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hochparterre 06-07|2007
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 06-07|2007
zur Zeitschrift: hochparterre

Ein Schiff fürs Auge

21. Juni 2007 - Werner Huber
Die MS ‹Panta Rhei›, das jüngste Schiff der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG), warf seine ersten grossen Wellen in den Medien – wegen seines Namens. ‹Stadt Zürich›, ‹Linth› oder ‹Glärnisch› hiessen die Schiffe bis anhin; bei dieser Zürichsee-Tradition erscheint das griechische ‹Panta Rhei› (alles fliesst) geradezu als Affront. Kaum hatten sich diese Wogen geglättet, gingen sie – diesmal auf dem See – erst recht hoch: Das Schiff wirft auf der Fahrt zu hohe Wellen, die am Ufer zu Schäden führen. Siebzig Tonnen schwerer als geplant, lautete der Befund. Die ZSG zog das Schiff aus dem Verkehr und beriet, wie ihm mehr Auftrieb gegeben werden kann. Die Lösung ist gefunden und im Herbst wird das Schiff für rund eine Million Franken umgebaut. Bis Mitte August ist die ‹Panta Rhei› ein Restaurant und liegt am Bürkliplatz vor Anker.

Der äussere Eindruck ist zwiespältig: Anders als seine windschnittigen Vorgänger aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren versucht das kantige, drei Geschosse hoch aufragende Schiff gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, dass es in hohem Tempo über den See flitzt. Diesen Ausdruck kann man ‹ehrlich› nennen, elegant ist er nicht; wenn die ‹Panta Rhei› einem die Breitseite zuwendet, erinnert sie eher an ein Floss, auf dem Wintergärten aufgestapelt sind. Dieses Äussere stand weitgehend fest, als sich die Architekten an die Arbeit machten und sich um die Gestaltung der Innenräume kümmerten.

Lautlos gleitet die Glasschiebetür zur Seite und öffnet den Zugang in einen grosszügigen Raum. «Am liebsten hätten wir ein Einraumschiff gebaut», erläutert Architekt Manfred Huber. Dies war zwar nicht möglich, doch haben die Architekten grösstmögliche Transparenz geschaffen. So öffnet sich aus dem Eingangsraum der Blick nach vorne und nach hinten in die Salons zweiter Klasse, und die raumhohen Verglasungen heben die Trennung von innen und aussen auf. Der wichtigste Blickfang ist jedoch die über alle vier Decks durchlaufende, geschwungene Treppe, für die sich die Architekten von der ‹Titanic› inspirieren liessen. Sie ist nicht einfach eine Verbindung von unten nach oben, sie ist Teil einer ‹Promenade architecturale›. Diese findet ihre Fortsetzung in den Salons, wo eine elegant geschwungene Öffnung das Haupt- und das Oberdeck zu einer räumlichen Einheit verbindet.

Für den Innenausbau haben die Architekten hochwertige Materialien verwendet: In der zweiten Klasse und den Aussenbereichen liegt am Boden Teakholz (aus Plantagen), in der ersten Klasse ein weicher Teppich. Edler Vogelaugen-Ahorn überzieht die Treppenwangen und die übrigen hölzernen Teile; die Decken sind je nach Klasse matt oder glänzend weiss. Blickfang bleiben in den Salons jedoch die Theken aus Schleiflack: glänzend rot in der zweiten Klasse, zurückhaltend dunkel in der ersten.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönighoenig[at]hochparterre.ch

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