Bauwerk

Miss Sargfabrik
BKK-3 Architektur - Wien (A) - 2000

„Miss Sargfabrik“

Wohnbau mit verschiedenen Ebenen

Der erste Bauteil auf dem Areal der alten Penzinger Sargfabrik war ein Erfolg. Nun zeigen Johann Winter und Franz Sumnitsch im Folgeprojekt, daß das Konzept gegen die geförderte Wohnbau-Tristesse noch besser werden kann.

12. Mai 1999 - Gert Walden
Wien - Wer von den öden Wiener Wohnbaukisten der vergangenen Jahre genug hatte, übersiedelte in die Penzinger „Sargfabrik“. Der Erfolg des Projekts, das vom Verein für integrative Lebensgestaltung getragen und vom Baukünstlerkollektiv geplant wurde, findet nun eine Fortsetzung - unter dem Marketingtitel „Miss Sargfabrik“.

Die Architekten Johann Winter und Franz Sumnitsch sowie der Verein haben in mehrfacher Hinsicht dazugelernt. Zunächst einmal wurden im neuen Bauabschnitt an der Missindorfstraße der Anteil der Gar¸conni`eren auf die Hälfte der insgesamt 40 geförderten Wohneinheiten erhöht.

Neu aber auch in der planerischen Konsequenz des ersten Teils der „Sargfabrik“ ist die räumliche Organisation besonders im Bereich der Kleinwohnungen. Die Gar¸conni`ere als Synonym für eine minimale Wohnschachtel gilt in der „Miss Sargfabrik“ nicht. Winter und Sumnitsch haben es geschafft, daß auch die Kleinwohnungen zwischen 35 und 50 Quadratmeter ein 3D-Erlebnis bieten.


Folgenreicher Knick

Die Idee ist so einfach, wie sinnvoll. Statt der üblichen, platten Trennwände haben die Mauern zwischen den Gar¸conni`eren einen Knick. Auf diese Weise entstehen zwei unterschiedliche Raumkonfigurationen: es gibt da die introvertierte Variante, die eine erweiterte Wohnungsmitte umfaßt und eine extrovertierte Konstellation, wo die Öffnung zu den Fassaden hin dominiert. Außerdem ist durch die unterschiedlichen Raumhöhen innerhalb der Wohnungen das Einziehen einer schrägen Ebene möglich geworden, sodaß auch innerhalb der Gar¸conni`eren Enge und Weite in der Vertikalen spürbar sind. „Höhle oder Zelt“ - beide archetypischen Spielarten der Behausung nach Gottfried Semper sind also möglich, und sie wurden auch von den „Wohnungswerbern“ angenommen, was übrigens beim Ansuchen um Wohnbauförderung durchaus nützlich war, weil bereits auf Vorvermietungen hingewiesen werden konnte.

Bei den größeren Einheiten zwischen 70 und 120 Quadratmeter ist das Wohnen auf verschiedenen Ebenen noch ausgefeilter. Sogar drei Triplexwohnungen mit Option auf einen eigenen Arbeitsraum sind vorgesehen. Die Wohnungsstruktur ist nicht nur im Inneren wahrnehmbar, an der Schmalseite der Fassade läßt sich der Schnitt durch die Wohnungen ablesen. Struktur und Funktionsgliederung wurden damit zum Emblem für das Bauvorhaben.


Leben in Gemeinschaft

„Integratives Wohnen“ bedeutet aber in der „Miss Sargfabrik“ auch: ein Clubraum für Jugendliche, Platz für Teleworker, eine Gemeinschaftsküche und Bar, sowie Bibliothek und ein kleiner Waschsalon. Für diese wichtigen Einrichtungen sind immerhin rund 260 Quadratmeter Flächen vorgesehen, während die Wohnnutzfläche 2850 Quadratmeter ausmacht. Die künftigen Bewohner werden am 1. Mai 2000 einziehen.

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