Zeitschrift

TEC21 2008|08
Gesundes Licht
TEC21 2008|08
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Edgar Allan Poe erzählt in «Die Maske des roten Todes»1, wie sich Prinz Prospero aus Angst vor dem Roten Tod in eines seiner Schlösser zurückzieht. Zur Ablenkung gestaltet Prospero dort sieben Festräume: «In jedem Zimmer ging zur Rechten und Linken jeder Wand ein hohes, schmales, gotisches Fenster auf einen geschlossenen Korridor hinaus, der den Windungen der Zimmerfl ucht folgt. Die Scheiben der Fenster waren aus buntem Glas, dessen Farbe mit derjenigen übereinstimmte, die in der Ausschmückung des Zimmers vorherrschte. Das Zimmer am östlichen Ende der Reihe war zum Beispiel in Blau gehalten, und dementsprechend strahlten auch die Fensterscheiben in funkelndem Blau. Das zweite Zimmer war mit purpurroten Wandbekleidungen und Zierraten ausgestattet, und auch die Scheiben waren purpurn – das dritte Gemach war ganz in Grün ausgestattet, und zauberhaftes grünes Licht ergoss sich durch seine Fenster. [...] In den Korridoren, welche die ganze Zimmerfl ucht umschlossen, stand jedem Fenster gegenüber ein massiver Dreifuss, in dem ein Kohlenfeuer loderte, das seine Flammen durch das bunte Glas in das Zimmer warf und ihm so eine glühende Helle und eine stets wechselnde, phantastische Beleuchtung mitteilte.»

Der Prinz erschuf also Lichträume, die in ihrer verschiedenen Farbigkeit die Wahrnehmung von Licht im Raum thematisierten. Heutzutage verfremden und verändern Architekten das Licht in Gebäuden. Das rein optische Erlebnis wurde aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse durch einen gesundheitlichen Aspekt ergänzt. Künstliches Licht beeinfl usst nicht nur Stimmungen, sondern wirkt auf den ganzen Menschen. Leuchtenhersteller und Forschungsinstitute entwickeln «biologisch-dynamische» Beleuchtungen, die sich in Lichtfarbe und -intensität verändern und so dem menschlichen Biorhythmus besser entsprechen sollen (Seite 20ff.). In der Planung und Gestaltung von Gebäuden spielt zunehmend die veränderliche Wahrnehmung von Licht eine Rolle (Seite 23ff.). Besonders bei der Lichtplanung für ältere Menschen erhöhen sich die Anforderungen. Spezielle Einbauten, zum Beispiel sehr intensive Lichtdecken, können helfen, den Wach-Schlaf-Rhythmus der Alten zu aktivieren (Seite 26ff.).

Kunstlicht kann (bisher) immer nur einen Teil des Sonnenlichts im Aussenraum wiedergeben und wirkt daher nicht auf die gleiche Weise wie natürliches Licht. Aber einzelne Aspekte des Naturlichts können heute schon simuliert werden – so werden Farmen wie «Pasona O2» (siehe Titelbild) geschaffen, bei denen es einen wohl noch mehr schaudert als Prinz Prospero am Ende von Poes Geschichte.
Katinka Corts

05 WETTBEWERBE
Umbau Kurtheater Baden

10 MAGAZIN
Quadratur des Zeltes – Zumthors Bruder-
Klaus-Kapelle

20 LICHT TANKEN
Annette Vonder Mühll
Die Gotthardraststätte in Uri wurde mit einer neuartigen, «biologischdynamischen» Beleuchtung ausgestattet. Das Licht verändert entsprechend der Tageszeit seine Farbe und Intensität.

23 WIE TAG UND NACHT
Katinka Corts
Philippe Rahm integriert in seine Installationen und Projekte die Zeit und das Klima. Bei seinem Projekt «Split Time Café» beschäftigt er sich mit der Wirkung des Raumes bei unterschiedlichen Lichtfarben.

26 MEHR LICHT IM ALTER
Christoph Schierz
Die Bedürfnisse älterer Menschen nach mehr Licht werden häufig bei der Planung vernachlässigt. Dabei zeigt eine Studie in einem deutschen Altersheim, dass eine intensive blendfreie Beleuchtung das Sehen im Alter verbessern hilft.

31 SIA
Rekrutierungsmodell | Vernehmlassung Norm SIA 226-2 | Neue Publikationen | Pläne auf Papier oder digital? | Tagung Erdbebensicherheit

34 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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