Bauwerk

Bildungscampus Nüziders
Fink Thurnher Architekten - Nüziders (A) - 2021
Bildungscampus Nüziders, Foto: Hanno Mackowitz

Preisträger Bauherrenpreis 2022

5. November 2022 - newroom
1967 wurde der Bauherrenpreis der ZV ins Leben gerufen, und schon im allerersten Jahr der Auslobung ging der Preis an die Vorarlberger Gemeinde Nüziders. Gewürdigt wurde eine Volksschule mit Kindergarten, hervorgegangen aus einem Wettbewerb, geplant von der Architektengemeinschaft C4 – ein schlichtes, elegantes, aber doch irgendwie urlaubsartiges Ensemble aus bungalowartigen Gebäuden, die sich um ein zentrales Atrium gruppieren. 2002 bis 2004 wurde die Schule von Architekt Bruno Spagolla teilsaniert und um einen Klassentrakt erweitert. Die damalige Auszeichnung hat die Baukultur in Nüziders gefestigt: Nachdem der Schulcampus zu klein geworden war, musste das Gebäude abermals erweitert werden. Diesmal schrieb Nüziders einen zweistufigen, EU-weiten Wettbewerb aus, definierte, welche hochwertigen Trakte unbedingt erhalten werden müssen und welche technisch und funktional veralteten Gebäudeteile für den Abbruch zur Disposition stehen, entschied, die Schulbibliothek mit der öffentlichen Dorfbücherei in einem Raum zusammenzulegen, und lud den einstigen Architekten Bruno Spagolla ein, den Juryvorsitz zu übernehmen. Der Sieg ging an Fink Thurnher Architekten, die auf raffinierte Weise das Raumprogramm völlig auf den Kopf stellten, ohne dabei den Charakter des Ensembles zu beeinträchtigen. Kindergarten und Turnhallentrakt wurden abgerissen und durch zwei neue Implantate ersetzt. Im Süden entstanden neue, abgesenkte Turnund Bewegungshallen sowie ein Probenraum für den örtlichen Musikverein. Im nördlichen Teil wurde ein zweigeschossiger Neubau errichtet, der fast nahtlos an den Bestand anschließt. Während hier nun die 12-klassige Volksschule samt Bücherei untergebracht ist, übersiedelte der Kindergarten in die ehemaligen Schultrakte.

Am Ende wirkt der vergrößerte, logistisch optimierte Campus ganz so, als wäre es nie anders gewesen. Schön zu sehen, wie die Lern-Cluster zoniert und gestaltet sind, wie als Raumteiler verglaste Regale zum Einsatz gekommen sind, wie ab und zu alte Bestandstüren und Wandpaneele wiederverwendet wurden, poetisch, unverkrampft, kreislaufwirtschaftlich clever, und wie sich die Kinder, Jugendlichen und Elementarpädagog·innen in ihrem neuen, alten Haus sichtlich wohlfühlen. Der Wiener Architekt Hermann Czech sagt, Architektur solle nur sprechen, wenn sie gefragt wird. 55 Jahre später geht der Bauherrenpreis abermals an die Gemeinde Nüziders – und gilt dem lauten Mut, im Neuen wunderbare Stille zuzulassen. (Jurytext Bauherrenpreis 2022)

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