Bauwerk

Tiwag KWB-Leitstelle mit Besucherzentrum
Bechter Zaffignani - Silz (A) - 2014
Tiwag KWB-Leitstelle mit Besucherzentrum, Foto: Rasmus Norlander

ZV-Bauherrenpreis 2015

2. November 2015 - newroom
Mit neun großen und mittleren sowie 40 kleinen Wasserkraftwerken sichert die TIWAG die Stromversorgung Tirols - fünf bis sechs Millionen Gigawattstunden jährlich. Das Speicherkraftwerk Silz/Oberinntal ist das stärkste, ging 1981 mit der von Ekkehard Hörmann am Hangfuß gestalteten Turbinenhalle in Betrieb. Technische Änderungen, neue Sicherheitsstandards erforderten den Bau einer neuen Leitstelle, von der zentral alle TIWAG-Werke gesteuert und kontrolliert werden - und dazu, außerhalb des hochgesicherten Werksbereiches, noch ein Besucherzentrum. Obwohl das Unternehmen nicht den Vergaberichtlinien öffentlicher Auftraggeber unterliegt, stellte sich die TIWAG der baukulturellen Verantwortung und führte ein EU-weites Bewerbungsverfahren durch. Aus 70 Einreichungen wurden zehn Teams zu konkreten Entwürfen geladen und eine überregional besetzte Jury beigezogen. Der ausgewählte Entwurf von Bechter & Zaffignani setzt die Leitstelle als „wohlgerüsteten Wächter“ der Turbinenhalle gegenüber. In kontextbezogen gefärbtem Sichtbeton ausgeführt, antwortet der Turm in Höhe, Breite und Stellung exakt auf Hörmanns große Halle, die sich ihrerseits auf die am Gegenhang, am Locherboden postierte Wallfahrtskirche ausrichtet. Notfallorganisation, Administration, Systemtechnik und Rechenzentrum sind auf minimierter Grundfläche übereinander gestapelt; Herzstück ist der doppelt hohe Kontrollraum mit riesigen Bildschirmen. Dieses Sondervolumen ragt zur Talseite aus dem Kubus heraus und ist zur Hang- und Südseite im selben Ausmaß eingerückt. Das Fensterband aus 9cm dickem Glas liegt hier talseitig unten, hangseitig ganz oben, von den Obergeschossen beschattet. So ist der Raum von beiden Seiten blendfrei natürlich belichtet. Lichttechnische Kriterien für die rund um die Uhr besetzten Kontrollräume bedingten auch, dass das Haus nach Osten und Westen hermetisch ist und nur nach Süden und Norden Fensterbänder in voller Hausbreite aufweist. Minimaler Energieverbrauch, Grundwassernutzung für Heiz- und Kühlsysteme, thermische Entkoppelung der Außenhülle von Innenwänden und Decken, strikte Klarheit und Kompaktheit aller Elemente und Details machen den Bau faktisch und semantisch zu jenem kraftvollen Monolith, als der er, speziell im Notfall, tatsächlich fürs ganze Land wirken soll. Zitat aus der Wettbewerbsjury: „Die Landschaft wird maximal respektiert. Die Achitektur interpretiert die schlichten, historischen Alpinbauten auf zeitgemäße und unabhängige Weise.“ (Jurytext: Otto Kapfinger)

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