Bauwerk

Pinakothek der Moderne
Stephan Braunfels Architekten - München (D) - 2002

Vier Sammlungen unter einem Dach

Bei allem Lob für die Architektur der Moderne-Pinakothek sind es doch in erster Linie die beherbergten Sammlungen, die im Zentrum des Interesses stehen.

16. September 2002
Die neue Pinakothek der Moderne in München vereinigt vier bedeutende Sammlungen aus den Gebieten Kunst, Grafik, Architektur und Design unter einem Dach. Entsprechend den vier Sammlungen wendet sich die Pinakothek der Moderne mit einem neuartigen Gesamtangebot an den Besucher, das von Gemälden über Skulpturen und Videoinstallationen bis zu Fotografien, Handzeichnungen, Architekturmodellen und Designobjekten unserer Zeit reicht.

Durch das Neben- und Miteinander unterschiedlicher kreativer Entwicklungsprozesse kann der Besucher sich über die verschiedenen Tendenzen in der bildenden Kunst, im Design und in der Architektur in einem Haus ein Bild machen und immer wieder Querverbindungen herstellen. Mit seinen Sichtachsen schließt der Neubau sogar die Kunstwerke der Alten und Neuen Pinakothek ein.


„Die Brücke“ ins 20. Jahrhundert

Die Reise durch das 20. Jahrhundert beginnt mit geretteten Meisterwerken der von den Nationalsozialisten denunzierten „entarteten Kunst“ um die Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde.

Erst vor wenigen Tagen hat das Haus mit Ernst Ludwig Kirchners „Selbstbildnis als Kranker“, eines der bedeutendsten Werke des deutschen Expressionismus', erworben. Das um 1918 entstandene Gemälde zeigt den Künstler (1880-1938) in seinem Haus in Frauenkirch bei Davos, das er nach verschiedenen Aufenthalten in Sanatorien bezogen hatte. Das Gemälde befand sich bisher schon als private Leihgabe im Bestand der Staatsgalerie moderner Kunst.


Wechselseitige Bezüge

Auf großflächigen weißen Wänden hängen die „Klassiker der Moderne“ von Wassily Kandinsky, Max Beckmann, Otto Dix und Picasso. Vom Futurismus zum Surrealismus gelangt man zu Beuys, bevor sich der Museumsraum wieder öffnet. Acht Schleifenbilder von Polke führen zum „Raum 21“, in dem John Bock (Jahrgang 1965) und Michel Majerus (Jahrgang 1967) modernste Installationen und Malerei zeigen.

Das Museum ist so konzipiert, dass ein „dialogisches Betrachten“ der Exponate ermöglicht wird. Der sonst übliche Rundgang in vergleichbaren Häusern ist durch viele Türen und Eingänge aufgebrochen. Bei Sauras „Kreuzigung“ von 1959 angekommen, kann man kurz zurückgehen zu Beckmanns „Versuchung“ (1936/37) und stößt dann auf Bacons „Kreuzigung“ von 1965 - alle Werke großflächige Triptychons, die durch die korrespondierende Anordnung in Beziehung zueinander treten und dies dem Betrachter ästhetisch vermitteln.


Der „Käfer“ im Museum

Mit über 50.000 Objekten der angewandten Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ist der Bereich Design international führend. Gezeigt werden auch die Anfänge gestalteter Produkte von der Industriellen Revolution über Jugendstil bis zum Bauhaus. Ebenfalls zu sehen: der erste VW-Nachkriegs-Käfer, ein Holzmodell von Porsche, Sessel, Mixer und ein Stromlinien-Tatra von 1934, ein damals bahnbrechender Automobil-Prototyp.

Das Architekturmuseum, die größte Spezialsammlung ihrer Art in Deutschland, umfasst 350.000 Zeichnungen, 100.000 Fotografien und 500 Modelle, von Balthasar Neumann über Erich Mendelsohn und Le Corbusier bis zu Günter Behnisch und Shigeru Ban. „Wir wollten keinen enzyklopädischen Parforceritt durch die Kunst des 20. Jahrhunderts“, meint Sammlungsleiterin Schulz-Hoffmann wohl auch stellvertretend für ihre drei Museumskollegen, „sondern mit exemplarischen Werkschauen Fragen der Kunst im Dialog miteinander bringen“.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at