Bauwerk

StudentInnenwohnheim Molkereistraße
Baumschlager Eberle Architekten - Wien (A) - 2005
StudentInnenwohnheim Molkereistraße © Regina Doblhammer

Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006

10. Oktober 2006 - newroom
Der Neubau bildet den westlichen »Kopf« eines großen Blocks innerhalb des praternahen Ensembles mit alter Blockrandbebauung. Trotz der enormen Dichte wurden dem neuen Trakt mit professioneller Gewitztheit in einer Vielzahl minimierter Eingriffe auch beachtliche architektonische Qualitäten abgerungen: durch die Führung und Gestaltung der vertikalen Lichtschächte in den Mittelgängen, durch den Versatz der Grundrissstruktur, durch gute Nutzung der normalerweise dunklen Innenecken der Blockrandbebauung, durch die Fensterlösung im Detail und im Gesamten. Die einfache, mäanderförmige Fassadengeometrie, die plastische Durchbildung der Laibungen, die Kalkulation der »Zufallsbilder« im Gebrauch der kupfernen Schiebläden lässt die Baumasse leicht und elastisch erscheinen. Ein Haus, das nicht kaschiert, welch ökonomischer Druck auf ihm lastet, doch alle Margen nützt, um Noblesse, formale und funktionale Nachhaltigkeit zu erreichen.

Energie und Ökologie

Die Gebäudehülle ist konsequent im Passivhausstandard errichtet. Die gemessene Luftdichtheit, der errechnete maximal zulässige spezifische Heizwärmebedarf von 15kWh/m2a, die maximale spezifische Heizlast von 10W/m2 nach PHPP (Passiv-Haus-Projektierungs-Paket), auch die Ausstattung mit elektrischen Haushaltsgeräten der Energieeffizienzklasse A++ entsprechen den Vorgaben des Passivhaus-Standards. Die Haustechnik hat auch Passivhausstandard, allerdings angepasst an die Bedürfnisse eines internationalen Studentenheims. Menschen aus unterschiedlichen Nationen fühlen sich bei unterschiedlichen Temperaturen wohl, während alle die gleiche Frischluftmenge brauchen. Daher wurde die Zufuhr gefilterter frischer Luft von der Wärmezufuhr getrennt. Kostengünstig wurden winzige Heizkörper über den Zimmertüren unter den Zuluftöffnungen platziert. Damit können die Bewohner:innen ihre Wunschtemperatur einstellen, der technische Aufwand bleibt gering. Je zwei Wohneinheiten werden mit frischer Luft aus dezentralen Kleinlüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung versorgt. Bauökologisch brilliert das Gebäude nicht besonders: Die außen liegenden Kupfer-Fensterschiebeläden verbrauchen relativ viel »graue« Energie und liefern im Sommer zwar Schatten, aber auch Hitzestrahlung. Auch die Innenausstattung ist eher gewöhnlich. Trotzdem: Durch Verzicht auf PVC, HFKW und HFCKW etc. erreicht das StudentInnenheim 935 von1.000 klima:aktiv haus Punkten und ist damit anderen StudentInnenheimen haushoch überlegen und mehr als nachahmenswert. (Text: Jurytext Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006, Otto Kapfinger)

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