Jeder Funktion ihr Gebäude: Mit diesem Grundsatz beginnt die Modernisierung der Architektur. Während die Basilica Palladiana in Vicenza noch Markt, Gericht und Festsaal in einem war, entwickelten sich schon im 19. Jahrhundert unterschiedliche Bautypen für jeden einzelnen Zweck. Die Kombination von Schule und Shopping Center in einem Haus ist ein Zeichen für eine schon länger andauernde Wende zur Hybridisierung. Im konkreten Fall hat das Haus einen Körper, aber zwei Gesichter: Von der Höttinger Au aus gesehen zeigt es mit Fahnen und Werbetafeln seine kommerzielle Seite, von der Bachlechnerstraße aus wirkt es als Schulbau im Stil der weißen Moderne. Auch im Inneren sind beide Funktionen strikt getrennt. Die Schule ist nach dem Konzept des „Hauses als Stadt“ konzipiert, mit weitläufigen Fluren und gut nutzbaren Innenhöfen. Das Stammklassenprinzip ist aufgegeben, stattdessen gibt es Fachklassen, in denen sich Lehrerteams ihr Arbeitsumfeld einrichten. Dass alle Lehrer zusätzlich über einen eigenen Arbeitsplatz in einer zentralen Bürolandschaft verfügen, ist eine kleine Revolution im österreichischen Schulbau. Verglaste Einbauten in den Fluren dienen als Lehrmittelzimmer, die auch in der Pause neugierig machen, ein Prinzip, das schon Josef Lackner in der benachbarten Ursulinenschule angewandt hat. Insgesamt ein vorbildliches Projekt, dessen Nachahmer in der Hybridisierung einen Schritt weiter gehen könnten, indem sie die Schule zum Markt und den Markt zur Schule machen. (Jurytext: Christian Kühn, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2012)