Bauwerk

Bundesschule Aspern
fasch&fuchs.architekten - Wien (A) - 2017
Bundesschule Aspern, Foto: Hertha Hurnaus

Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2019

31. Juli 2019 - newroom
Die weiße Membran, die sich an drei Seiten um das Gebäude legt, verrät im metaphorischen Sinn sehr viel über die Philosophie, die der Schule zugrunde liegt: Je nach Lichtsituation wirkt das Gewebe entweder wie ein blütenweißer schützender Mantel oder lässt luftig und transluzent die Konstruktion dahinter erahnen. Es ist kein starrer Panzer, der nach außen abschottet, sondern eine schmiegsame Haut, die Durchlässigkeit zwischen dem Schulbetrieb und dem Quartier draußen symbolisiert. Teil der Stadt und nicht ein Teil in der Stadt ist die Schule. Sie besitzt keinen eigenen Vorplatz: So groß könnte der gar nicht sein, dass alle 1100 Schülerinnen und Schüler Platz hätten. Der Schulplatz ist in gewisser Weise der ganze Maria-Trapp-Platz, der wichtigste Markt- und Veranstaltungsplatz der Seestadt. Von hier saugt die Schule förmlich ihr Publikum ins Innere, um es mit einem alle Sinne inspirierenden räumlichen Kosmos zu empfangen.

Inspirierende Lern- und Lebenswelt
Hemma Fasch, Jakob Fuchs und Fred Hofbauer haben ein vom Bildungsministerium und der BIG gewünschtes neuartiges Raum- und Funktionsprogramm in einer Art und Weise umgesetzt, dass einen die Sehnsucht beschleicht, selbst wieder in die Schule gehen zu dürfen. Nichts, rein gar nichts hat dieses Gebäude mit gewohnten Bildern von Schule zu tun. Es gelang nicht nur die in der Wettbewerbsauslobung gewünschte Arbeits- und Lernlandschaft, „die individuelle Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen, selbstorganisiertes und offenes Lernen sowie Projektunterricht“ ermöglicht, sondern darüber hinaus ein inspirierender Ort, der zukunftsfroh macht. Schon in der Aula, einem großen lichtdurchfluteten Atrium, flankiert von mit Brücken verbundenen Galerien und signalroten Treppen – eine davon als breite „Lesetreppe“ ausgebildet –, offenbart sich, dass in dieser Schule die Möglichkeitsräume groß sind.

Die zahlreichen Sicht- und Wegverbindungen zelebrieren das gerade in einer Schule dieser Dimension wichtige Erlebbarmachen von Gemeinschaft. Viel Glas, oft raumhoch, Deckenuntersichten aus Beton, zarte Stahlnetze, offen geführte Leitungen, Holzoberflächen und Linoleum fügen sich zu einem Organismus, bei dem jeder Bestandteil seinen Sinn hat.

Licht, Luft und Farbe
Eine Hauptrolle spielt das Tageslicht, das von allen Seiten dank eines geschickt gesetzten Zusammenspiels opaker und transparenter Flächen das Gebäude bis in den letzten Winkel durchdringt. „Untertags wird kaum Kunstlicht benötigt“, weiß BIG-Projektleiter Gottfried Flicker zu berichten und zeigt sich stolz darauf, dass die Verbindung zwischen Architektur und Nachhaltigkeit sehr gut gelungen ist. Ohne nennenswerte Energiekosten kommt die Kühlung des Gebäudes aus, die mittels Brunnenwasser und konsequenter Bauteilaktivierung geschieht und selbst an hochsommerlichen Tagen für ein angenehmes Raumklima sorgt. Bei der Auswahl der Baumaterialien wurde auf emissionsarme Produkte Wert gelegt und darauf, dass sie in ihrer spezifischen Materialität zur Wirkung kommen, was für visuelle und haptische Authentizität sorgt.

Nach sehr bewussten, künstlerischen Überlegungen von Gustav Deutsch und Hanna Schimek kam die Farbpalette der Schule zustande. Sie übernimmt zugleich Aufgaben eines visuellen Orientierungssystems und unterstreicht sowohl die architektonische Struktur als auch die ihr zugrunde liegenden pädagogischen Konzepte.

An das bambusbepflanzte Schulwäldchen im Herzen des Gebäudes sind im Erdgeschoß Mensa, Bibliothek und Mehrzweckraum angelagert. Jederzeit Zugang ins Freie und an die frische Luft zu gewährleisten, war ein wichtiges Kriterium bei der Konzeption der Obergeschoße. Im Ersten sind die Bildungseinheiten der Unterstufe in Clustern gebündelt: Vier Unterrichtsräume sind um eine offene Lernzone gruppiert und können dank Schiebewänden mit dieser verbunden werden. Eine Ebene darüber ist die Oberstufe im Departmentsystem organisiert. Nicht die Lehrerinnen und Lehrer kommen zu den Klassen, sondern umgekehrt wandern die Schülerinnen und Schüler zum Unterricht in die einzelnen Departments. Es gibt daher keine Stammklassen, sondern sogenannte Homebases, in denen die Jugendlichen die Zeit zwischen und außerhalb der Unterrichtstunden frei gestalten können. Wie auch die Unterrichtsräume und Lernzonen der Cluster darunter haben sie direkten Zugang auf die gebäudebreiten Terrassen. „Die unglaubliche Flora, die wir hier vorgefunden haben, wollten wir in einer Ruderalbepflanzung beibehalten“, erklärt Architektin Hemma Fasch. Und so entstand der Schule vorgelagert eine abwechslungsreiche terrassierte Stadtwildnis auf mehreren Ebenen, die in die unverbaute Weite zu den ebenerdigen Freianlagen und dem anschließenden Hannah-Arendt-Park übergeht, und so die Schule eins werden lässt mit der Stadtlandschaft.

