Bauwerk
Landwirtschaftsschule Ritzlhof
Raimund Dickinger, Mario Ramoni - Haid bei Ansfelden (A) - 2011
Herausragend diskrete Lernwelten
Der Zubau zur Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule Ritzlhof bei Haid wurde bisher viel zu wenig beachtet.
Unauffällig duckt sich das flache Bauwerk ins Gelände und fügt sich neben dem historischen Bestand stimmig in die Landschaft. Innen tut sich eine fein gestaltete, unaufdringlich offene Lernwelt für 600 Berufsschüler auf, an der architektonisch nichts zu bekritteln ist.
11. Mai 2013 - Lorenz Potocnik
2007 war es soweit. Die Schule platzte aus allen Nähten. Unterricht fand teils in Container-Klassen statt. Eine Turnhalle und größerer Raum fehlten. Ein geladener Wettbewerb mit fünf Teilnehmern fand statt.
Vorbildhaft
Dickinger/Ramoni konnten die Jury von ihrem Projekt überzeugen, weil sie quergedacht hatten: Der jahrhundertealte Gutshof „Ritzlmair“ wurde auf der anderen Seite des Schulbaus gespiegelt, der bestehende Verbindungsgang im Untergeschoss zum neuen Null-Niveau. Dadurch wurden die drei Bauten – der alte Bauernhof, das denkmalgeschützte Schulgebäude aus der Gründerzeit (1875) und der Zubau – auf kürzestem Weg zusammengehängt. Gleichzeitig wurde (im Zuge der Planungen zur Landesgartenschau 2011) die neue Kremstalstraße beschlossen. Diese führte bisher direkt zwischen den Schulgebäuden hindurch! 2010 fertiggestellt, sicherte die Umfahrung auch den Schulstandort. 2011 wurde der Zubau eröffnet.
Neben der organisatorischen Lösung, einem neuen Eingang mit zentraler Garderobe, besticht der Zubau aber vor allem durch den Stil, die architektonische Haltung. Zu einem guten Teil im Erdreich versenkt, ist die Basis in Sichtbeton gehalten. Alles darüber jedoch ist, auf Vorgabe des Bauherrn, das Land OÖ, ein filigraner Holzbau. In der Mitte befinden sich, typologisch angelehnt an einen Vierkanthof, der Mehrzwecksaal und ein Pausenhof. Diese bilden das offene Zentrum, um das die Unterrichtsräume, die Bibliothek sowie Foyer und Garderobe angeordnet sind. Der Saal wird stark von Externen genutzt. Konzerte mit bis zu 500 Personen haben hier schon stattgefunden; gute Akustik inklusive.
Einfache und gekonnte Details und gut gewählte Materialien unterstützen die Raumqualität. Gänge weiten sich und sind als offene Bereiche locker gestaltet. Knallgelber Industrieboden sorgt für Frische. Die Garderobe wiederum ist lila. So etwas ist oft zuviel. Hier wirkt es sparsam und richtig gesetzt. Die Abwechslung und Offenheit (man sieht viel, man hört viel, aber es ist nie laut) nennt Direktor Franz Zobl „bewegungsfördernd“. Genau das soll Schule können: Grundlage für einen beweglichen Körper und Geist sein.
Durchblicke mit Gefühl
Durchblicke und Überblick lassen das Gefühl aufkommen, mitten in der Gegend zu sein. Dieser Bezug zu Außenraum und Natur ist Programm; ein großer Teil der Ausbildung findet draußen statt. Auch das begrünte Dach fügt sich in die umgebende Kulturlandschaft ein.
In der Umsetzung kamen auf Anregung der Architekten die Besten ihres Faches sehr früh zusammen. Der Vorarlberger Statiker Konrad Merz ist für den Holzbau verantwortlich, Lichtplaner Klaus Pokorny brachte mit künstlichem und natürlichem Licht exzellente Beleuchtung. Die Projekt- und Bauleitung von Seiten des Landes lag in Händen von Albert Aflenzer und Bernhard Haider. Der großteils vorgefertigte Holzbau wurde von der Firma Graf aus Horn produziert. Last but not least wurde das Ganze durch Direktor Franz Zobl gefördert und vermittelt. 2011 gab es den Bauherrenpreis, der genau diese nötige Zusammenarbeit aller honoriert.
