Zeitschrift

TEC21 2012|11
Hall und Aura
TEC21 2012|11
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim hat unlängst das Phänomen der Akustik auf den ebenso einfachen wie fundamentalen Nenner gebracht, man könne zwar wegschauen, aber nicht weghören.[1] Umgekehrt gilt: Wird das Gehör unterbunden, teilt sich einem der Raum im wahrsten Sinn des Wortes nicht mit. Die ausfallende Wahrnehmung der von den Wänden reflektierten oder von ihnen «geschluckten» Schallwellen lässt einen förmlich im «luftleeren Raum schweben». Das hat eine durchaus wissenschaftliche Komponente. Im Gegensatz zum Licht, dessen Wellen sich auch im Vakuum bewegen, ist der Schall auf ein Medium angewiesen, um sich auszubreiten.

Wenn man nichts hört, gewinnt man deshalb den Eindruck, sich in einem Vakuum zu befinden. Aus diesem Grund bedurfte die Akustik erst der Erkenntnisse über die Ausbreitung von Gasen, um sich als wissenschaftliche Disziplin zu etablieren (vgl. «Schall und Rauch», S. 16).

Barenboim war es auch, der seinerzeit, als es um den Abbruch des Kunst- und Konzerthauses von Armin Meili zugunsten von Jean Nouvels KKL ging, prononciert die mangelnde akustische Qualität des Meili-Baus bezeugte. Es gab indes auch Stimmen, die diese Einschätzung nicht teilten – Indiz einerseits dafür, dass die Qualität der Akustik abhängig ist von der Art des Klangs, der in einem Raum ertönt. Andererseits ist es auch ein Hinweis darauf, dass sie über die messbaren Grössen hinaus eine subjektive Komponente hat.

Sie hat aber ausserdem eine visuelle Dimension. So wird die Form des grossen Konzertsaals im KKL mit dem Resonanzkörper eines Streichinstruments assoziiert. Das ist zwar ein schönes Bild, aber noch kein Gütesiegel für die Akustik. Deshalb verliess sich Nouvel hier ebenso wenig darauf, dass die Form den Klang ausmacht, wie beim spektakulär wie ein Flügel auskragenden Dach, dass es kraft seiner optischen Wirkung über dem Gebäude und dem See schwebt.

Hier wie da zog er Spezialisten bei – Akustiker und Bauingenieure.
Das ist nicht selbstverständlich («… Ohren, die nicht hören …»[2], S. 20) und hängt auch mit der Ausbildungssituation zusammen. Spezialisierte Akustiker sind in der Schweiz dünn gesät. Wir haben einige der Besten gewählt, um uns der Akustik in diesem Jahr in drei Heften zu widmen.

Rahel Hartmann Schweizer, Aldo Rota


Anmerkungen:
[01] Tages-Anzeiger Magazin, 13.–18. August 2011
[02] «Gott hat einen Geist der Verblendung über sie kommen lassen. Sie haben Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören, und so ist es bis zum heutigen Tag.» 5. Mose 29.3

05 WETTBEWERBE
Zollanlage Brig-Glis

08 MAGAZIN
Edelrohbau in Arbon | Villa Tugendhat restauriert

16 SCHALL UND RAUCH
Martin Lachmann
Als wissenschaftliches Fachgebiet ist die Akustik eine vergleichsweise junge Disziplin. Während sich die Bauakustik auf dem Gebiet der Lärmbekämpfung indes etabliert hat, bedarf die Beherrschung von Nachhall, Absorption und Reflexion in der Raumakustik noch der Aufklärung.

20 … OHREN, DIE NICHT HÖREN …
Martin Lachmann
Wenn sich die Akustik in jedem Planungs- und Bauprozess gleichberechtigt mit den anderen Fachbereichen Gehör verschaffen könnte, wären damit Räume zu gewinnen, die nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren erlebbar sind.

27 SIA
Zur Geschichte des SIA-Sekretariats

30 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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