Bauwerk

Musiktheater Linz
Terry Pawson, archinauten, Architektur Consult - Linz (A) - 2013

Musiktheater bekommt Vorplatz: Linzer Volksgarten „neu und sauber“

Ohne Pfiff und Geste: Parkgestaltung genügt keinem internationalen Anspruch.

15. September 2012 - Lorenz Potocnik
Ganz fertig ist der neue Volksgarten noch nicht. Aber die Gestaltung ist ausreichend lesbar, um beurteilt zu werden. Dabei stellt sich das Gefühl ein, dass hier viel Geld für wenig Wirkung verbaut wurde. Viel mehr als neu und sauber ist nicht zu erkennen. Das enttäuschende Ergebnis weist vor allem auf eine unzureichende Planungskultur der Stadt hin.

Gut drei Hektar groß

Der Linzer Volksgarten ist mehr als 30.000 Quadratmeter groß und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt. Der Baumbestand und die zentrale Lage zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt machen den Park zu einem sehr lebendigen und viel genutzten Grünraum.

Als Parklandschaft einzigartig, war dieser vor dem Zweiten Weltkrieg ein populärer und kultureller Knotenpunkt der Stadt. Hier, wo heute der Spielplatz und die Tiefgarage sind, stand bis 1945 ein 1500 Personen fassender Salon. Der Bau des Musiktheaters und die im Zuge des Wettbewerbs entstandene Ausrichtung auf den Grünraum waren Impuls für eine Revitalisierung des Volksgartens.

Kein Wettbewerb

Anstatt wie angekündigt sofort einen Wettbewerb, offen oder geladen, zu veranstalten, wurden drei der Stadt vertraute Landschaftsbüros zu einer Ideenfindung gebeten. Alfred Benesch (Büro land.schafft, Melk) schlug einen – in Anlehnung an den früheren Volksgarten – geschlossenen Park vor.

Thomas Proksch (Büro Land in Sicht, Wien) plante eine neue, geschwungene und breite Esplanade vorbei am neuen Musiktheater.

Otmar Stöckl (Büro Stöckl aus Zell an der Pram) blieb mit seinem Entwurf am pragmatischsten mit einer etwas veränderten Wegführung, einem Vorplatz für das Theater und keiner Veränderung des Baumbestands.

Alle Vorschläge sahen die Notwendigkeit, den ganzen Park zu bearbeiten – was die Stadt so nicht vorgesehen hatte. Spätestens nach dieser Ideenphase hätte ein Wettbewerb initiiert werden müssen. Stattdessen wurde das Büro Stöckl direkt beauftragt. Immerhin für eine Planung mit Herstellungskosten von 1,8 Millionen Euro (inklusive Vorplatz des Musiktheaters).

Die nun realisierte Gestaltung ist ein Spagat zwischen Schutz der historischen Gartenanlage, Kosten, Wünschen des Musiktheaters, der Bevölkerung und der Politik. Entsprechend wurden die Eingriffe gering gehalten. Die Wege wurden adaptiert, deren Anschlusspunkte beibehalten, die Achsen jedoch verschwenkt. Die Hauptachse (in Zukunft „Blütenachse“) führt nun näher ans Theater.

Der bisher unbeachtete Brunnen mit der Steinfigur „Die Freude am Schönen“ (Anton Hanak, 1908) soll ein neuer Treffpunkt werden. Der Spielplatz wurde vergrößert, Gebüsch entfernt.

So weit okay. Das Ganze lässt nur Pfiff und Geste vermissen und bleibt in Hinblick auf das neue Theater, dessen Foyer praktisch in den Park erweitert wurde, nicht angemessen.

Insbesondere bei Oberflächen und Mobiliar bleibt die Verbesserung zu vorher fraglich. Im Unterschied zu dem früheren, filigranen und unauffälligen Modell wirkt das neue Design – so wie der Park auch – unentschlossen zwischen Nostalgie und pflegeleicht. Fast wie aus dem Baumarkt.

Nicht zeitgemäß

In Kürze: neu und sauber. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Auch die vorsichtige Art im Umgang mit Bestand ist positiv zu erwähnen. Die Gestaltung aber genügt nicht dem Anspruch eines internationalen Musiktheaters oder des ursprünglich angepeilten „zeitgemäßen Zentrumsparks“; dies weder in der Vorgehensweise, noch im Ergebnis.

Dass sich Österreich grundsätzlich schwertut mit zeitgenössischer Gestaltung öffentlicher Räume, ist bekannt. In der Landeshauptstadt Linz sind jedoch einige gute Beispiele zu finden, wie die 2009 fertiggestellte Erneuerung des Landhausparks (Büro el:ch aus Berlin) oder der Eingangsbereich des Friedhofs St. Martin (Barbara Bacher).

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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