Bauwerk

Schulzentrum Kühnsdorf
WINKLER+RUCK - Kühnsdorf (A) - 2010
Schulzentrum Kühnsdorf, Foto: WINKLER+RUCK ARCHITEKTEN ZT GMBH
Schulzentrum Kühnsdorf, Foto: WINKLER+RUCK ARCHITEKTEN ZT GMBH
15. Dezember 2010 - Architektur Haus Kärnten
GRUND-GEDANKE
Die Volksschule ist zu alt um saniert zu werden. Außerdem fehlt den Kühnsdorfer Vereinen ein geeigneter Saal für ihre Veranstaltungen. Auch muss die Hauptschule dringend saniert werden. Grund genug, alle drei Themen in ein gemeinsames Projekt zu verpacken und einen Architektenwettbewerb auszuschreiben.

VOLKSSCHULE + MEHRZWECKSAAL
ZENTIMETER-ARBEIT
Die Schwierigkeit des Entwurfs liegt in der Notwendigkeit, den Unterricht während der Bauzeit fortzuführen. Trotzdem entschließen sich die Architekten dazu, den Neubau als hofabschließenden Verbindungsbau zwischen alle bestehenden Gebäude hinein zu setzen und zwar so knapp, dass das Vordach beim Eingang der neuen Schule aus Platznot erst nach Abbruch der alten errichtet werden kann.
NEUSTART
Ein Schuljahr lang beobachten Schüler und Lehrer aus den Fenstern der umgebenden Klassen das Werden des neuen Schulhauses. Manchmal ist es spannend, manchmal staubig - oft laut. Das Knallen des Startschusses zieht sich quasi über ein Schuljahr.

WETTBEWERB - Auszug aus dem Juryprotokoll:
„Die Einordnung in die bestehende Baustruktur und die Gliederung und Anordnung der neu geschaffenen Baumasse tritt wie auch das gesamte städtebauliche Konzept positiv in Erscheinung. Insbesondere die prominente Situierung trifft die Intention des Auslobers. Auch die großzügige Behandlung des Foyers der Volksschule gekoppelt mit dem Mehrzwecksaal wird gewürdigt. Die kompakte Konfiguration des Baukörpers entspricht nicht nur ökonomischen Grundsätzen, sondern folgt auch klaren Grundsätzen hinsichtlich der inneren Funktionsabläufe. Das äußere Erscheinungsbild mit dem offenen Charakter des Veranstaltungsbereiches - auch in seiner Außenbeziehung - korrespondiert mit der angebotenen Planung im Bereich der Aussenanlagen. Die flexible Nutzung der Vorzone des Mehrzwecksaales, bzw. die Möglichkeit einer Erweiterung im Veranstaltungsflall nach außen hin ist gegeben. Der Baukörper spannt eine einladende Eingangsfront mit einer vorgelagerten Platzanlage auf.
Dem Herannahenden eröffnet sich der Mehrzwecksaal in seiner gesamten Länge (im Veranstaltungsfall hell erleuchtet). Die Platzgestaltung zieht sich bis zur Straße im Südosten. Parkstreifen und eine Parkbucht, sowie ein Parkplatz im Norden säumen den Vorplatz.
Die Entscheidung, Schule und Mehrzwecksaal in ein Gebäude zu konzentrieren, verkürzt Wege und vermindert Kubatur und Außenflächen, womit eine besonders wirtschaftliche und ökologische Lösung getroffen wird. Zudem soll der einfach gestaltete Baukörper keine weitere Unruhe in die Heterogenität des Bestandes bringen - die Kompaktheit beruhigt das gesamte Ensemble.
Zwei Wege führen von der Straße in Richtung Fassade. Der nördliche mündet in den neu gestalteten Hauptschuleingang, der südliche zum Foyer für Volksschule und Mehrzwecksaal.
Das Ambiente des Innenraumes wird geprägt durch den durchgängigen Einsatz von Birkensperrholz aus dem die Wandverkleidungen und das eigens für das Schulzentrum entworfene mobile Möbelsystem gefertigt sind. Heimische Tischlereien setzen die hohen handwerklichen Anforderungen auf höchstem Niveau um. Der Gang ist gleichzeitig Pausenraum. Durch das durchgehende Oberlicht entsteht der Eindruck eines noch größeren lichtdurchfluteten Raumes. Das Tafelsystem wird komplett neu entwickelt und auf die Bedürfnisse der Lehrer und Schüler abgestimmt. Die Sideboards sind auf Räder gestellt, sodass sie jederzeit frei im Raum aufgestellt werden können.
Die Volksschule erschließt sich über das Foyer sowie zusätzliche Eingänge Vorplatz und Innenhof. Sie kann beispielsweise im externen Veranstaltungsfall völlig abgetrennt oder aber im Falle von Schulveranstaltungen zum Foyer (= Aula) hin geöffnet werden.“

