Zeitschrift

TEC21 2012|19
Berufsorganisationen
TEC21 2012|19
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Ein Blick über die Grenzen bestätigt die Vermutung: Die Situation der Schweizer Architektinnen und Architekten ist beneidenswert. Während Architekturschaffende in vielen Ländern lediglich erste Skizzen zu einem Bauprojekt abliefern und die Ausführung spezialisierten Firmen überlassen, haben sie hierzulande die Möglichkeit, für die Realisierung eines Bauwerks verantwortlich zu zeichnen. Ähnlich ergeht es den Ingenieurinnen und Ingenieuren. Dieses Privileg, das zur international beachteten Qualität der Schweizer Baukunst beiträgt, verdanken beide Berufsgruppen nicht nur einem gut funktionierenden Bildungssystem, sondern auch ihren Berufsverbänden und insbesondere dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA. Im interdisziplinären Verband erarbeiten Fachleute – meist ehrenamtlich – Normen und Ordnungen für das Bauwesen, wie sie anderswo von praxisfernen staatlichen Stellen erdacht werden.

Das Berufsbild, das sie auf diese Weise definieren, berücksichtigt die gesamte Erstellungsphase von Bauwerken im Hoch- und Tiefbau. Auch das Wettbewerbswesen, das sich regelmässig als eigentliches Forschungslabor für neue Entwurfs- und Konstruktionslösungen bewährt und jungen Büros den Einstieg in die Selbständigkeit ermöglicht, ist seit jeher ein Kernthema des SIA.

Dieses Heft erscheint zum 175-Jahre-Jubiläum des SIA und enthält ein Portrait des 1837 gegründeten Vereins sowie weiterer Organisationen von Baufachleuten in der Schweiz. Gleichzeitig suchen wir den Vergleich mit umliegenden europäischen Ländern: Wann wurden deren Berufsverbände gegründet? Was war ihre ursprüngliche Rolle, und inwiefern hat sich ihr gesellschaftlicher und politischer Stellenwert im Laufe der Zeit verändert? Wie hängt die Art und Weise, wie sich Baufachleute organisieren, mit ihrem Arbeitsalltag zusammen? Was sind die Folgen auf die Baukultur ihres Landes? Stichwortartig zusammengestellte Fakten und Zahlen erleichtern den Quervergleich zwischen den sehr unterschiedlichen Konstrukten.

Dieses Heft erhebt nicht den Anspruch, einen gesamteuropäischen Vergleich zu leisten oder die Organisationen der vorgestellten Länder vollzählig zu präsentieren. Es bleibt lückenhaft, sowohl geografisch als auch thematisch. Trotzdem zeigt es eines auf: Das vorerst etwas trocken anmutende Thema «Berufsorganisationen» ist erstaunlich anregend. Die Struktur jeder Berufsorganisation offenbart eine nationale Geschichte, eine spezifische Mentalität, ein eigenes Selbstverständnis – und manchmal auch ein ganz besonderes Drama. Die Beiträge in dieser Ausgabe entstanden in enger Zusammenarbeit mit unseren Schwesterzeitschriften «Tracés» und «archi», in denen einige davon auf Französisch bzw. Italienisch erscheinen werden. Allen drei Zeitschriften liegt das dreisprachige Dossier «175 Jahre SIA: 1837 – 2012» bei. Herzliche Gratulation!

Judit Solt

05 WETTBEWERBE
Den städtischen Teppich weiter weben | Erweiterung Kunstmuseum, Chur

26 PERSÖNLICH

28 MAGAZIN
Zeitgenössische Architektur in Beirut | 100 Jahre usic | Deutsches Architekturjahrbuch | Zwei Seiten einer Medaille | Werbung einst und heute | Alpine Auslegeordnung | Umbauten – in Kürze | Durchmesserlinie Zürich – Südtrakt | Portal gegen Klimamythen

64 KONSENS IN DER VIELFALT
Christoph Wieser
Schweiz: Der SIA zeichnet sich im internationalen Vergleich durch seine Interdisziplinarität und durch die Erarbeitung der Normen für das Bauwesen aus.

70 KAMMERN UND BÜNDE
Ulrich Brinkmann
Deutschland: Die Architektenkammern haben sich vor allem der
Standespolitik verschrieben, der Bund Deutscher Architekten der Qualität.

74 ZAGHAFTE ANNÄHERUNG
Christine Desmoulins
Frankreich: Entscheidend ist, welche Uni man besucht hat. Fachleute
mit interdisziplinären Studiengängen an Eliteschulen haben gute Karrierechancen.

78 KAMPF UMS ÜBERLEBEN
Alberto Caruso
Italien: Eine Überzahl an Architekturbüros, sinkende Honorare und
juristisches Chaos bedrohen die Jahrtausende alte kulturelle Tradition des Landes.

81 «NIEDERLÄNDER SIND EBEN ETWAS FREIZÜGIGER»
Cedric van der Poel
Niederlande: Der Architekt Kees Christiaanse hat ein Büro in Rotterdam und in Zürich. Im Gespräch vergleicht er die zwei Berufs- und Baukulturen.

87 SIA
Eindrücke vom 5. WFES | Der SIA und die Werbung | Benchmarking der Planerverbände

104 PRODUKTE | FIRMEN

121 IMPRESSUM

122 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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