Bauwerk

Pinakothek der Moderne
Stephan Braunfels Architekten - München (D) - 2002

Besitzerstolz

Für den bayerischen Kunstminister Hans Zehetmair reiht sich das Ensemble aus Alter, Neuer und Moderner Pinakothek in eine Reihe mit den großen Museen der Welt wie Tate Gallery oder Centre Pompidou.

16. September 2002
Was modern ist, hat sich in den letzten hundert Jahren einigermaßen verändert. Dennoch gibt es eben so lange zurückliegende Pläne eine Pinakothek der Moderne in München zu errichten. Mit der festlichen Eröffnung an diesem Montag vollendete sich jetzt dieses 100-jähriges Ringen um ein Haus für die moderne Kunst. Der Wahlkämpfende Edmund Stoiber sprach im Beisein des deutschen Bundespräsidenten von einem „großen Tag für Deutschland“.

Der Neubau dem früheren Gelände der Technischen Universität schließt eine kunsthistorische Lücke. Viele der hier gezeigten Objekte fristeten jahrzehntelang in Depots ein Schattendasein, weil bisher die Ausstellungsfläche fehlte.


Die Vor-Vorgeschichte

Das griechische Wort Pinakothek steht für Bildersammlung. Der bayerische König Ludwig I. (1786-1868) führte den Namen für seine Gemäldesammlungen ein. Der Grundstein für die Alte Pinakothek wurde am 7. April 1826, dem Geburtstag Raffaels, gelegt. Der Klenzebau auf freiem Feld vor den Toren der Münchner Residenz wurde Vorbild für viele andere Gemäldegalerien. Er beherbergt heute unbezahlbare Meisterwerke von Rubens bis Dürer, Bruegel und Tintoretto.

Die Neue Pinakothek wurde 1853 für Ludwigs Sammlung zeitgenössischer Künstler errichtet. Der im Krieg zerstörte Bau wurde 1981 nach den Plänen des Münchner Architekten Alexander von Branca wiedereröffnet. Heute zählt die Neue Pinakothek zu den weltweit bedeutendsten Museen zur Kunst des 19. Jahrhunderts. Die vom Münchner Architekten Stephan Braunfels entworfene Pinakothek der Moderne, die am Montag eröffnet wurde, vereinigt vier bedeutende Sammlungen aus den Gebieten Kunst, Grafik, Architektur und Design.


Kunstkomplex

Zusammen mit den unmittelbar angrenzenden Sammlungen der Alten und Neuen Pinakothek kann die Kunststadt München nun mit einem einmaligen Museumskomplex mit Kunstwerken vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart glänzen - von Dürers Selbstbildnis bis zu Bruce Naumanns „World Peace“. Abgerundet wird das Kunstareal durch die Glyptothek, die Antikensammlungen und das Lenbachhaus.

Mit dem größten Museumsneubau Deutschlands hat Bayern laut Zehetmair ein klares Zeichen für die Kultur in schwierigen Zeiten gesetzt. Solche Worte gehen im Wahlkampf runter wie Öl. Der mit Hilfe der Privatisierung von Staatsbeteiligungen finanzierte 121 Millionen Euro teure Museumsbau sei zugleich ein Signal dafür, dass Zukunft und Kultur nicht voneinander zu trennen seien, betont der Minister.

Zum Abschluss des Festaktes enthüllten der Bundespräsident, der in der Neuen Pinakothek einen Anziehungspunkt weit über Deutschland hinaus sieht, der Ministerpräsident und der Kunstminister die mächtige Eisenskulptur „Buscando la Luz“ („Die Suche nach dem Licht“) des baskischen Bildhauers Eduardo Chillida. Die im Zentrum des Forums der drei Pinakotheken platzierte monumentale Skulptur mit ihren drei nach Licht strebenden Armen ist das letzte Werk des vor wenigen Wochen in seiner Heimatstadt San Sebastian gestorben weltberühmten Künstlers.


Tage der offenen Tür

Vom 17. September an steht das neue Haus den Besuchern offen - bis einschließlich 22. September kostenfrei von 10.00 bis 23.00 Uhr. Es werden Hauptwerke der klassischen Moderne von Paul Klee und Pablo Picasso ebenso gezeigt wie Werkkomplexe der nachfolgenden Künstlergenerationen, vertreten durch Francis Bacon, Joseph Beuys und Andy Warhol. Die aktuelle Kunst zeigt sich beispielsweise in den Videoinstallationen von Pipilotti Rist oder den Leuchtkästen von Jeff Wall. Die 400.000 Zeichnungen und Druckgrafiken reichen von Leonardo da Vinci über Paul Cézanne bis zu Künstlern der Gegenwart. Wegen der Lichtempfindlichkeit werden sie in Wechselausstellungen präsentiert.

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