Bauwerk

Pinakothek der Moderne
Stephan Braunfels Architekten - München (D) - 2002

Münchner Moderne

Der vom Münchner Architekten Stefan Braunfels geplante Bau besticht durch Lichtführung und Transparenz.

16. September 2002
Ein helle, luftige Leichtigkeit empfängt den Besucher der Münchner Pinakothek der Moderne, wenn er den Museumsneubau durch eine großflächig verglaste Loggia betritt. Das Kuppeldach gibt den Blick zum Himmel frei, Licht flutet in den großzügigen Rundbau, der sich nach allen Seiten öffnet. Die Rotunde, um die sich die Ausstellungsräume mit einer Ausstellungsfläche von rund 15.000 Quadratmeter gruppieren, mutet wie ein griechischer Tempel an. Fast majestätisch führt eine sich nach oben öffnende Treppe in den ersten Stock, der mit einer Galerie um die Rotunde führt.


Kunstachse

Die Treppe durchschneidet den Museumsbau in einer großen Diagonalen, die als Leitidee quasi von der Innenstadt zur Alten Pinakothek gegenüber dem Neubau führt. Architekt Stephan Braunfels hat diese Achse zum architektonischen Prinzip erhoben: Der Besucher gelangt aus der Münchner Innenstadt kommend in die Pinakothek der Moderne und sein Blick fällt automatisch auf die steinerne Ostfassade der berühmten Alten Pinakothek: Die Moderne weist auf ihre geschichtliche Herkunft hin.


Architektur der Leichtigkeit

Neben der Treppe führt eine Glasfront in einen hellen Wintergarten mit alten Kastanienbäumen, die Braunfels in seine Konzeption integrierte. Die Großzügigkeit der Räume und das von den transparenten Decken einfallende Licht gibt dem Haus einen luftig-leichten Charakter, der durch quadratisch große Ausstellungsräume, die noch leer sind, bestärkt wird. Die Gliederung des Museumsbaus in einzelne Abschnitte verhindert Monumentalität. Das architektonische Spiel von quadratischen Räumen zur großen Rotunde in der Mitte schafft Offenheit und Durchlässigkeit.


Bezüge zum Umfeld

Der Neubau setzt in seinem städtebaulichen Umfeld einen Akzent außergewöhnlicher Gestaltung, bleibt aber dem baulichen Konzept der Prunkbauten von Ludwig I. in unmittelbarer Umgebung verwandt. Der sakral anmutende Mittelpunkt als Rundtempel des Museums korrespondiert mit den neoklassizistischen Bauten rund um die Propyläen am Münchner Königsplatz mit der Glyptothek. Braunfels bringt seinen Bau mit der Rotunde, aber auch mit dem Schinkel-Museum in Berlin in Beziehung und verweist architektonisch auf die Uffizien in Florenz. Gleichzeitig entstehen Assoziationen zum Guggenheim- Museum in Bilbao und der „Tate-Modern“ in London.


Begeisterter Hausherr

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Reinhold Baumstark, nennt den Neubau eine „Kathedrale des Lichts“. Und in der Tat fällt je nach Tageszeit das Licht unterschiedlich in die Räume und erzeugt zusätzlich eine sich wandelnde Symbiose von Gebäudearchitektur und Kunstgegenständen. Von besonderer Eindringlichkeit ist diese Beziehung, wenn in den Abendstunden die untergehende Sonne im Westflügel Zwielicht über die Plastik von Wilhelm Lehmbrucks „Der Gestürzte“ (1915/16) wirft.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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