Es ist die perfekte Schule – sowohl für die wachsende Seestadt Aspern als auch die junge
„Generation Klima“, die problembewusst, aber nicht spaßbefreit angetreten ist, die Klimawende herbeizuführen. (Text: Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2019)

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wettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Bildungsquartier Bundesschulgebäude aspern Die Seestadt - Teilgebiet 2 hervorgegangen

1. Rang, Gewinner, 1. Preis
fasch & fuchs ZT GmbH


2. Rang, Preis
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH


3. Rang, Preis
PLOV Architekten ZT GmbH


4. Rang, Preis
Johannes Daniel Michel Generalplaner GmbH & Co KG


5. Rang, Preis
Michael J. Patzelt


6. Rang, Preis
Zinterl Architekten ZT GmbH


7. Rang, Preis
Alexander Beck


8. Rang, Preis
Ulrich Burtscher, Marianne Durig


1. Nachrücker auf Preise
Nussmüller Architekten ZT GmbH


2. Nachrücker auf Preise
Architektur Consult ZT GmbH


3. Nachrücker auf Preise
otmarhasler-architektur ZT GmbH


1. Stufe
klictechnics hochbau GmbH, Gmeiner & Haferl ZT GmbH


1. Stufe
Tamas Morocz


1. Stufe
Zechner & Zechner ZT GmbH


1. Stufe
Roland Fornezzi


1. Stufe
Stefano Cortellaro


1. Stufe
Ortner & Ortner Baukunst ZT GmbH, Christian Heuchel


1. Stufe
Alexa Zahn


1. Stufe
Soyka Silber Soyka Architekten


1. Stufe
Wolfgang Weidinger ZT GmbH


1. Stufe
SOLID architecture ZT GmbH


1. Stufe
Michelle P. Howard


1. Stufe
Schluder Architektur ZT GmbH


1. Stufe
Martin Kohlbauer ZT GmbH


1. Stufe
Valentin Radkov


1. Stufe
Daniel Fügenschuh


1. Stufe
Architects Collective ZT-GmbH


1. Stufe
hke Hochholdinger Knauer Engl Architekten ZT GmbH, Franz Berzl


1. Stufe
Roland Heyszl


1. Stufe
NMPB Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Irisarri-Pinera S.L.P.


1. Stufe
Bronner Architekturgesellschaft mbH


1. Stufe
Andreas Sternecker


1. Stufe
Paul Teichmann


1. Stufe
Bernhard Rosensteiner, Riepl Kaufmann Bammer Architektur


1. Stufe
BOARD


1. Stufe
franz zt gmbh


1. Stufe
AKF Architektur Kollektiv Favorit, Philipp Rudigier, Carl Schläffer


1. Stufe
Berger + Parkkinen Architekten ZT GmbH


1. Stufe
Ernst Giselbrecht+Partner Architektur ZT-GMBH


1. Stufe
SHIBUKAWA EDER Architects ZT GmbH


1. Stufe
Erich Gruber


1. Stufe
Geiswinkler & Geiswinkler Architekten ZT GmbH


1. Stufe
ma.lo architectural office, Markus Malin, Eva López


1. Stufe
Thomas Alexander Wolf


1. Stufe
Herwig Martl


1. Stufe
aoffice - Arch. DI Gerhard Höllmüller


1. Stufe
Erik Testor


1. Stufe
Thomas Scheiblauer


1. Stufe
Johannes Scheurecker


1. Stufe
feld72 architekten zt gmbh


1. Stufe
pendlarchitects, Paula Huotelin Arkitehti safa


1. Stufe
Plan Forward GmbH


1. Stufe
Muhr & Scheidemandel Architekten ZT OG


1. Stufe
Elisabeth Plank


1. Stufe
kirsch ZT GmbH


1. Stufe
PENTAPLAN ZT-GmbH


1. Stufe
Manfred Rudy


1. Stufe
Josef Chybik, Michal Kristof, Martin Rudis


1. Stufe
riccione architekten


1. Stufe
Werner Silbermayr, Guido Welzl


1. Stufe
Christoph Reinhold


1. Stufe
ARCHMP Moosbrugger Pfandl ZT GmbH


1. Stufe
Ekkehart Keintzel


1. Stufe
Guido Seeger, Karl Heinz Winkler


1. Stufe
Gildo Eisenhart


1. Stufe
ravnikar | potokar | arhitekturni biro d.o.o.


1. Stufe
Wunderkammer Architects


1. Stufe
HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH


1. Stufe
Roland Basista


1. Stufe
Susanne Quester, Thomas Alzinger