hat vor zwölf Jahren bereits Essls Schömer-Haus, ebenfalls in Klosterneuburg gelegen, gebaut. „Wir befinden uns in geistigem und künstlerischem Gleichklang“, sagt Essl, und: „Der Architekt hat sich mit diesem Gebäude nicht selbst verwirklicht, sondern genau das Haus für die Kunst gebaut, das wir von ihm wollten. Es ist außen schlicht, weckt aber Interesse, und die Innenräume bescheren dem Eintretenden ein großes Aha-Erlebnis.“

Sobald das neue Ausstellungshaus fertiggestellt ist, will Essl ein ausgefeiltes Kunstvermittlungsprogramm für alle Altersgruppen starten, um Groß und Klein „für moderne Kunst zu begeistern“. Was die Bau- und Planungskosten des Ausstellungshauses anbelangt, hält sich Essl bedeckt. Die Finanzierung eines solchen Gebäudes, so meint er, sei nicht einfach, „doch dieses Problem müssen wir schon selbst lösen.“

Essls Engagement in Sachen Architektur trägt auch unternehmensintern Frucht. Neuerdings verpflichtet BauMax namhafte heimische Architekten für die Planung ihrer Baumärkte. Der vor kurzem eröffnete Mega-BauMax in Schwechat vom Architektenduo Marta Schreick und Dieter Henke hebt sich als anständige, klare Gebrauchsarchitektur wohltuend von den unmotiviert gestalteten Standardschuppen der Stadtrandzonen ab. Für weitere Standorte in Steyr, Klagenfurt, Salzburg und Wien-Laxenburgerstraße wurden die Kollegen Paul Katzberger, Volker Gienke, Heinz Tesar und Ernst Beneder engagiert.

Wenn Karlheinz Essl Architektur denkt und handelt, dann freuen sich also nicht nur er und seine Frau, sondern auch wir Dritte.

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