Veranstaltung

Architekturtage 2008
Veranstaltung
16. Mai 2008 bis 17. Mai 2008


Veranstalter:in: Verein Architekturtage, Architekturstiftung Österreich, Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten

Der flache Kopf und die Tiefe der Provinz

Burgenland und die späte Entdeckung einer eigenständigen pannonischen Architektur

8. Mai 2008 - Wolfgang Weisgram
Eisenstadt - Wer rasch und unaufmerksam genug durchs Burgenland reist, gewinnt leicht den Eindruck, in architektonischer Hinsicht sei das Land hauptsächlich von der Blauen Lagune und ähnlichen Geschmacksträgern inspiriert. So flächendeckend markieren hier die Türmchen, Balustraden, ja Tirolerhäuser die Siedlungslandschaft.

Klaus-Jürgen Bauer, Chef des umtriebigen Architekturraums Burgenland, plädiert deshalb leidenschaftlich für die Schärfung des zweiten Blicks, in dem dann nicht nur die modernen Ordentlichkeiten wie der heuer neu gestaltete Innenraum der Opernfestspiele im Steinbruch zu St. Margarethen, das nahegelegene Ferienhaus von Roland Rainer oder die Neusiedler Highlights Mole West und Weinkulturhaus (beides Halbritter & Halbritter) hervorstechen. Sondern auch - oder vor allem - jene baulichen Traditionslinien, die der weitgehend geschichtslosen „Leere zwischen den Metropolen“ einen regionalen Charakter verleihen.

Im Vorjahr hat Klaus-Jürgen Bauer diesen zweiten Blick, für den er zuweilen plädieren kann wie ein Pfarrer fürs gottgefällige Leben, als Buch herausgebracht (Pannonien Archipel, edition lex liszt 12). Darin präsentiert er das architektonische Burgenland als Teil des großen Pannoniens, das eine europäische Region bilde, wie etwa der Alpen- oder der Mittelmeerraum.

Rüstzeug für die Provinz

Unterfüttert ist seine nicht nur auf die Architektur konzentrierte Darstellung mit einer „Theorie der Provinz“, die sich dem schönen Motto von Uwe Dick beugt, derzufolge die Provinz „nur im Kopf“ sei, und zwar „die tiefste im flachsten“.

Versehen mit diesem erkenntnistheoretischen Rüstzeug lassen sich die pannonischen Besonderheiten deutlicher erkennen. Und, auf der anderen, der aktiven Seite, auch ins Moderne herüberhieven, wie Bauers Arbeiten in Eisenstadt, Rust oder Neufeld zeigen.

Charakteristisch für das Pannonische sei, so Bauer, „die Leere“, die sich sowohl in der alten wie auch in der modernen Architektur leicht finden lasse. „Genau diese Leere suche ich. Und ich finde sie in der mich umgebenden Landschaft.“

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