Bauwerk

Musiktheater Linz
Terry Pawson, archinauten, Architektur Consult - Linz (A) - 2013

Dem wachsenden Musiktheater über die Schulter geschaut

Architektour

Architektur ist komplex. Daher empfiehlt es sich, Gebäude frühestens nach ihrer Fertigstellung zu bewerten. Das Opernhaus jedoch, das zurzeit am Linzer Volksgarten entsteht, ist ein Projekt, dem man getrost beim Wachsen über die Schulter schauen darf.

27. November 2010 - Romana Ring
Der Weg zum Baubeginn war weit und steinig. Blicken wir also lieber voraus: Entworfen und bis zur Baugenehmigung weiterentwickelt wurde das am einstigen Blumauerplatz gelegene Gebäude von Terry Pawson Architects aus London, den Siegern des seitens des Landes Oberösterreich international ausgelobten Architektenwettbewerbs.

Ihr Projekt hat die Jury durch seinen souveränen, von städtebaulicher Sensibilität getragenen Umgang mit dem Bauplatz überzeugt. Denn während die beiden großen Lärmquellen des Ortes, Bahn und Autoverkehr, nun gebündelt und abgeschirmt im Süden am Gebäude vorbei geführt werden, wendet sich das Foyer als logisches Bindeglied zwischen Theater und Stadt einem der wichtigsten Potenziale des Standortes, dem Volksgarten zu.

Die weit geöffnete Fassade hinüber zur Landstraße verschwenkt, blickt der aus mehreren Ebenen spannungsvoll komponierte Raum in den Park. Die mit der Ausführungsplanung beauftragten Büros ArchitekturConsult (Graz) und Dworschak+Mühlbachler Architekten (Linz) haben diesen engen Bezug der publikumsfrequentierten Bereiche zum Grünraum ebenso umgesetzt wie die Idee eines in seiner plastischen Durcharbeitung imposanten und dennoch Intimität ausstrahlenden Zuschauerraumes. Das Auditorium bleibt mit seinen zwei hufeisenförmig angelegten, akustisch wirksam ausgeformten Rängen dicht am Geschehen auf der Bühne, die künstlerisch wie technisch optimiertes Arbeiten ermöglichen wird.

Diesem Anspruch werden auch jene Räume gerecht, die den zahlreichen, dem Publikum meist verborgenen Arbeitsvorgängen eines Opernhauses gewidmet sind. Immerhin haben wir es mit einem Raumvolumen von 280.000 Kubikmetern zu tun, die sich in das Gefüge der Stadt gliedern. Einige Bedeutung kommt hier den aus dem fünfgeschoßigen Baukörper geschnittenen Lichthöfen zu: Sie erhellen die Aufenthaltsbereiche der Beschäftigten und tragen gleichzeitig dazu bei, den Maßstab des Ortes zu wahren.

Der Probenbetrieb für Orchester, Sängerinnen und Sänger, aber auch die Arbeit auf der Bühne und in den Werkstätten finden nun ihre angemessene räumliche Entsprechung. Diese wiederum erschließt – man setzt auf Doppelnutzungen – neue Möglichkeiten, auch im Rahmen kleiner, experimenteller Formate mit dem Publikum in Kontakt zu treten. An ihm wird es liegen, dieses Jahrhundertprojekt der Oberösterreicher nach getaner Bauarbeit zum eigentlichen Leben zu erwecken.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at