Bauwerk

Paneum - Wunderkammer des Brotes
Coop Himmelb(l)au - Asten (A) - 2017
Paneum - Wunderkammer des Brotes, Pressebild: Markus Pillhofer
Paneum - Wunderkammer des Brotes, Pressebild: Markus Pillhofer

Paneum – Wunderkammer des Brotes

ZV-Bauherrenpreis 2018

20. Oktober 2018 - newroom
Die glühende Leidenschaft für Brot hat backaldrin-Firmeninhaber Peter Augendopler in alle Welt geführt und zum Sammler gemacht. In drei Jahrzehnten hat er – aus unterschiedlichen Kontinenten und Epochen – rund 15.000 Kunst- und Kulturobjekte rund um das Thema Brot, Getreide und Backen zusammengetragen. Kostbare Gemälde und Porzellanfiguren wurden ebenso erworben wie ägyptische Kornmumien und volkstümliche Mehlsiebe. Mit der Sammlung wuchs auch der Wunsch, die faszinierende Welt des Brots mit anderen zu teilen. Der gelernte (und nach alter Handwerkstradition stets weiß gekleidete) Bäcker, Erfinder des Kornspitz und international agierender Produzent von Backmittelmischungen hat auf dem Gelände des Stammsitzes in Asten eine „Wunderkammer des Brotes“ errichtet, die dem „essenziellsten Produkt dieser Welt“ gewidmet ist. Der Entwurf für das kleine Spezialmuseum, dessen Freiform schon von weitem die Phantasie beflügelt, stammt von Coop Himmelb(l)au Architekten, die das uneingeschränkte Vertrauen des Auftraggebers genossen. Schon beim ersten Treffen habe Wolf D. Prix sofort die richtigen Fragen gestellt und eine Skizze angefertigt, die die wesentlichen Parameter des Konzepts definierte.

Die intensive Schilderung des Bauherrn habe den Architekten an ein Wolkenschiff denken lassen, an eine „Arche Noah, mit der wertvolle Objekte gleichsam in eine andere Welt gerettet werden sollen.“ In diese andere Welt, die hinter schillernder Fassade unerwartete Raumruhe bereithält, werden nun die Besucher geführt: Über einer schlichten Sichtbetonbox, die das Foyer, das Kundeninformationszentrum und ein Veranstaltungsforum für 120 Gäste beherbergt, erhebt sich die eigentliche Wunderkammer – eine gebauchte Figur aus 3D CNC-gefrästen Brettsperrholzelementen, deren 88 Schichten durch Stahlschrauben miteinander verzahnt sind. Im Innenraum bleibt die lasierte Oberfläche der kreuzverleimten Lagen sichtbar, außen wurde der konstruktive Holzbau mit über 3000 rautenförmigen Edelstahlschindeln bekleidet. Der zweigeschossige Ausstellungsraum, dessen Boden aus geräucherter Eiche den Eindruck verstärkt, einen Schiffsbauch zu durchschreiten, wird durch eine selbsttragende Stahltreppe erschlossen, die sich in kühner Drehung nach oben schraubt. Auf dem Weg hinauf können die im Treppenauge abgehängten Exponate – etwa die Darstellung eines in den Schandkorb gezwängten Bäckers – von allen Seiten betrachtet werden. Die exzellent präsentierten Gegenstände einer ungewöhnlichen Sammlung und der sie bergende Raum bilden ein Ganzes, das die Besucher vereinnahmt. Der Bauherr hat seinen Deal mit dem Architekten gewiss nicht bereut, als er ihm zugestand: „Was immer Sie vorschlagen, ich sage ja.“ (Text: Jurytext ZV-Bauherrenpreis 2018, Gabriele Kaiser)

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Archfoto

Faruk Pinjo