Bauwerk

Bibliothek von Alexandria
Snøhetta - Alexandria (ET) - 2001

Das Internet der Antike

In der Antike war die Bibliothek von Alexandria der größte Wissensspeicher der Welt.

25. Mai 2002
Die alte Bibliothek von Alexandria war die mit Abstand größte und wichtigste der griechisch-römischen Antike. Ein Ziel war es, das gesamte damalige griechische Schrifttum zu sammeln. Alles, was an Wissen wichtig schien, sollte an einem Platz konzentriert und abrufbar werden. Alexandria sollte damals das werden, ws heute das Internet ist.


Griechischer Einfluss

Als 323 v. Chr. das Reich Alexanders des Großen nach dessen Tod aufgeteilt wurde, erhielt General Ptolemaios I. Ägypten zugesprochen. Er schaffte es, ein stabiles Königreich aufzubauen, indem er Verwaltungsaufgaben von Griechen erledigen ließ. Traditionellerweise waren die Ptolemäer auch der Akademie des Aristoteles verbunden.


Akademiegründung 295 v. Chr

Der griechische Einfluss machte sich schließlich auch kulturell bemerkbar. 295 v. Chr. gründete Ptolemaios I. eine Akademie nach dem Vorbild des Aristoteles und nannte sie Museion. Es war gleichzeitig Forschungs- und Kultstätte, an der die gesamten damaligen Wissenschaften und Disziplinen gepflegt wurden.


Hochblüte unter Ptolemaios II.

Um die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, wurde für das Museion eine Bibliothek angelegt, die bald zur wichtigsten im Mittelmeerraum werden sollte. Zur Blüte gelangte sie unter Ptolemaios II. (308-246 v. Chr.), als man daranging, das gesamte griechische Schrifttum zu sammeln.

Daneben wurden aber auch die wichtigsten fremdsprachigen Werke gesammelt und ins Griechische übersetzt, darunter die Thora.


Geburt der Textkritik

Nicht nur wegen der großen Anzahl an Schriftrollen war die Bibliothek bedeutend. So durchsuchte man die gesammelten Texte der griechischen Klassiker nach Übersetzungsfehlern und versuchte so, diese wieder in ihre ursprüngliche Form zu bringen - die Geburtsstunde der Textkritik.

Aus Alexandria stammt auch der erste schriftliche Bibliothekskatalog der Geschichte. Die 120 Papyrusrollen, die „Pinekas“, sollten eigentlich als Grundlage für eine griechische Literaturgeschichte dienen. Doch die Rollen, in denen Titel nach wissenschaftlichen Kategorien sortiert waren, wurden zum Vorbild für die gesamten antiken Verzeichnisse.


Die Mitarbeiter

Für die Übersetzungen und Kopien der Schriften war ein Reihe von Schreibern und Übersetzern notwendig. Der Leiter der Bibliothek war meistens ein angesehener Gelehrter oder Dichter, der auch oft der Erzieher des königlichen Prinzen war. Er kümmerte sich in erster Linie um den Erwerb von Schriften.


Wie Bücher erworben wurden

Um das ehrgeizige Ziel einer kompletten Sammlung griechischer Literatur zu erreichen, griff man manchmal auch auf nicht ganz legale Mittel zurück. So musste etwa jedes Schiff, das im Hafen von Alexandria anlegte, seine mitgeführten Schriftrollen abgeben.

Diese wurden von Schreibern kopiert. Die Besitzer erhielten die Kopien, die Originale wanderten in die Bibliothek.


Bis zu 700.000 Schriftrollen

Wie die Bibliothek angelegt war und wie sie ausgesehen hat, lässt sich heute nicht mehr sagen. Es gibt darüber kaum Quellen. Fest steht nur, dass sie ein Teil des Museions war, das im Palastbezirk von Alexandria errichtet worden war.

Wie viele Schriftrollen in den 550 Jahren, in denen die Bibliothek bestand, aufbewahrt wurden, steht nicht fest. Die Angaben schwanken je nach Zählweise der Rollen zwischen 40.000 und 700.000.


Das Ende der Bibliothek

Über den Untergang der Bibliothek kursieren mehrere Versionen. Einerseits soll sie 47 v. Chr. abgebrannt sein, als Julius Cäsar im Hafen liegende Schiffe in Brand stecken ließ. Eine andere Version erzählt von der Zerstörung durch Araber, als sie 640 n. Chr. Alexandria eroberten.

Doch tatsächlich dürfte die Bibliothek 272 n. Chr. abgebrannt sein. In diesem Jahr wurde das Palastviertel von Alexandria bei Kämpfen zwischen Kaiser Aurelian und der Herrscherin von Palmyra (Syrien) zerstört – und damit wohl auch die Bibliothek.

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