Bauwerk

Haus Genser
Markus Pernthaler - Graz (A) - 1998
1. März 2001 - newroom
Die Topografie des Südosthangs im grünen Stadtteil Waltendorf, auf dem Markus Pernthaler das Haus für eine Familie mit zwei Kindern und Hund gesetzt hat, ist gegliedert durch mehrere Kanten mit dazwischenliegenden Ebenen, die mit wenigen massigen Bäumen bestückt sind. Durch die Kreuzform, in der das Haus angelegt ist, entsteht ein Vorbereich, der vom übrigen Garten mit Schwimmbad völlig getrennt ist. Nach Westen, auf dieses den Zugang begleitende Grün hin, orientiert sich kein einziges Fenster. Das ist zumindest ungewöhnlich und verweist auf ein starkes Bedürfnis der Bewohner nach Privatheit und Uneinsehbarkeit, denn das Grundstück selbst groß und liegt eher versteckt abseits der Zufahrtsstraße, die gar nicht übermäßig frequentiert ist. Dem Besucher präsentiert sich das Haus hermetisch und geheimnisvoll. Das Nähertreten wird jedoch mit der eindeutigen Geste des „straighten“ Hinführens über einen Weg, den holzverschalten Rücken des Carports entlang, erleichtert. Man geht auf eine geschlossene Fassade aus großformatigen Betonplatten zu. Sie scheint über der Sockelzone mit innenliegender Tragkonstruktion und vorgeblendetem Industriestegglas zu schweben. Wenige grafisch gesetzte Lichtpunkte aus Glasbausteinen lockern ihre Schwere ein wenig. Das Prinzip „vom Tragen und Lasten“ wird auf den Kopf gestellt.

Im Kreuzungspunkt der beiden Achsen des Wohn- und des Schlafgeschoßes zentriert sich die Erschließung des Hauses - ein Windfang in Sozialwohnungsenge, ein Verteilungspodest, die Treppe ins Obergeschoß und breite Stufen, die integrierter Teil des langgestreckten, nach Süden ausgerichteten Wohn-/Essraums sind. Die davorgeschaltete Terrassenfläche ist räumlich wenig differenziert und vielleicht deshalb von den Bewohnern noch nicht in Besitz genommen. In diesem Haus sind die Funktionen fein säuberlich getrennt. Wer hier arbeitet, zieht sich zurück. Dies gilt für das häusliche Büro, den Wirtschaftsraum und die beiden Kinderzimmer, die - alle ostorientiert – in keiner Verbindung zum Wohnen stehen. Markus Pernthaler hat längere Zeit in Japan gelebt. Möglicherweise ist das Haus Genser Ergebnis und Ausdruck einer Erfahrung von räumlicher Enge und daraus resultierendem Fehlen von Rückzugsmöglichkeiten zur persönlichen Entfaltung. (Text: Karin Tschavgova, erschienen in: Architektur & Bauforum 3/2001)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Familie Genser

Tragwerksplanung

Fotografie