Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Festspielhaus-Streit: Juristen sind am Zug

Holzbauer: Auswahlverfahren „unkorrekt“

18. April 2002 - Ute Woltron
Wien - Wie DER STANDARD gestern berichtete, spitzt sich der Konflikt um den Umbau des Kleinen Salzburger Festspielhauses zu. Wilhelm Holzbauers Berufung beim Vergabekontrollsenat wurde stattgegeben. Der im Bewerbungsverfahren im Herbst erstgereihten Bietergruppe Hermann & Valentiny, Wimmer Zaic wurde die bereits erfolgte Auftragsvergabe aberkannt.

Holzbauer will zu den in der gestrigen STANDARD-Ausgabe erhobenen schweren Anschuldigungen Franz Valentinys keine Stellung beziehen: „Auf diesem Niveau sage ich gar nichts.“ Er selbst habe jahrelang am Kleinen Festspielhaus gearbeitet, diverse Studien erstellt und fühle sich als Holzmeisters Schüler dessen Tradition verpflichtet. „Ich meine“, so der Wiener Architekt, „dass das von der Jury empfohlene Projekt mit einer geplanten Aufstockung das wichtige Ensemble zerstört, das die Keimzelle der Salzburger Festspiele darstellt. Ich habe versucht, mit Hermann & Valentiny zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, bin aber gescheitert.“


Dreifacher Verstoß

Für Holzbauer lief „das gesamte Verfahren unkorrekt“ ab, Schützenhilfe bekommt er vom Wiener Kollegen Hans Lechner, der an der Verfahrensvorbereitung und Betreuung maßgeblich beteiligt war. Lechner meint, er habe bereits während der Jurierung mehrfach darauf hingewiesen, dass das Siegerprojekt in drei Punkten gegen die Ausschreibung verstoße: Obwohl nur ein Projekt präsentiert werden durfte, hätten Hermann & Valentiny, Wimmer Zaic zwei Varianten erstellt, mit ihren Planungen in explizit ausgewiesene Tabuzonen eingegriffen sowie das vorgegebene Kostenlimit von 400 Millionen Schilling um 86 Millionen überschritten.

Auf die Frage, warum er in der prominent besetzten Jury auf taube Ohren gestoßen sei, meint er: „Valentiny hat einen brillanten Vortrag gehalten, das Beste, was ich in Sachen Wettbewerbspräsentation je gehört habe, und damit wurden die Weichen gestellt.“

Holzbauer, so Lechner, hätte sich im Gegensatz zu den Gewinnern an alle Regeln gehalten, ein juristisches Nachspiel sei zu erwarten gewesen. Die Verteuerung des Siegerprojektes, so Lechner, erkläre sich unter anderem durch den Umstand, dass es im Bereich eines erst vor wenigen Jahren errichteten Rohrkanals Umbauten vorsehe, die eine Adaptierung der gesamten Statik dieser Zone erfordern würden. Lechner: „Insgesamt ist zu sagen, dass der Auslober offensichtlich nicht ganz korrekt vorgegangen ist. Holzbauer hat das aufgegriffen.“

Drei mögliche Szenarien zeichnen sich nun ab: Die Siegergruppe könnte mit Wilhelm Holzbauer gemeinsame Sache und ein adaptiertes Projekt machen, was nach den Konflikten der vergangenen Monate unwahrscheinlich ist, aber die rascheste Lösung wäre. Das Verfahren könnte mit denselben Teilnehmern noch einmal ganz von vorne aufgerollt werden, was eine Nachprüfung durch den Vergabekontrollsenat mit sich zöge. Dritte Variante: Das Verfahren könnte noch einmal öffentlich ausgeschrieben werden, was in eine Schadenersatzklage der Teilnehmer des Erstverfahrens münden könnte.

Wilhelm Holzbauer hat genug juristischen Zündstoff in der Hand, um eine Entscheidung jahrelang hinauszuzögern. Die Salzburger Festspiele selbst kommen als Auftraggeber in argen Zugzwang, will man das Haus wie geplant im Mozart-Jahr 2006 eröffnen. Jedes Neuverfahren dauert mindestens ein halbes Jahr, doch wollte man rechtzeitig fertig sein, müssten die Bauarbeiten heuer noch in Angriff genommen werden.

Genau deshalb werfen die Erstgereihten dem Vergabeamt unnötige Verzögerungstaktik vor, denn nur mit Holzbauer im Team scheint ein rechtzeitiger Baustart möglich. Valentiny: „Warum ließ man sich sonst so lange Zeit mit der Entscheidung?“

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