Veranstaltung

Architekturtage 2004
Veranstaltung
4. Juni 2004 bis 5. Juni 2004
in ganz Österreich

Veranstalter:in: Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten, Architekturstiftung Österreich, Verein Architekturtage

Rostiger Stahl für ein Industriebiotop

27. Mai 2004 - Robert Fabach
Beständige Entwicklung und symbiotische Lebensformen sind typische Merkmale von biologischen Systemen. Historische Ablagerungen und evolutionäre Verdrängungsprozesse finden sich als gebaute Analogien auch bei der „Neuen Naturschau“ in Dornbirn, die von den Architektenteams Dietrich/Untertrifaller und Kaufmann/Lenz errichtet wurde.

Selbst die Dornbirner Stadtentwicklung und die aktuelle Vorarlberger Architekturszene im Allgemeinen, die seit jeher ein gutes Verhältnis zu ihrem architektonischen Erbgut pflegt, ließe sich mit diesen Begriffen aus der Biologie beschreiben.

In Dornbirn war aus einem Hammerwerk in einer Folge von Umbauten eine Produktionsstätte für die Schwerindustrie entstanden. Der wirtschaftliche Wandel hatte schließlich den industriellen Organismus zum Absterben gebracht und die wachsende Stadt drängte auf das „leere Gehäuse“, das nunmehr in ihrem Inneren lag.

Einer beherzten und architektonischen Visionen gegenüber sehr aufgeschlossenen Stadtplanung ist es zu verdanken, dass eine neue Spezies eines naturkundlichen Museums sich auf dem Gelände einnisten konnte.

Es ist eingebettet in einen formal schlichten Stadtgarten der Landschaftsarchitekten Rotzler-Krebs aus Zürich, der den collageartigen Charakter der Anlage weiterträgt.

Die Architekten hielten an den Gebäudehüllen die Spuren des industriellen Gebrauchs ablesbar. Das Naturmuseum wird nun quasi von einem Industriemuseum umhüllt.

Stählerne Bühnen wurden eingestellt, darunter weitere Schauräume abgegraben, sodass sich die Ausstellung auf einer ausgedehnten Abfolge von Wegen und Räumen entwickelt.


Inszenierte Patina

Sonnenschutzfolien in den Fenstern gleichen die Helligkeit den zahlreichen Projektionen und Screens an und verwandeln den Blick nach draußen in faszinierend unwirkliche Szenerien. Von außen hingegen zeigt sich der Bau beunruhigend uneinsehbar.

Die Struktur der stark desolaten Außenfassaden wurde wieder hergestellt und ihre grau verputzte Oberfläche durch eine inszenierte Patina in einen historischen Schwebezustand versetzt.

Als neu angefügte Organismen halten vorgerostete Stahlblech-Körper mit Wirtschaftsräumen und Verbindungsgängen sowie Labors und Büros in zwei Kuben aus Beton, Holz und Glas den historischen Kern am Leben.

Großformatige, mit Vergrößerungen von Rostpartikeln bedruckte Screens üben sich in einer schmetterlingshaften Mimikry.

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