Bauwerk

Volks- und Berufsschule Längenfeldgasse
PPAG - Wien (A) - 2020
Volks- und Berufsschule Längenfeldgasse, Foto: Hertha Hurnaus
Volks- und Berufsschule Längenfeldgasse, Foto: Hertha Hurnaus
23. März 2022 - newroom
Der Wiener Bezirk Meidling südwestlich der Innenstadt ist bereits dicht bebaut. Nachverdichtung tat dennoch Not, weil erweiterte und auch ganz neue Bildungseinrichtungen gebraucht wurden. Das Projekt Volksschule und Berufsschule Längenfeldgasse schlägt einige ungewöhnliche Lösungen vor.

Der Neubau beinhaltet die neuartige Kombination aus einer 17-klassigen Grundschule (Alter 6- 10 Jahre) und einer Berufsschulerweiterung mit 23 Klassen (Alter 15-19 Jahre). Damit möglichst viel der bestehenden Freiflächen erhalten bleiben konnte, wurde das Gebäude mit sechs Stockwerken vergleichsweise hoch angelegt; 2100 m² Garten bleiben bestehen.

Die Räume der Grundschule befinden sich dicht gepackt im horizontal gelagerten Bauteil; die Räume der Berufsschule schließen nach oben hin in den stufenweise zurückspringenden Obergeschossen an. Den oberen Abschluss der Berufsschule bildet die sogenannte „Übungsfirma“, mit Blick über die Stadt – Sinnbild für den Ausblick in eine Zukunft voller Möglichkeiten.
Die große Terrasse über der Grundschule und weitere kleine Terrassen vor der Berufsschule sind als Bestandteile des Bildungsraums gedacht, die ganze Schule als Landschaft in der Stadt.

Die Architekten verstehen die Volks- und Berufsschule als Weiterführung des neuen Schulbauprogramms der Stadt Wien, das ein zeitgemäßes räumlich-pädagogisches Konzept für jeden Schulneubau voraussetzt, und wollen das ihre kindergerecht und atmosphärisch auf die Spitze treiben.
Die Volksschule besteht aus vier Clustern mit je vier bis fünf Bildungsräumen, die sich wiederum jeweils um eine Lernlandschaft herum gruppieren, dazu je ein Teamraum für die Pädagog:innen. Jeder Bildungsraum hat einen Appendix, der als Nest oder Ruhe-Oase genutzt werden kann. Das System des Clusters wurde, altersangepasst, auch auf die Berufsschule angewandt.

Die Materialien vermitteln nach innen und außen einen Eindruck, der zwischen Denkfabrik und Zuhause-Gefühl pendelt. Auf diese Ambiguität zahlen auch harte und weiche Oberflächen, Vorhänge und bewegliche Matratzen- und Kissenelemente ein. Verglasungen zwischen Multifunktionsbereich und Stammgruppenräumen vermindern zusammen mit überlegt gesetzten Spiegeln den Eindruck starrer Raumkanten und schaffen das räumliche Gefühl einer „unendlichen Lernlandschaft“.

Die zeitgemäße Pädagogik verlangt nach einem enormen Maß an offenen Regalflächen, aus denen die Kinder beim Freien Lernen und Projektunterricht ihre Lernmaterialien wählen. Sie sind bis zur Greifhöhe der Kinder entlang vielerlei Wandflächen, aber auch an der Fassade untergebracht. Spiegel auf dem oberen Regalanschluss reflektieren das Tageslicht in den Raum hinein. Außenregale in der Fassadenebene ermöglichen Experimente und erlauben das vollständige Öffnen einzelner Elemente innerhalb der raumhohen Verglasungen. Trotz dem vielen Tageslicht und direkter Blicke nach draußen kommt kein Gefühl der Ausgesetztheit auf. Das umgebende Grün ist rundum präsent.

Der gemeinsame Hof für Volks- und Berufsschule ermöglicht altersübergreifende Begegnungen. Ein weiteres wichtiges Element der räumlichen Verbindung sind die mitunter recht breiten Treppen zwischen den Geschossen, die auch in den Garten führen. Sie sind so gestaltet, dass die Kinder sie gerne als Bewegungsraum und Aufenthaltsort nutzen, sie eignen sich sowohl als Spielgerät wie auch für Vortragsituationen. Mit Rutschen ausgestattet, lassen sie vergessen, dass sie im Notfall auch als Fluchttreppen dienen.

Die Lochblech-Fassade verändert ihr Aussehen je nach Licht und Wetterlage, sie kommt ohne Attikablende aus und lässt – zusammen mit einer hellblauen, wind- und wasserdichten Folie unter den Blechen – die Gebäudekante gegen den Himmel weniger hart erscheinen. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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