Bauwerk

Tempel 74
Jürgen Haller - Mellau (A) - 2019
Tempel 74, Pressebild: Albrecht Imanuel Schnabel
Tempel 74, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel
12. Januar 2020 - vai
Der Weiler Tempel gehört zu den attraktivsten Ensembles im Ortsbild von Mellau. Anstelle eines abbruchreifen Bauernhauses wurden zwei Neubauten errichtet, die das harmonische Miteinander der Häusergruppe um den Dorfbrunnen würdigen und zugleich die besonderen, fast urbanen Qualitäten des Weilers in die Gegenwart übersetzen. Die vorhandene Struktur an Bregenzerwälder Häusern in klarem Zuschnitt wurde in ihrer zeitlosen Qualität zum Vorbild für die neuen Gebäude. Das rund 1000 Quadratmeter große Baugrundstück mitten im Ort war vom Architekt zusammen mit Nachbarn gekauft worden, um es als Spekulationsgut dem Markt zu entziehen und einen „gesichtslosen Wohnbau“ zu verhindern. Die Rückfinanzierung erfolgt durch Vermietung der vollausgestatteten Apartments an Urlaubsgäste, wobei die baulich vollwertigen Wohnungen bei Bedarf auch als Eigentumswohnungen genutzt werden könnten.

Die in Mischbauweise errichteten Baukörper zeichnen sich durch ihre einfache und klare Konstruktion aus. Der Sockelbereich aus Beton stärkt die auf ihm lastende Holzkonstruktion in ihrer Erscheinung. Haus A ist der detailgetreue Wiederaufbau eines Gebäudes in handwerklich-bäuerlicher Tradition. Typisch dafür sind z. B. Kasten- und Rautenfenster sowie die Rundschindeln. Das Haus B ist ein Neubau, der die regionale Bautradition in freier Interpretation fortschreibt. Es wurde mit einer teilweise transparenten Holzfassade verkleidet, die mit offenen und geschlossenen Fassadenflächen spielt.

Verbunden sind die beiden Häuser im Untergeschoß über die Tiefgarage, sowie im Eingangsgeschoß über eine große Stube, die zum Verweilen und Entspannen einlädt. Eckbank, Kredenz und Sitzmöbel in der Tradition des Kanapees sowie der Ofen als zentrale Feuerstelle stehen für die typische Bregenzerwälder Gemütlichkeit und bieten einen heimeligen Wohlfühlort. Dazu kommen die Kochinsel, die Bibliothek und ein Medienbereich für Seminare. Ergänzt wird das Angebot in beiden Häusern jeweils durch eine Sauna mit Ruhebereich. Das Architekturbüro sitzt zurückhaltend im Sockelgeschoß und ist intelligent in die gemeinsam nutzbare Infrastruktur eingebunden. (Text: Architekt, bearbeitet)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at