VinziDorf Wien ist ein niederschwelliges Wohnangebot für schwerstobdachlose Menschen, die bestehende Einrichtungen aufgrund ihrer persönlichen Verfassung nicht annehmen können, oder von diesen nicht aufgenommen werden.

Nach einer fünf Jahre dauernden Grundstücksuche stellten die Lazaristen 2007 Bauland und ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude zur Verfügung. Acht Jahre waren notwendig, um den Bedenken der Anrainer und der Bezirksvorstehung zu begegnen. Die Erlangung einer entsprechenden Baugenehmigung erfolgte 2015 nach mehreren Anläufen aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofs.

Die Widmung sah geschlossene Bauweise vor. Dem Rückzugsbedürfnis der Bewohner, die oft jahrelang auf der Straße gelebt haben, zu entsprechen war eine dorfartige Struktur nach Vorbild des Grazer VinziDorfs gewünscht.
16 Wohnmodule in Holzbauweise wurden am Rand des Obstgartens eines ehemaligen Exerzitienhauses in Hetzendorf in lockerer Aufstellung zwischen den alten Baumbestand platziert. Um der Widmung zu entsprechen wurden alle Baulichkeiten unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst. Dort wo es Bäume gibt wurde das Dach unterbrochen.

Eine gemeinsame Außenwand bildet den Abschluss zur Karl-Kraus-Gasse. Sie wurde mit gespendetem Plattenmaterial verkleidet, genauso wie die der Wohnmodule. Die unterschiedlichen Farben und Plattengrössen erleichtern das Wiedererkennen und Heimfinden.
Jedem Dorfbewohner steht ein eigenes, verschließbares Zimmer mit Sanitärzelle zur Verfügung. Wer mehr Anschluss an das Leben im Dorf möchte, kann das „Gasthaus“ im vollständig sanierten ehemaligen Wirtschaftsgebäude besuchen. Dort gibt es täglich warme Mahlzeiten, frische Wäsche und ein freundliches Wort. Dort befindet sich auch die notwendige Infrastruktur wie Küche, Duschräume, Waschküche, Personalräume, die Büroräumlichkeiten der VinziWerke Wien und im ausgebauten Dachgeschoss acht weitere Wohnplätze mit Bad.

Bei der Sanierung des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes wurde darauf Wert gelegt, zeittypische Elemente wie Kastenfenster und Platzldecke zu erhalten.

Ein Großteil der Projektfinanzierung wurde durch Sach- und Arbeitsspenden aufgebracht, Die Wohnmodule wurden von Schüler:innen der HTL-Mödling gebaut. (Text: Architekt:innen)