Zeitschrift

TEC21 2011|37
CO2 einlagern
TEC21 2011|37
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die Eindämmung der Klimaerwärmung auf ein noch verträgliches Mass ist eine gigantische Aufgabe. Unter den Optionen zu ihrer Lösung wird seit einigen Jahren auch die CCS-Technologie (carbon capture and storage) diskutiert. Gemeint ist damit die Abscheidung von CO2 an grossen Punktquellen wie fossilen Kraftwerken oder emissionsintensiven Industriebetrieben und dessen Einlagerung in tiefen geologischen Schichten. Interesse daran bekundeten in den letzten Jahren vor allem Betreiber von Kohlekraftwerken. In der Schweiz mit ihrer auf Wasser- und Kernkraft gestützten Stromversorgung bestand bisher wenig Bedarf. Das hat sich mit der Diskussion zum Ausstieg aus der Kernenergie geändert, mit dem auch der Bau von Gaskraftwerken in den Fokus gerückt ist. CCS böte die Möglichkeit, den damit verbundenen Anstieg der CO2-Emissionen stark zu begrenzen. Allerdings bekommt man dies nicht umsonst. Die Investitionskosten für ein Gaskraftwerk mit CCS würden sich schätzungsweise verdoppeln, die Betriebskosten würden um 25 % ansteigen («Gaskraftwerke mit CO2-Abscheidung»). Da die Abscheidung von CO2 zudem sehr energieintensiv ist, müssten ca. 17 % mehr Gas verbrannt werden, um die gleiche Nennleistung zu erreichen. Bei Kohlekraftwerken geht man gar von einem bis zu 35 % höheren Kohlebedarf aus. Die unterirdische Einlagerung von CO2 wiederum weckt vor allem hinsichtlich ihrer Sicherheit Bedenken, wie der Widerstand gegen Speicherprojekte in Deutschland zeigt.

Ob die CCS-Technologie zum Einsatz kommen soll, ist daher stark umstritten. Befürworter sehen sie als Brückentechnologie, bis der Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energie bzw. die Steigerung der Energieeffizienz den Bedarf decken können. Kritiker befürchten, dass Letzteres genau durch das Verfolgen der CCS-Option gebremst wird, indem CCS-Pilotprojekte Fördergelder verbrauchen und als Legitimation für den Weiterbetrieb bzw. den Neubau fossiler Kraftwerke dienen. Diese Befürchtungen sind sicher teilweise berechtigt. Allerdings bleiben, selbst wenn die Schweiz oder andere Industrieländer sich gegen fossile Kraftwerke entscheiden sollten, die CO2-Emissionen aus emissionsintensiven Industriezweigen, die sich prozessbedingt zum Teil nicht reduzieren lassen. Und es bleibt der wachsende Energiebedarf aufstrebender Länder wie Indien und China, den diese zu einem grossen Teil weiterhin mit ihren grossen Kohlevorkommen decken werden. Sich die Option CCS zur Reduktion der dort anfallenden CO2-Emissionen nicht offenzuhalten, ist angesichts der Dringlichkeit, die Klimaerwärmung zu bremsen, nicht ratsam. Allerdings müssen Potenzial, Aufwand und Risiken der Technologie in Pilotprojekten genau abgeklärt und offen kommuniziert werden. Einige der von CCS-Gegnern geäusserten Bedenken hinsichtlich der CO2-Speicherung liessen sich mit sachlicher Information schon heute entkräften («Geologische Speicherung von CO2 in der Schweiz»).
Claudia Carle

05 WETTBEWERBE
Überbauung Zeughausareal Winterthur

10 MAGAZIN
Kunst am Baum | Am Wasser, auf Sand

16 GASKRAFTWERKE MIT CO2-ABSCHEIDUNG
Johanna Schell, Mischa Werner, Nathalie Casas, Marco Mazzotti
Erläutert werden drei Methoden, die für die CO2-Abscheidung zur Verfügung stehen, deren Energiebedarf und Kosten sowie ihr Potenzial in der Schweiz.

21 GEOLOGISCHE C02-SPEICHERUNG IN DER SCHWEIZ
Mischa Werner, Dorian Marx, Daniel Sutter, Marco Mazzotti
In einer Studie wurde untersucht, ob in der Schweiz geeignete geologische Strukturen zur sicheren Lagerung von CO2 vorhanden sind. Abgeklärt werden auch mögliche Risiken und Nutzungskonflikte bei CO2-Lagern.

28 SIA
Einschreibung «15n» 2012 eröffnet | Potenzial Bogenglas | Vernehmlassung | «Architektur, Arts & Education»

31 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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