Zeitschrift

TEC21 2011|48
Erdwärme
TEC21 2011|48
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Als vor etwa zehn Jahren in Basel das Konzept für ein Geothermiekraftwerk zur Strom- und Wärmeproduktion vorgestellt wurde, schien es, als sei die perfekte Energiequelle gefunden – ein nahezu unerschöpfliches, erneuerbares Wärmereservoir, rund um die Uhr verfügbar, dessen Nutzung weder gefährliche Abfälle oder Abgase pro-duziert noch mit grossen Kraftwerkanlagen die Landschaft beeinträchtigt. Umso herber war die Enttäuschung, als das Projekt im Januar 2007 abgebrochen wurde. Der Grund dafür waren einige in Basel deutlich spürbare Erdbeben, hervorgerufen durch das hydraulische Aufbrechen des Gesteins in 5000 Metern Tiefe zur Erzeugung eines «Durchlauferhitzers». Der Wirbel, den diese verursachten, war um einiges grösser als die -effektiven Schäden an Gebäuden. Der damit einhergehende Vertrauensverlust in Bevölkerung und Politik warf jedoch die Bemühungen zur Realisierung eines Geothermiekraftwerks in der Schweiz um Jahre zurück. Nun aber wagt das vor einem Jahr gegründete Kompetenzzentrum Geo-Energie Suisse einen neuen Anlauf. Im Zentrum steht dabei die Weiterent-wicklung der Technologie, um das Risiko spürbarer Erdstösse zu minimieren («Tiefengeothermie ohne Nebenwirkungen?»). Genauso wichtig wird es aber sein, die politische und gesellschaftliche Akzeptanz dafür zu schaffen. Das setzt wie bei jeder Technologie einen gesellschaftlichen Konsens darüber voraus, welche Risiken die Gesellschaft zu tragen bereit ist und in welchem Verhältnis diese zum erwarteten Nutzen stehen.

Beim Betrieb von Kernkraftwerken, Stauanlagen oder Flughäfen in dicht besiedelten Gebieten etwa sind die akzeptierten Risiken heute recht hoch. Wird dieser Diskurs bei der Tiefengeothermie nicht offen geführt, droht der neue Anlauf in langen politischen Auseinandersetzungen zu versanden und eine entscheidende Chance für die energiepolitische Wende in der Schweiz ungenutzt zu verstreichen.

Im Gegensatz zur Tiefengeothermie ist die oberflächennahe Nutzung von Erdwärme mittels Erdwärmesonden in der Regel mit geringen Risiken verbunden und hat sich in der Schweiz gut etabliert. Beim Bau der Sonden besteht aber noch Optimierungspotenzial, wie ein Forschungsprojekt zeigt («Optimierung von Erdwärmesonden», S. 11). Der Untergrund kann jedoch nicht nur zum Bezug von Erdwärme, sondern auch als saisonaler Speicher genutzt werden, in den im Sommer Abwärme eingelagert und im Winter als Heizwärme wieder bezogen wird. In dicht besiedelten Arealen mit gemischter Nutzung bietet sich zusätzlich die Vernetzung der Gebäude mittels eines Anergienetzes an, in das Gebäude mit Kühlbedarf ihre Abwärme einspeisen können, die dann – nach Zwischenspeicherung im Erdwärmespeicher – anderen Gebäuden zum Heizen zur Verfügung steht («Klima-freundliches Bauen geht in den Untergrund»).
Claudia Carle

05 WETTBEWERBE
Designpreis Schweiz 2011 | Goldener Verkehrsknoten

11 MAGAZIN
Optimierung von Erdsonden

16 TIEFENGEOTHERMIE OHNE NEBENWIRKUNGEN?
Peter Burri, Peter Meier
Durch die Weiterentwicklung der Technologie für Geothermie-Kraftwerke soll das Risiko für spürbare Erschütterungen minimiert und die Wirtschaftlichkeit erhöht werden.

21 KLIMAFREUNDLICHES BAUEN GEHT IN DEN UNTERGRUND
Leonid Leiva
Mit Erdwärmespeichern zur saisonalen Speicherung von Abwärme lassen sich Energiekreisläufe schliessen. Besonders vorteilhaft ist dies in Kombination mit Anergienetzen.

28 SIA
Verdichtung – ja, aber wie? | Neuer Präsident des SIA

30 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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