Zeitschrift

TEC21 2011|36
Genève s'éveille
TEC21 2011|36
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Wohl nirgends in der Schweiz ist das gegenwärtige Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft so deutlich zu spüren wie im Arc Lémanique. Vor allem Genf erlebt einen Boom. Es ist in den letzten Jahren zum grössten Rohstoffhandelsplatz der Welt geworden und bildet die am fünftschnellsten wachsende Agglomeration Europas.
Als diese Dynamik nach der Jahrhundertwende einsetzte, waren weder die politische Kultur noch die Infrastruktur Genfs darauf vorbereitet. Die Stadtentwicklung war seit langem politisch blockiert.

Den Genferinnen und Genfern gefiel es in ihrer dichten, schönen und von einem geschützten Grüngürtel umgebenen Stadt so gut, dass sie sie nicht mehr verändern wollten. Sie bauten kaum mehr Wohnungen, darum fand das Wachstum vor allem in Frankreich statt. Sie bauten auch keine S-Bahn, deshalb wuchs der grenzüberquerende Autoverkehr.

Doch jetzt erwacht Genf. Es baut nun die S-Bahn – deren zentrale Strecke 1850 zum ersten Mal projektiert worden war. Und eine neue Generation von Politikern und Planern hat Projekte für neue Stadtteile und für die Nachverdichtung bestehender Quartiere entwickelt, die alles in den Schatten stellen, was in den letzten zwanzig Jahren in Deutschschweizer Städten geschehen ist. Das betrifft nicht nur die Quantität, die Grösse der Gebiete und die Zahl der geplanten Wohnungen und Arbeitsplätze. Auch bei der Qualität der Planungen, bei der baulichen Dichte, der funktionalen und der sozialen Durchmischung, der Gestaltung der öffentlichen Räume usw. gehen die Vorhaben deutlich weiter in Richtung einer nachhaltigen Siedlungsform – einer attraktiven, dichten Stadt der kurzen Strecken.

Es ist ein besonderer Moment in Genf: Die Tische vieler Planerinnen und Planer quellen über mit Projekten, die kantonale und die kommunalen Bauverwaltungen summen von den vielen Sitzungen, die Stimmung knistert vor Produktivität – doch noch ist nichts gebaut, noch ist alles erst Projekt. Die Beteiligten scheinen es kaum mehr erwarten zu können, bis endlich die ersten Bauten stehen und beweisen, dass der Stillstand überwunden ist. Wenn Genf nun umsetzt, was die Pläne versprechen, wird es in Sachen nachhaltiger Stadt-entwicklung rasch auf- und überholen. Und die Schweiz wird eine zweite Grossstadt erhalten, was ihr guttun wird.

Unsere französischsprachige Schwesterzeitschrift Tracés widmet übrigens ihre neuste Nummer der Planungsgeschichte Genfs und bringt ausserdem ein Interview mit dem Leiter der kantonalen Richtplanungsbehörde über den neuen Genfer Richtplan, der Pioniercharakter hat und der zurzeit öffentlich aufliegt (Tracés 16/17 2011, bestellen unter: aho@revue-traces.ch).
Ruedi Weidmann

05 WETTBEWERBE
Dorfzentrum Andelfingen | Sonnenhof Süd, Emmenbrücke

12 MAGAZIN
Raute, Ornament und Tragwerk

18 VOR DEM GROSSEN UMBAU
Ruedi Weidmann
Genf boomt, war aber planerisch lange blockiert. Nun erwacht die Stadt: Sie baut eine S-Bahn und plant mehrere neue Stadtteile für die 2000-Watt-Gesellschaft.

22 EIN ZWEITES STADTZENTRUM
Ruedi Weidmann
Im Industriegebiet Praille - Acacias - Vernets (PAV), einem der grössten Stadtentwicklungsprojek-te Europas, soll Genfs Innenstadt erweitert werden.

27 GENFS HAUPTSCHLAGADER
Antoine Da Trindade, Annick Monbaron-Jalade, Caroline Monod
Die Ceva wird das Herzstück der Genfer S-Bahn. Rund um ihre Stationen gibt sie der Stadtentwicklung bereits kräftige Impulse.

34 SIA
«Nicht jenseits der Erwartungen» – Sohei Okada im Gespräch über Fukushima

36 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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