Bauwerk

Miss Sargfabrik
BKK-3 Architektur - Wien (A) - 2000

Traum in Orange

Die Miss Sargfabrik in der Missindorfstraße setzt auf integratives Wohnen, außerdem wurden die Erfahrungen der Bewohner der Sargfabrik Nr. 1 in der Planung berücksichtigt.

20. September 2000 - Sabine Oppolzer
Die Sargfabrik Nr. 2 ist ein einheitlicher Baukörper in frischem Orange. Die Trennung zwischen Fassade und Dach ist aufgehoben, der Putz reicht bis an den Horizont. Aufgrund der durchgängigen Fensterbänder scheint die Fassade des viergeschoßigen Baus wie quergestreift. Rein optisch ähnelt dieser wieder von den BKK-3 Architekten Johann Winter und Franz Sumnitsch entworfene Erweiterungsbau dem ersten Projekt, „weil wir“, so der Projektleiter Rainer Tietel, „zeigen wollten, dass so ein Projekt der Mitbestimmung kein Unikat sein muss, sondern weitergehen kann.“

Schräge Decken

Auf dem Teil der Fassade, der auf die Missindorfstraße geht, spiegelt sich durch die geknickten Fensterbänder das Innenleben des Gebäudes: die Bewegung der schrägen Geschoßdecken. Denn das Raumerlebnis der Atelierwohnungen ist durch Deckenschrägen geprägt. Die Deckenschräge des einen Stockwerks entspricht jeweils der Fußbodenschräge der nächsten Etage. Auch die Trennwende zwischen den einzelnen Wohnungen weisen Knicke auf. Keine Wohnung gleicht der anderen.

Nur eines haben alle Wohnungen gemeinsam. Durch die unorthodoxe Raumaufteilung und die Fenster, die sich jeweils über die gesamte Außenfront ziehen, wirken sie größer als sie sind

Konzipiert wurde der Erweiterungsbau der Miss Sargfabrik als Einheit mit der alten Sargfabrik. Die Bewohner ließen ihre Erfahrungen in mehreren Feed-Back-Runden einfließen. So erzählt eine Bewohnerin, dass vor allem die Zweigeschoßigkeit ein heiß diskutiertes Thema war. „Wir wollten keine zweigeschoßigen Wohnungen mehr, weil wir alle älter werden und es ja auch Wohnbedürfnisse gibt, die mit Stiegen nicht gut vereinbar sind.“

So wurden in der 2. Sargfabrik in erster Linie kleinere Wohneinheiten für Studenten und Alleinerzieher geschaffen. Erst als zwei Geschoße restlos vergeben waren, wurde mit den zukünftigen Bewohnern die konkrete Planung ihrer Wohnungen, genannt Boxen, begonnen.

Für den Architekten Johann Winter ist eine solche architektonische Qualität neben den drei Dimensionen im Raum nur durch eine vierte Dimension möglich. Und die heißt: soziale Kompetenz

In der alten Sargfabrik gibt es daher ein Badehaus, einen Kindergarten, einen Veranstaltungssaal und ein Café-Restaurant. Erweitert wurde dieses Angebot jetzt durch diesen multifunktionalen Gemeinschaftsraum, der eine Küche genauso beinhaltet wie einen Waschsalon oder Telearbeitsplätze und sich über drei Etagen erstreckt.

Finanziert wurde das gesamte Projekt aus den Mitteln der Wohnbauförderug, auch wenn es sich um ein Wohnheim neuen Typs handelt, deren Bauträger der Verein für integrative Lebensgestaltung ist. So gibt es hier drei behindertengerechte Wohnungen, einen Clubraum für Jugendliche, Wohneinheiten für Studenten und für Flüchtlinge aus Bosnien. Einziehen wird auch die sozialpädagogische Wohngemeinschaft „Heim 2000“ mit Kindern, die derzeit in Heimen untergebracht sind. Durch diese Klassifizierung als Wohnheim wird die Sargfabrik für Gemeinschaftseinrichtungen mit plus 20% gefördert.

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