Bauwerk

Wohnhausanlage Schenkendorfgasse
Patricia Zacek-Stadler - Wien (A) - 2006

Edles Eck ums Eck gedacht

Ein feines Eckhaus von Architektin Patricia Zacek bringt eleganten Schick und hohe Wohnqualität ins Hinterland der Leopoldauer Straße. Das gläserne Foyer erleuchtet nachts die Straße. Die verspielten Loggien lassen das Haus am Eck zur Grätzel-Trade-Mark werden.

4. November 2006 - Isabella Marboe
Was braucht der Stadtmensch zum Wohnglück? Ein Haus, das ihm das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Ein Foyer, das ihn freundlich empfängt und erfreut heimkehren lässt. Und eine helle, offene Wohnung, die größer wirkt, als sie ist, mit Terrasse, Balkon oder Loggia. Wenn das Haus dann auch noch einen Hof hat, in dem man Kinder unbesorgt spielen lassen und seinem Auge einen grünen Blick gönnen kann, ist das Glück schon ziemlich perfekt. In leistbare Nähe rückt es im sozialen Wohnbau.

Und was braucht eine Architektin zum Glück? In erster Linie einen Bauträger, der diese Pläne auch wirklich umsetzt. Patricia Zacek hatte Glück. Denn die Genossenschaft „Neues Leben“ sah in den ausgesuchten hochwertigen Materialien, in den raumhohen Fenstern und im vorgesehenen großzügigen Freiraumangebot nicht nur Mehrkosten, sondern auch Quali-täten, die von Bewohnern geschätzt werden. Auf einem Eckgrund in Floridsdorf steht nun ein feines Haus mit hohem Glückspotenzial, das mit seinen schillernden Oberflächen den Lochfassaden- rahmen der Nachbarschaft sprengt.

Auf der Fassadenseite in der Schenkendorfstraße schneiden Glasflächen über dem grau verputzten Erdgeschoß unregelmäßige Mäander in die Balkonbrüstung und ermöglichen sowohl einen größeren Lichteinfall in die Zimmer als auch einen größeren Ausblick aus den Zimmern heraus. Vor der vollverglasten Wohnküche tummeln sich die etwas breiteren Glasaussparungen, vor den Schlafzimmern kam die Kurzversion zum Einsatz.

Auf der Straßenseite ums Eck dominieren verglaste Laubengänge das Erscheinungsbild des Hauses. In der geschuppten Fassade spiegelt sich die stille Bertlgasse. Geschützt von einem Wandsockel mit Lichtschlitzen erhebt sich das Erdgeschoß über die Straßenniederungen. Souverän gleiten die Glasstreifen in die Schuppenhaut darüber, wo orange Loggien vorwitzig aus der Glasebene ragen. Was man auf den Fotos noch nicht sieht: Schon wurden die Freiräume von den Mietern einverleibt: Erste Pflanzen und Wäschetrockner bereichern die orangen Loggien um lebendige Einsprengsel.

Ein Eckhaus hebt ab

Das Haus scheint über dem eingeschnittenen Eingangsfoyer zu schweben. Orange Säulen halten es im Gleichgewicht, ein Metallrahmen fasst die Glastür, durch die man die Stiegenhaus-Bühne des Gemeinschaftslebens betritt. Nachts strahlt das gelbe Entree weit in die Umgebung hinaus, dann beginnen auch die weißen, gestanzten Streifen von innen heraus zu leuchten - ein freundlicher Auftakt zum Stiegensteigen. Neonröhrenflankierte Untersichten, reflektierende Metallbrüstungen, helle Gänge und Luftbrücken, die einen Vorplatz mit spannenden Perspektiven schaffen, führen die Bewohner zu ihren Wohnungstüren.

Die Grundrisse mit meist mittigem Sanitärkern sind sehr kompakt. Einmal sind sie eingeschoßig, einmal erweitern Maisonetten mit einläufiger Stiege das Wohnangebot zur Zweigeschoßigkeit. Immer wieder werden Durchblicke ans Tageslicht inszeniert. Nicht nur von den Wohnzimmern kann man ins Freie treten, auch so manches Schlafzimmer gewährt Austritt an die Luft. Im Erdgeschoß weiten sich die hofseitigen Terrassen sogar zu Mietergärten.

Die große Räumhöhe im Erdgeschoß kommt dem Gemeinschaftshof zugute. Er ist mit verschieden hohen Bänken auf grünem Rasen als reduzierte Augenweide gestaltet. Ästhetisch und nutzbar wurde im Eck noch ein Kinderspielplatz eingerichtet, zwei Bäume wurden gepflanzt, die hoffentlich bald schon Birnen und Äpfel tragen werden.

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