ARKADEN
Der lichtdurchflutete Gang verbindet die Hauptschule mit dem alten Turnsaal und schließt den Innenhof als Pausenraum für die Hauptschüler vom Freibereich für die Volksschüler ab.

HAUPTSCHULE
Der neue Eingang der Hauptschule wird vom transluzenten Flugdach bestimmt, dessen künstlerische Gestaltung von Werner Hofmeister stammt. In der Hauptschule wird die Fassade thermisch saniert und die Fensterstruktur an den Neubau der Volksschule angeglichen um den Lichteinfall zu verbessern. Dadurch entsteht ein einheitliches Gesamtbild des Schulzentrums. Es ist nun gar nicht mehr so einfach, neu von alt zu unterscheiden. Die vertikalen Holzelemente in der Fensterebene verleihen dem alten Betonbau eine neue Leichtigkeit, indem sie die massiven Stützen integrieren und auf diese Weise optisch verschwinden lassen. Die horizontalen Betonbalken in den Fensteröffnungen des Altbaues werden abgetragen, die senkrechten Fensterteilungen integriert. Durch Öffnung zweier Räume bis zur Fassade entsteht eine völlig neues, lichtdurchflutetes Ambiente.

INNENRÄUME
Sämtliche Klassen in Haupt- und Volksschule werden mit einem kontrollierten Raumlüftungssystem ausgestattet. Gähnende Kinder (und Lehrer?) gehören fortan der Kategorie „nicht ausgeschlafen“ an. Verbrauchte Luft nach zehn Unterrichtsminuten ist keine Ausrede mehr!
Mit einem sehr begrenztem Budget für die Innenausstattung und die Möblierung wird ein Konzept entwickelt, bei dem - nicht wie ursprünglich geplant - nur drei Sonderunterrichtsräume erneuert werden, sondern - unter Verwendung möglichst großer Teile des Altbestandes - sämtliche wichtigen Räume der Schule neu gestaltet werden konnten.
FOYER
Das Foyer ist das eigentliche Chamäleon der Anlage. Es mutiert in Kürze vom Raum der Nachmittagsbetreuung zum festlichen Foyer für Abendveranstaltungen - möglich gemacht durch extrem mobile Einrichtungssytem.

MEHRZWECKSAAL
RAUM-ANBOT
Der Mehrzwecksaal ist Turnsaal, Bewegungsraum für Nachmittagsbetreuung und Veranstaltungssaal in einem. Mit seiner hinter großen Schiebeelementen versteckten großzügigen Bühne, dem multifunktionalen Bühnennebenraum und dem angrenzenden Foyer ist er auf rasch auf alle erdenklichen Bespielvarianten adaptierbar.
BÜHNE
Die Auswahl der Stühle wird sehr ernst genommen, da auch sie multifunktional verwendet werden. Außerdem prägt der Stuhl den Charakter des Saales mit: politische Konferenz oder zwangloses Beieinander sein.
Zudem muss er leicht und aus Platzgründen senkrecht stapelbar sein.

SICHT-BETON
Der Beton wehrt sich mit Nestern, Spachtelungen, Farb- und sonstigen Fehlern gegen eine Sichtoberfläche. Ein Künstlerisches Konzept mit gespachtelten grauen Streifen nimmt die Ästhetik des unregelmäßigen senkrechten
Fensterrasters als Vorbild und dem Beton seine Derbheit.

AUSSEN-SPIEL
Über das gesamte Schulareal verteilt befinden sich - für die Kühnsdorfer Bevölkerung zugänglich - ein Kunstrasenbasketballplatz, ein Kunstrasenfußballplatz, eine Lauf- und Sprungbahn, sowie ein modernst ausgestatteter Kinderspielplatz.
Durch sparsamen Umgang mit dem Baubudget werden Mittel für die Gestaltung der Außenanlagen frei. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thalerthaler[at]architektur-kaernten.at