Das gute Klima ist auch bei einem spontanen Besuch sofort zu spüren. Hier gibt es keine Schulglocke, alles wirkt selbstverständlich. Die Nutzungsanweisungen für den Turnsaal etwa beinhalten kein einziges „Verboten“, statt dessen nur Handlungsanweisungen. Das Nebeneinander von alter und neuer Architektur erscheint so logisch, dass es eigentlich gar nicht erwähnenswert ist. Schule und Architektur in bester Praxis. Nachmachen.
Vorbildhaft
Dickinger/Ramoni konnten die Jury von ihrem Projekt überzeugen, weil sie quergedacht hatten: Der jahrhundertealte Gutshof „Ritzlmair“ wurde auf der anderen Seite des Schulbaus gespiegelt, der bestehende Verbindungsgang im Untergeschoss zum neuen Null-Niveau. Dadurch wurden die drei Bauten – der alte Bauernhof, das denkmalgeschützte Schulgebäude aus der Gründerzeit (1875) und der Zubau – auf kürzestem Weg zusammengehängt. Gleichzeitig wurde (im Zuge der Planungen zur Landesgartenschau 2011) die neue Kremstalstraße beschlossen. Diese führte bisher direkt zwischen den Schulgebäuden hindurch! 2010 fertiggestellt, sicherte die Umfahrung auch den Schulstandort. 2011 wurde der Zubau eröffnet.
Neben der organisatorischen Lösung, einem neuen Eingang mit zentraler Garderobe, besticht der Zubau aber vor allem durch den Stil, die architektonische Haltung. Zu einem guten Teil im Erdreich versenkt, ist die Basis in Sichtbeton gehalten. Alles darüber jedoch ist, auf Vorgabe des Bauherrn, das Land OÖ, ein filigraner Holzbau. In der Mitte befinden sich, typologisch angelehnt an einen Vierkanthof, der Mehrzwecksaal und ein Pausenhof. Diese bilden das offene Zentrum, um das die Unterrichtsräume, die Bibliothek sowie Foyer und Garderobe angeordnet sind. Der Saal wird stark von Externen genutzt. Konzerte mit bis zu 500 Personen haben hier schon stattgefunden; gute Akustik inklusive.
Einfache und gekonnte Details und gut gewählte Materialien unterstützen die Raumqualität. Gänge weiten sich und sind als offene Bereiche locker gestaltet. Knallgelber Industrieboden sorgt für Frische. Die Garderobe wiederum ist lila. So etwas ist oft zuviel. Hier wirkt es sparsam und richtig gesetzt. Die Abwechslung und Offenheit (man sieht viel, man hört viel, aber es ist nie laut) nennt Direktor Franz Zobl „bewegungsfördernd“. Genau das soll Schule können: Grundlage für einen beweglichen Körper und Geist sein.
Durchblicke mit Gefühl
Durchblicke und Überblick lassen das Gefühl aufkommen, mitten in der Gegend zu sein. Dieser Bezug zu Außenraum und Natur ist Programm; ein großer Teil der Ausbildung findet draußen statt. Auch das begrünte Dach fügt sich in die umgebende Kulturlandschaft ein.
In der Umsetzung kamen auf Anregung der Architekten die Besten ihres Faches sehr früh zusammen. Der Vorarlberger Statiker Konrad Merz ist für den Holzbau verantwortlich, Lichtplaner Klaus Pokorny brachte mit künstlichem und natürlichem Licht exzellente Beleuchtung. Die Projekt- und Bauleitung von Seiten des Landes lag in Händen von Albert Aflenzer und Bernhard Haider. Der großteils vorgefertigte Holzbau wurde von der Firma Graf aus Horn produziert. Last but not least wurde das Ganze durch Direktor Franz Zobl gefördert und vermittelt. 2011 gab es den Bauherrenpreis, der genau diese nötige Zusammenarbeit aller honoriert.
Das gute Klima ist auch bei einem spontanen Besuch sofort zu spüren. Hier gibt es keine Schulglocke, alles wirkt selbstverständlich. Die Nutzungsanweisungen für den Turnsaal etwa beinhalten kein einziges „Verboten“, statt dessen nur Handlungsanweisungen. Das Nebeneinander von alter und neuer Architektur erscheint so logisch, dass es eigentlich gar nicht erwähnenswert ist. Schule und Architektur in bester Praxis. Nachmachen.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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