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O&O Baukunst, HNP architects ZT GmbH, Lintl & Lintl - Wien (A) - 2006

Was wird verwirklicht?

Noch heuer sollte mit den Abbrucharbeiten der bestehenden Bahnhofsüberbauung begonnen werden.

17. März 2003
Nach den ursprünglichen Pläne der B.A.I. (Bauträger Austria Immobilien GmbH) hätten für das Projekt Wien-Mitte drei Büro-Hochhäuser (eines mit 97 Metern, zwei mit je 87 Metern) errichtet werden sollen.

Die Kosten für das bis Ende 2005 geplante Projekt wurden mit rund 300 Millionen Euro angesetzt.


Bahnhofs-Überbauung

Der Bahnhof Wien-Mitte sollte mit einer 17.000 Quadratmeter großen Platte überbaut werden. An einer Längs- und einer Schmalseite waren die drei Hochhäuser der B.A.I. geplant. Auf der anderen Seite der Marxer Brücke wird bereits ein weiterer Turm - der Vienna City Tower - gebaut. Bauträger für dieses 87 Meter hohe Gebäude ist aber nicht B.A.I., sondern die IMMO-Finanz.

Gemäß den Plänen des Bauträgers sollten rund 28.000 Quadratmeter an Flächen für den Bahnhof, den City-Check-In für den Flughafen, sowie für Einkauf, Gastronomie und Freizeit errichtet werden. Zusätzlich waren 29.000 Quadratmeter an Büroflächen und ein Hotel mit 340 Zimmern geplant. Was davon verwirklicht wird, ist nach dem Aus für das Hochhaus-Projekt zum Teil offen. Lediglich für den City-Check-In sind Vorarbeiten bereits im Gang.


Scheitern nach Welterbe-Debatte

Bereits seit Jahren wogt der Streit um die Hochhaus-Pläne. Verschärft hat sich die Auseinandersetzung, seit die Wiener Innenstadt am 13. Dezember 2001 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen worden ist. Das Welterbekomitee empfahl schon damals ein Überdenken der Höhe und des Volumens der geplanten Bauten.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) kündigte noch am Tag der Aufnahme in die UNESCO-Liste Gespräche mit dem Bauträger an. Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S) nahm Gespräche mit dem Investor, der B.A.I. (Bauträger Austria Immobilien), auf.


Bauträger zunächst stur

Die Forderungen der Projektkritiker - FPÖ, Denkmalschutz-Experten, eine Bürgerinitiative und namhafte Architekten - nach einer Reduktion stieß bei der B.A.I. zunächst aber auf taube Ohren: Im März 2002 wurde verkündet, dass die Türme wie geplant bis zu 97 Meter hoch gebaut würden. Eine Verkleinerung wurde aus Gründen der Wirtschaftlichkeit abgelehnt.

Die Stadt hatte keine rechtliche Handhabe: Für die Türme gab es seit Mai 2000 - also der Amtszeit von VP-Planungsstadtrat Berhard Görg - einen entsprechenden Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Im August 2000 war der Fluchtlinienbescheid erlassen worden. Am 22. Juli 2002 erhielt die B.A.I. dann die Baubewilligung für drei Türme, einer davon 97 Meter und zwei 87 Meter hoch.


Warnungen vor „Welterbe“-Verlust

Unterdessen wurden Stimmen laut, die vor einem Verlust des Welterbe-Prädikats warnten. Im Mai 2002 kam deshalb Francesco Bandarin, Direktor des UNESCO-Welterbebüros aus Paris zum Lokalaugenschein nach Wien. Er betonte, dass die Gefahr einer Streichung von der Welterbeliste nicht ernstlich gegeben sei. Wenig später, im Juli 2002, drohte das UNESCO-Welterbekomitee aber in einer Sitzung in Budapest mit dem Prädikatsentzug. Die Stadt Wien wurde dringend zu einem Bericht aufgefordert.

Für einen Paukenschlag sorgte dann Michael Petzet, Präsident von ICOMOS („International Council on Monuments and Sites“, der UNESCO-Fachbeirat für Weltkulturerbe). In einem APA-Interview kündigte er an, sich für die Aberkennung des Prädikats „Weltkulturerbe“ einzusetzen, falls das Hochhausprojekt verwirklicht werde.


B.A.I. forderte finanziellen Ausgleich

Anfang Oktober 2002 versuchte Wien, die UNESCO mit dem gewünschten Bericht zu beschwichtigen: Die „visuelle Integrität“ der Altstadt sei nicht gefährdet, wurde versichert. Die Stadt lege Wert darauf, auf der Welterbeliste vertreten zu sein. Man werde sich um Kompatibilität des Projekts bemühen.

Während sich der Beginn der Bauarbeiten an dem abgewohnten Bahnhof nahe der Innenstadt verzögerte, der benachbarte „City Tower“ der Immofinanz aber bereits in die Höhe wuchs, wurde bekannt, dass die B.A.I. einen finanziellen Ausgleich für eine allfällige Reduktion der Turmhöhe auf das Ausmaß des benachbarten Hilton Hotels (rund 60 Meter) haben wollte.


Höhen-Limit aus Österreich

Die Stadt verhandelte unterdessen mit der UNESCO. Im Februar 2003 gab Wiens Welterbe-Beauftragter Arnold Klotz bekannt, dass diese zwar eine Reduktion fordere, dafür aber kein absolutes Limit setze. Genau jenes kam aber kurz darauf von ICOMOS-Österreich: Präsident Wilfried Lipp forderte eine grundlegende Neuplanung mit der Hilton-Höhe als Limit, andernfalls sei die Vereinbarkeit mit dem Welterbe-Prädikat nicht gegeben.


Hektische Verhandlungen

Die FPÖ forderte daraufhin einen sofortigen Stopp für das Projekt. Bürgermeister Häupl begann sich Sorgen um einen Ausstieg der B.A.I. zu machen und übte Kritik an potenziellen „Mördern des Projekts“. Geheimnisvoll kündigte er an, dass die Stadt bereits an ein Alternativprojekt denke. Im Februar und März wurde zwischen Vertretern der Stadt und der B.A.I. hektisch verhandelt.

Nachdem bereits über eine Neuplanung samt Architektenwettbewerb spekuliert wurde, die B.A.I. aber weiter eine Aufgabe dementierte, erklärte Häupl am Donnerstag das Projekt für tot. Mit der offiziellen Bekanntgabe des Projektausstiegs durch die B.A.I. am Freitag fanden die hoch fliegenden Hochhauspläne schließlich endgültig ihr Ende.

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